26. Virgin Media Inc.

Umsatz 2010: £ 3,876 Mrd. (€ 4,518 Mrd.)

Überblick

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Virgin Media Inc., ein Fusionsprodukt aus den Kabelanbietern NTL und Telewest und dem Mobilfunkanbieter Virgin Mobile, ist der erste Medien- und Kommunikationskonzern Englands, der Fernseh-, Internet-, Festnetztelefonie- und Mobilfunkdienste aus einer Hand vertreibt.

Basisdaten

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Virgin Media Corporate Headquarters 
909 Third Avenue, Suite 2863.
New York NY 10022
Tel.: 001-212-906-8440
Fax: 001-212-397-59-49

Virgin Media Operational Headquarters
Bartley Wood Business Park,
Bartley Way, Hook,
RG27 9UP, Great Britain
Tel: +44 (0)1256 752000
Internet: www.virginmedia.com

Rechtsform: Aktiengesellschaft
Geschäftsjahr: 01.01. – 31.12.
Gründungsjahr:  4. Juli 2006 (Virgin Media); 1992 (NTL); 1984 (Telewest)

Tab. I: Ökonomische Basisdaten
2011201020092008200720062005
Umsatz (in Mio. £)3.9923.8763.804,44.015,94.073,73.602,21.947,6
Gewinn (Verlust) nach Steuern (in Mio. £)75,9(141,4)132*(339,3)*16,6*9,8*(19,7)*
Aktienkurs (in $, Jahresende)21,3527,2416,794,9917,0927,527,78**
Dividende (pro Aktie in £)0,160,160,160,160,130,03--
Beschäftigtek.A.k.A.12.107k.A.

15.060

17.034k.A.

*Operating Income
**zum damaligen Zeitpunkt als NTL an der Börse gehandelt

Tab. II: Umsatz nach Segmenten (in Mio. £)
Sparten20112010200920082007
Kabel (Kunden)3.354,43.279,03.083,13.029,0

3.087,3

Kabel (Business)637,4596,8580,8626,0

641,8

Contentk.A.(2,7)*140,5121,8

109,5

* Income (Loss) on discontinued operations

Geschäftsführung

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Geschäftsführung /Management Team:

  • Neil Berkett, CEO
  • Andrew Barron, Chief Customer & Officer Operations
  • Eamonn O'Hare, Chief Financial Officer
  • Scott Dresser, General Counsel & Company Secretary
  • Elisa Nardi, Chief People Officer
  • Marin Wyke, Chief Information Officer
  • Paul Buttery, Chief Customer and Networks Officer



Vorstand/Board of Directors:

  • James F. Mooney, Sirius Satellite Radio, CRN
  • Neil Berkett, Virgin Media
  • Eamonn O'Hare, Virgin Media
  • Charles Allen, Global Radio
  • William R. Huff, W.R. Huff Asset Management Co.
  • Gordon McCallum, Virgin Group
  • George R. Zoffinger, New Jersey Resources Inc.
  • James A. Chiddix, Open TV Corp.
  • Andrew Cole, Asurion
  • Steven J. Simmons, Simmons/ Patriot Media Communications
  • John Rigsby, Bright House Networks
  • Doreen A. Toben, ehemals Verizon Communications


Hauptanteilseigner: Virgin Entertainment Investment Holdings (Richard Branson), James F. Mooney, Neil Berkett, Eamonn O'Hare, Charles Allen (für eine Übersicht der institutionellen Anteilseigner siehe Virgin Media-Homepage).

Geschichte und Profil

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Der Konzern Virgin Media, wie er in seiner heutigen Form existiert, ist das Produkt einer Reihe von länderübergreifenden Fusionen und Joint Ventures, angesichts derer man schnell den Überblick verlieren kann. Grundsätzlich spielen drei Firmen eine zentrale Rolle bei der Genese des einflussreichsten und diversifiziertesten Medienkonzerns Groß Britanniens: National Transcommunications Limited (NTL), Telewest und die Virgin Group.

Der älteste der drei Konzerne ist der Kabelnetzbetreiber Telewest, der 1984 unter dem Namen Croydon Cable gegründet wurde. Vier Jahre später wurde Croydon von United Cable of Denver aufgekauft, das wiederum 1989 mit United Artists Cable fusionierte. Doch damit nicht genug: 1991 wurde United Artists Cable mit Tele-Communications, Inc. (TCI) zusammengeschlossen, die zusammen den damaligen größten Kabelanbieter Nordamerikas formten. In der Folge sorgte ein Joint Venture zwischen TCI und dem Kommunikationsunternehmen US West für eine Umbenennung in Telewest. 1995 erreichte das Kabelnetz von Telewest bereits 1.3 Millionen Haushalte, nicht zuletzt wegen der Übernahme von SBC Communications. Durch Aufkäufe von Konkurrenten wie General Cable, Birmingham Cable, Cable London und Flextech vergrößerte Telewest seine Reichweite auf fast fünf Millionen Haushalte in den USA und Großbritannien.

Die Anfänge von NTL gehen auf den 1981 von Barclay Knapp und George Blumenthal in Groß Britannien gegründeten Mobilfunkbetreiber Cellular Communications zurück. Um ein Stück des Kuchens zu erhalten, der durch die Liberalisierung des britischen Kabelnetzes entstanden war, wurde 1993 die Tochterfirma International Cable Tel ins Leben gerufen. Was folgte, war der Startschuss für eine aggressive Expansionstour, an deren Ende die Marktführerschaft auf dem Kabel- und Telefoniemarkt der grünen Insel stand. Diverse Akquisitionen von britischen Konkurrenten und ein gleichzeitiger Ausbau des Glasfasernetzes sorgten für eine Monopolstellung, die es Cable Tel als einzigem Konzern in Groß Britannien ermöglichte, den Kunden Fernsehen und Telefondienste aus einer Hand anzubieten. 1996 verfügte Cable Tel über einen Stamm von etwa zweieinhalb Millionen Kunden in Städten wie Glasgow, Cardiff oder Newport. Im selben Jahr kauften Knapp und Blumenthal schließlich NTL, den privatisierten Nachfolger der britischen Kabelnetzbehörde IBA (Independent Broadcasting Authority), dessen Namen sie 1998 für ihr gesamtes Unternehmen adaptierten.  Durch ein Joint-Venture mit Virgin.net stieg NTL in das Internetzugangsgeschäft ein und expandierte auch zunehmend außerhalb des Vereinten Königreiches, etwa durch Minderheitsbeteiligungen an der deutschen Firma eKabel oder dem schwedischen Pendant Svenska Bredbandsbolaget.

Allerdings zeigte der ab dem Jahr 2000 einsetzende Zusammenbruch des Telekommunikationsmarkts NTL mehr als deutlich die Grenzen des Wachstums auf. Ein verantwortungsloser Umgang von CEO Knapp mit den in Zeiten der Euphorie der Neunziger zur Verfügung gestellten Bankkrediten ließ NTL einen Schuldenberg von 19 Milliarden Euro anhäufen, der 2002 in die Insolvenz führte.
Im Zuge der Rekapitalisierung des Konzerns wurde die Führungsetage ausgewechselt, der kontinentaleuropäische sowie der irische Geschäftsbereich abgestoßen und die Rundfunksparte an die Macquire Communications Infrastructure Group veräußert. Stattdessen begann man 2005 „Video On Demand“ anzubieten.

Im März 2006 schließlich kreuzten sich die Wege von Telewest und NTL. Die Fusion ließ den neuen Konzern NTL: Telewest Business entstehen, der fortan sogenannte „Triple-Play Services“ anbot (TV, Festnetztelefonie, Breitband).
Doch um das Angebot mittels eines Mobilfunkdienstes eine Stufe höher auf „Quadruple-Play“ (Triple-play + Mobilfunk) zu erweitern, schloss NTL:Telewest im Juli 2006 die Akquisition von Virgin Mobile ab, der Mobilfunksparte von Sir Richard Bransons Firmenimperium Virgin Group. Für 962 Millionen Pfund wechselte Virgin Mobile den Besitzer, wobei Branson sowohl Bargeld als auch mehr als zehn Prozent Aktienanteile am neuen Konzern erhielt. Aufgrund der Attraktivität und dem Bekanntheitsgrad der Marke „Virgin“ wurde vor der Übernahme eine Vereinbarung über ein 30 Jahre andauerndes exklusives Nutzungsrechte des Namens der Marke Virgin ausgehandelt. Seit Februar 2007 firmiert der Zusammenschluss aus NTL: Telewest Business und Virgin Mobile unter dem Namen Virgin Media Inc..

Das erste Geschäftsjahr war für Virgin Media vor allem durch einen in der Öffentlichkeit ausgetragenen Schlagabtausch mit der konkurrierenden News Corp.-Tochter British Sky Broadcasting (BSkyB) geprägt. BSkyB, der Betreiber des größten Pay-TV-Anbieters Sky wurde bis Ende 2007 von James Murdoch, dem Sohn von Medienmogul Rupert Murdoch, gemanagt und strahlt traditionell die attraktiveren Hollywood-Serien sowie englischen Premier League-Fußball aus.
Ausgangspunkt für die Fehde waren Pläne von Virgin Media, mit dem Marktführer unter den britischen Privatfernsehsendern, ITV, zu fusionieren. Doch als James Murdoch davon erfuhr, eignete er sich für eine knappe Milliarde Pfund Aktienanteile an ITV an und ließ auf diese Weise die Fusion platzen.
Die entrüsteten Reaktionen von Seiten Virgin Media ließen nicht lange auf sich warten. Ex-CEO Burch nannte BSkyBs Geschäftspraktiken „unfair“. Richard Branson bezeichnete Murdoch als „Gefahr für die Demokratie“. Er drängte Wirtschaftsminister Alistair Darling dazu, eine Untersuchung bei der Ofcom-Behörde (Office for Communication) einzuleiten. Diese kam zu dem Ergebnis, dass Sky seine Anteile an ITV wieder verkaufen muss, was der Satellitensender erst Anfang 2010 zähneknirschend akzeptierte.

In der Zwischenzeit übte sich BSkyB in Vergeltung und entfernte im März 2007 praktisch über Nacht Sky-Sender, die Top-Serien wie „Lost“, „24“ oder „The Simpsons“ ausstrahlen aus den Fernsehpaketen für Virgin Media-Kunden. Zuvor hatte BSkyB die illusorische Forderung gestellt, die Sender für 35 Millionen Pfund im TV-Angebot von Virgin Media zu belassen, worauf sich die Virgin-Verantwortlichen nicht einließen. Der Schachzug, die Fernsehkonsumenten von ihren Lieblingsformaten abzukappen, wurde als besonders niederträchtiger Versuch gewertet, die Virgin-Kunden zu BSkyB zu locken. Tatsächlich verlor Virgin Media im zweiten Quartal 2007 rund 40.000 Kunden. Ihre Rivalität hinderte die beiden Konkurrenten jedoch nicht daran, Geschäfte miteinander zu machen. Nach einjährigen Verhandlungen verkaufte Virgin Media im Juni 2010 sämtliche seiner Fernsehkanäle für 160 Millionen Pfund an BskyB.

Management

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Virgin Medias erster Geschäftsführer Stephen Burch trat nach weniger als einem Jahr bereits zurück und wurde von Neil Berkett beerbt. Berketts Engagement war anfänglich nur als Interimslösung gedacht, der Konzern beauftragte eigens eine entsprechende Agentur für die Suche eines offiziellen Nachfolgers. Im März 2008 schließlich wurde der gebürtige Neuseeländer als offizieller CEO von Virgin Media inthronisiert. Ein Vorteil des als pragmatisch geltenden Berketts ist es, dass er sich offensichtlich besser mit dem einflussreichen Vorstandsvorsitzenden Mooney versteht als Vorgänger Burch. Ein erstes Ausrufezeichen setzte Berkett im März 2008, als er die Idee der Netzwerk-Neutralität als „einen Haufen Schwachsinn“ bezeichnete, und ankündigte, jeden Internet-Service oder jede Website, die nicht bereit wäre, eine Extra-Gebühr an Virgin Media zu zahlen „in die Warteschleife“ zu stellen.

Nicht ins operative Tagesgeschäft involviert, dafür aber mit 6,5-Prozent Aktienbesitz viertgrößter Anteilseigner ist Sir Richard Branson. Der Entrepreneur und „Hippie-Milliardär“ (FAZ) fungiert jedoch nicht nur als Namengeber, sondern bezieht auch immer wieder Stellung zu wichtigen Unternehmensfragen. Dabei spielt seine langjährige Erfahrung publicitywirksamer Selbstinszenierungsauftritte im Namen der Virgin Group eine wichtige Rolle, um nun auch den Virgin Media-Konzern angemessen zu promoten. Branson operiert Zeit seines Lebens mit dem „Trial & Error“-Prinzip: Bei den über 350 verschiedenen Firmen seines Imperiums, zu denen u. a. ein Cola-Ableger, ein Brautkleid-Hersteller, eine samoanische Billigfluglinie und ein Betreiber von Weltraumtourismus gehören, investiert er scheinbar wahllos Kapital in verschiedene Unternehmungen, um sich je nach Profit von ihnen wieder zu trennen oder an ihnen festzuhalten. Laut der im April 2010 von der Sunday Times veröffentlichten "Rich List" ist Richard Branson der reichste Medienunternehmer Großbritanniens. Branson verkaufte im May 2009 einen erheblichen Teil seiner Virgin Media-Anteile und trat die Stimmrechte für 12,8 Millionen Aktien an die Credit Suisse-Gruppe ab. Branson benötigt das Geld aus dem Verkauf, um in seine anderen weltweiten Projekte, darunter vor allem die amerikanische Fluglinie Virgin America, zu investieren.

Virgin Media gilt als einer der schlechtesten Arbeitgeber in Großbritannien. Für Aufsehen sorgte ein Anfang 2008 im Internet veröffentlichter Brief eines Servicemitarbeiters, der an Sir Richard Branson gerichtet war. Der anonyme Techniker ist dafür verantwortlich, im Auftrag von Virgin Media die Internetzugänge der Kunden zu installieren. Er skizzierte ein deprimierendes Bild über die Arbeitszustände der Servicekräfte, die von Virgin an die Firma Avonline ausgelagert wurden. Dem Brief zufolge leidet die Mehrheit der Belegschaft von Avonline unter Erschöpfungssymptomen, die aus einer den Mindestlohn unterschreitenden Bezahlung (weniger als umgerechnet fünf Euro pro Stunde), 72-Stunden-Wochen und mangelnder technischer Ausrüstung resultieren. Da die Techniker bei Hausbesuchen der Kunden zum Gesicht des Unternehmens werden, bekommen sie den ganzen Zorn unzufriedener Virgin-Kunden jeden Tag aufs Neue zu spüren.

Geschäftsfelder

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Virgin Media bietet seinen Kunden digitales Fernsehen, Mobilfunk- und Festnetztelefonie, sowie Breitband-Internetdienste. Ein als "Quadruple-Play" vermarktetes Paket aller vier Dienste, einst das wichtigste Produkt von Virgin Media, verliert zunehmend an Bedeutung. Unter CEO Berkett konzentriert sich das Unternehmen vor allem auf schnelle Breitband-Internetdienste.

Virgin Broadband
4,3 Millionen Menschen in Großbritannien nutzen die Breitband-Dienste von Virgin Media. Das Virgin-Netz umfasst 13 Millionen potenzielle Haushalte. Virgin Broadband bietet Nutzern - abhängig von ihrem Standort - verschieden schnelle Verbindungsgeschwindigkeiten an. Das ambitionierteste Projekt wurde im Dezember 2010 abgeschlossen: Ultra-schnelles Breitband-Internet ("Wideband") mit einer Übertragungsrate von 100 MB pro Sekunde. Der Download eines Musikalbums dauert bei einer solchen Übertragungsrate fünf Sekunden, ein Film weniger als 90 Sekunden. Damit ist Virgin Media neben Japan (wo in einigen Regionen Übertragungsraten von 160-200 MB pro Sekunde möglich sind) einer der schnellsten Internet Service Provider der westlichen Hemisphäre (in einer Testregion in Ostlondon gibt es sogar eine Virgin-Verbindung von 1,5 Gigabyte pro Sekunde). Doch damit nicht genug: Mit Hilfe des neuen Telekommunikationsstandard DOCSIS3 (Data Over Cable Service Interface Specification) plant Virgin Media in naher Zukunft sogar Übertragungsraten von 400 Mbps anzubieten. Wesentlich für die Verbreitung von Virgins Hochgeschwindigkeits-Netz wird jedoch eine Einigung mit ISP-Konkurrent BT sein. Virgin möchte die sich im Besitz von BT befindlichen Telegrafen-Masten in Großbritannien mitbenutzen, um für die Verlegung von Leitungen keine Straßen aufzureißen. Ob sich die Konkurrenten einigen ist fraglich: BT plant ebenfalls ein Hochgeschwindigkeitsnetz aufzubauen, das bis 2015 17 Millionen Haushalte umfasst.

Ende 2009 liefen Datenschützer gegen den Einsatz des auf Deep Packet Inspection-Technologie basierenden Programm CView Sturm, mit dem Virgin Media das Ausmaß der Internet-Piraterie seiner Nutzer messen wollte. Bemerkenswert ist dies vor allem, da Virgin Media diese Messungen freiwillig vornehmen wollte und nicht von Regierungsseite dazu verpflichtet wurde. Andere Internet Service Provider haben sich in der Vergangenheit damit gerühmt, keine DPI-Scans vorzunehmen, um die Privatsphäre der Nutzer zu respektieren. Nach heftigem Protest von Datenschützern nahm Virgin jedoch im September 2010 Abstand vom Einsatz der Technologie.

Virgin Media-Chef Neil Berkett ist einer der vehementesten Kritiker von YouView, dem online-basierten Video-On-Demand-Dienst, den die BBC gegenwärtig gemeinsam mit Channel Four, Channel Five und ITV sowie den Telekommunikationskonzernen BT, TalkTalk und Arqiva entwickelt. Das Joint Venture hat sich zum Ziel gesetzt, eine Open Source-basierte Plattform, die den Fernsehkonsum über das Internet (via spezieller Set-Top-Boxen) vereinheitlichen und vereinfachen soll. Virgin Media hat als Anbieter von Bezahl-Kabelfernsehen naturgemäß kein Interesse an einer Verbreitung solcher kostenlosen virtual cable-Technologien. Als der BBC-Trust das Vorhaben im Februar 2010 unter Auflagen genehmigte, tobte Berkett und sprach davon, der Trust hätte YouView einen Persilschein ausgefüllt. Eine weiteren Rückschlag musste Berkett im Oktober 2010 hinnehmen: Die Regulierungsbehörde Ofcom lehnte eine langwierige Untersuchung von YouView bis auf weiteres ab und machte damit den Weg frei für den Start von YouView in der ersten Halbjahr 2011.

Virgin Mobile
4,5 Millionen Menschen in Groß Britannien nutzen den Mobilfunkservice von Virgin Media. Wie bei herkömmlichen Anbietern können die Kunden zwischen diversen monatlichen Komplettpaketen, sowie verschiedenen Pay-as-you-go-Tarifen auswählen.

Virgin Phone
Virgin Phone ist das Festnetzpendant zu Virgin Mobile.

Virgin Television
Nach dem Verkauf seiner Fernsehsparte an BskyB tritt Virgin Television in erster Linie nur noch als Anbieter und Distributor von Kabelkanälen von Drittanbietern auf. Ein 50-prozentiger Anteil an UKTV, einem Joint Venture mit BBC Worldwide, wurde im August 2011 für 340 Millionen Pfund an Scripps Network verkauft. Eigene Fernsehinhalte möchte Virgin Media in der Zukunft nur noch für seinen im Oktober 2010 gestarteten 3D-On-Demand-Sender produzieren. So wird dort zum Beispiel geplant, dass von Virgin Media gesponserte "V"-Musikfestival in 3D zu übertragen.
 
Anfang 2011 brachte Virgin Media gemeinsam mit der US-Firma Tivo, die seit geraumer Zeit digitale Videorecorder produziert, eine Set-Top-Box auf den Markt . Damit koppelt Virgin über Breitband übertragenes On-Demand-Fernsehen und Internet mit regulärem Free-TV. Mit Hilfe der Technologie von Tivo können die verschiedenen Sendungen, Sender und Internet-Clips aufgezeichnet werden. Die bekannten Tivo-Suchfunktionen sollen wiederum mit Werbung versehen und vermarktet werden. Von dem Gerät verspricht sich Virgin Media im Jahr 2011 mehr als eine Milliarde On-Demand-Zugriffe. Richard Branson sieht in der TiVo-Box, einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil vor Konkurrenten wie BskyB.

Virgin Media Business
Seit November 2010 bietet Virgin Media seine Kommunikationsdienstleistungen im Rahmen eines Abkommens mit dem privaten Bildungs- und Forschungsnetzwerk JANET auch für Schulen, Universitäten und sonstigen Bildungseinrichtungen an.

Games
Virgin Media möchte in Zukunft verstärkt in den Video- und Computerspielbereich investieren. Ein erster Schritt in diese Richtung wurde im Februar 2010 unternommen, als Virgin Media gemeinsam mit dem Videospiel-Portal Videogamer.com eine eigene Website rund um Videospiele launchte. Im Juni 2010 wurde zudem die führende Videospiel-Turnierseite World Gaming akquiriert.

Aktuelle Entwicklungen

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Das Geschäftsjahr 2010 war insgesamt erfreulich für Virgin Media. Eine Anleihe von knapp einer Milliarde Pfund half dem Unternehmen seinen Schuldenberg (noch immer 5,7 Milliarden Pfund) zu refinanizieren, so dass Rating-Agenturen die Virgin-Aktien nicht mehr als sogenannte Schrottpapiere einzustufen. Im Zuge von mehr als 76,000 Neukunden konnte das Unternehmen 2010 Rekord-Ergebnisse erzielen. In Sachen Neukunden (76000 im Kalenderjahr 2010) konnte Virgin Media sogar Konkurrent BSkyB überholen, unter anderem wegen einer erfolgreichen Werbekampagne, die anderen Internet Service Providern vorwarf, bei der Angabe der proklamierten Datenübertragungsraten zu schwindeln. Nachdem sich die Konkurrenz beschwerte und eine Untersuchung einleitete, kam heraus, dass Virgin Medias Übertragungsraten tatsächlich am nächsten an den in Werbung kommunizierten Raten lagen. 

Mit dem Verkauf eines Großteils seiner Fernsehsender hat sich Virgin Media fast komplett aus der Produktion von Inhalten zurückgezogen. Virgins TV-Werbevermarkter IDS schloss seine Pforten und die Werbezeit wird zukünftig von Sky verkauft. Im Gegenzug wurde der jahrelange Disput über die Vorenthaltung von Sky-Programmen in Virgins Kabelnetz beendet, indem Virgin Media im Rahmen des Verkaufs ein langjähriges Recht eingeräumt wurde, die Sender Sky1, Sky News, Sky Arts sowie Skys HD-Sportkanäle zu vertreiben. 

Nachdem die Etablierung eines eigenständigen Musikportals mangels Einigung mit den vier großen Plattenfirmen scheiterte, ging Virgin Media stattdessen eine Kooperation mit dem Music-On-Demand-Dienst Spotify ein. Gegen eine monatliche Gebühr (für Virgin -Kunden deutlich günstiger) können User dort Millionen von Songs streamen.

Zudem wurden im Juli 2011 drei Männer festgenommen, die über Jahre hinweg manipulierte Set-Top-Boxen verkauften, mit denen man die Virgin-Sender kostenlos empfangen konnten. Die drei Männer, insgesamt zu 15 Jahren Haft verurteilt, produzierten einen jährlichen Schaden von mehr als 140 Millionen Pfund.