2. Walt Disney Corp.

Umsatz 2008: $ 37,843 Mrd. (€ 25,730 Mrd.)

Überblick

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Zu Disneys vertikal integriertem Medien- und Unterhaltungskonzern gehören die Walt Disney Filmstudios, mit ABC (American Broadcasting Company) eines der drei großen terrestrischen TV-Networks in den USA, zahlreiche Spartenkanäle wie Disney Channel, Disney XD, Disney Junior, FX und National Geographic, der Sportkanal ESPN, der Comic- und Filmverlag Marvel Entertainment und die Disneyland-Themenparks. Dazu übernahm Disney 2019 in einem aufsehenerregenden Geschäft die Filmsparte des Konkurrenten 21st Century Fox (jetzt: 20th Century Studios).

Basisdaten

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Hauptsitz:
500 South Buena Vista Street
Burbank, CA 91521
USA
Telefon: 001 818 5601000
Website: corporate.disney.go.com

Branchen: Film, Streaming, Free-TV/Pay-TV-Sender, TV-Produktion, Rechtehandel, TV-Sendestationen, Video/DVD, Radio,  Multimedia, Internet-Services, Buchverlage, Zeitschriften, Merchandising, Freizeitparks, Hotels
Rechtsform: Aktiengesellschaft
Geschäftsjahr: 01.10. - 30.09.
Gründungsjahr: 1923 (Disney Brothers Cartoon Studio), 1986 (Walt Disney Company)

 

Ökonomische Basisdaten (in Mio. $)
20222021202020192018
Umsatz 83.74567.41865.38869.57059.434
Gewinn (Verlust) 3.5052.507(2.442)10.91313.066
Aktienkurs (in $, Jahresende)86,88154,89181,18146,50109,61
Beschäftigte220.000190.000203.000223.000201.000
Umsatz nach Sparten (in Mio. $)
20222021
Disney Media and Entertaiment Distribution (DMED)55.04050.866
Disney Parks. Experiences & Products (DPEP)28.70516.552

Im Oktober 2020 wurden die Sparten Media Networks,
Studio Entertainment und Direct-to-Consumer
zusammengefasst In DMED.

202020192018
Media Networks28.39324.82721.922
Parks. Experiences & Networks16.50226.22524.701
Studio Entertainment9.63611.12710.065
Direct-to-Consumer & International16.9679.3863.414

Geschäftsführung

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Management:

  • Robert A. Iger, Chief Executive Officer, The Walt Disney Company
  • Asad Ayaz, Chief Brand Officer, The Walt Disney Company and President, Marketing, The Walt Disney Studios and Disney+
  • Alan Bergman, Co-Chairman, Disney Entertainment, The Walt Disney Company
  • David L. Bowdich, Senior Vice President and Chief Security Officer, The Walt Disney Company
  • Rebecca Campbell, Chairman, International Content and Operations, The Walt Disney Company
  • Jenny Cohen, Executive Vice President, Corporate Social Responsibility, The Walt Disney Company
  • Sonia Coleman, Senior Executive Vice President and Chief Human Resources Officer, The Walt Disney Company
  • Josh D’Amaro, Chairman, Disney Parks, Experiences and Products
  • Carlos A. Gómez, Senior Vice President and Treasurer, The Walt Disney Company
  • Horacio Gutierrez, Senior Executive Vice President, General Counsel and Secretary, The Walt Disney Company
  • Diane Jurgens, Executive Vice President, Enterprise Technology and Chief Information Officer, The Walt Disney Company
  • Christine M. McCarthy, Senior Executive Vice President, Chief Financial Officer, The Walt Disney Company
  • Jolene Negre, Associate General Counsel and Secretary, The Walt Disney Company
  • Latondra Newton, Senior Vice President, Chief Diversity Officer, The Walt Disney Company
  • James Pitaro, Chairman, ESPN and Sports Content, The Walt Disney Company
  • Alexis Quadrani, Senior Vice President, Investor Relations, The Walt Disney Company
  • Kristina Schake, Executive Vice President, Chief Communications Officer, The Walt Disney Company
  • Diane Walden, Co-Chairman, Disney Entertainment, The Walt Disney Company
  • Brent Woodford, Executive Vice President, Controllership, Financial Planning and Tax, The Walt Disney Company

 
Aufsichtsrat:

  • Mark G. Parker, Nike
  • Mary T. Barra, General Motors
  • Safra A. Catz, Oracle Corporation
  • Amy L. Chang
  • Francis A. Desouza, Illumina, Inc.
  • Carolyn N. Everson
  • Michael Froman, Mastercard
  • Robert A. Iger
  • Maria Elena Lagomasino, WE Family Offices
  • Calvin McDonald, lululemon athletica inc.
  • Derica W. Rice, CVS Health

Geschichte

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Alles begann 1923 in einem Hinterzimmer in Hollywood, in dem der 21-jährige Walter „Walt“ Elias Disney mit seinem Bruder Roy das Disney Brothers Cartoon-Studio gründete. Drei Jahre später hatte das Unternehmen ein eigenes Studio auf der Hyperion Avenue und nannte sich das „Walt Disney Studio“. 1928 brachte Disney seinen ersten Mickey Mouse-Cartoon Steamboat Willie in die Kinos, gleichzeitig einer der ersten Tonfilme. Die Maus war die zentrale Figur für die Entwicklung einer der stärksten Marken im weltweiten Mediengeschäft und Ausgangspunkt für das umfassende Merchandising-Geschäft des Disney-Konzerns. Animierte Spielfilme wie Schneewittchen oder Bambi wurden Kinoerfolge und machten weitere Figuren populär, die man im Einzelhandel oder in Vergnügungsparks vermarkten konnte. Das erste Disneyland wurde 1955 in Kalifornien eröffnet. Im Fernsehen konnte sich Disney seit den 1950er Jahren mit der wöchentlichen Show Disneyland auf dem landesweiten ABC-Network und mit dem Mickey Mouse Club etablieren.

Bereits unter Gründer Walt Disney wurde eine starke Markenphilosophie entwickelt. „Onkel Walt“, der auf einer Farm in Missouri in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen war, liebte die heile, puritanische Welt, die ihm nicht vergönnt gewesen war. Entsprechend schuf er die Marke Disney, die sehr auf der Reinheit der Produkte beruhte und zu einem amerikanischen Mythos wurde. Erotische Freizügigkeiten und Gewaltdarstellungen galten als Tabu in Disney-Produktionen, die als „Filme für die ganze Familie" Erfolg hatten. Bis zu seinem Tod 1966 prägte Walt Disney das Unternehmen. Später hemmte jedoch der stets präsente „Geist Walts" die Entwicklung. Eine Modernisierung wurde lange Zeit verpasst, unter Schauspielern und Autoren galt Disney als altmodisch und verstaubt. Vielversprechende Projekte wie Spielbergs „E.T.“ wurden abgelehnt, stattdessen erfolglose Filme nach bekanntem Strickmuster produziert. In den 1980ern geriet Disney in eine tiefe Krise.

Der Aktienkurs fiel und eine feindliche Übernahme mit anschließendem Ausverkauf drohte. 1984 aber konnte das Disney-Management den texanischen Immobilienmogul Sid Bass für Investitionen in den maroden Konzern gewinnen. Dem „Team Disney“ um Michael Eisner (zuvor Paramount) und Frank Wells (ehemals Warner Bros.) gelang die Modernisierung des Unternehmens, verbunden mit einem Wiederaufblühen des Filmstudios Ende der 1980er Jahre. Disney expandierte. Ein entscheidender Schritt war die 19-Milliarden-Dollar-Übernahme der Capital Cities/ABC-Gruppe 1997, die dem Disney-Konzern die Kontrolle über zahlreiche TV-Sender sicherte, darunter über die landesweite Senderkette ABC und den Sport-Kabelsender ESPN.

V.a. CEO Michael Eisner prägte die Entwicklung. Mit eigenwilligen Management-Methoden konnte er Disney wieder zu einem Powerhouse der Entertainment-Industrie machen. Doch in den letzten Jahren seiner Amtszeit sank der Konzerngewinn. Hinzu kamen Management-Fehler wie etwa die fehlerhafte Planung des Prestige-Objekts Eurodisney. In die Kritik geriet Eisner zudem wegen seines selbstgefälligen Umgangs mit kreativen Produktionspartnern wie Miramax und Pixar. Das ehemals unabhängige Studio Miramax war 1993 von Disney übernommen worden und stand hinter Oscar-prämierten Erfolgen wie Shakespeare in Love und den Filmen von Quentin Tarantino. Das Animationsstudio Pixar (ein Teil von Apple) produzierte Kassenschlager wie Toy Story, deren Vertrieb Disney übernahm. Ende 2004 kam es zur Revolte unter den Aktionären, angeführt vom Disney-Neffen Roy E. Disney. Verbissen kämpfte Eisner um seinen Verbleib im Amt, musste aber nach über 20 Jahren an der Konzernspitze abtreten.

Robert Iger wurde im März 2005 als Eisners Nachfolger vorgestellt. Der ehemalige Wettermann und TV-Manager hatte sich seine Sporen bei ABC verdient und bei Disney emporgearbeitet, zuletzt als COO an der Seite von Michael Eisner. Igers Gesamtstrategie bestand vor allem in einer Stärkung der Kernmarke Walt Disney. So wurde Disneys weltweiter Filmverleih Buena Vista International im Herbst 2007 in Walt Disney Studios Motion Pictures umbenannt, um sämtliche Handelsmarken zu vereinheitlichen. Die Geschäftsbereiche wurden zu einem Vermarktungszyklus über alle Vertriebsstufen hinweg gebündelt. Igers wichtigste Amtshandlungen war wohl die Übernahme von Marvel Entertainment (2009) und LucasArts (2012). Neben Mickey Mouse, Donald Duck und Co. hielt der Konzern nun auch die Rechte an sämtlichen Marvel-Superhelden, an Star Wars und Indiana Jones. Nach dem Erwerb der Firmen begann Disney ein aus bislang 23 Kinofilmen und diversen TV-Serien bestehendes „Marvel Cinematic Universe“ zu etablieren und Sequels, Prequels und Spin-Offs der Sternenkrieger-Saga zu produzieren. „The Force Awakens“, der Ende 2015 veröffentlichte siebte Teil der Serie (deutsch: „Das Erwachen der Macht“) ist heute der kommerziell vierterfolgreichste Film aller Zeiten, nach „Avatar – Aufbruch nach Pandora“, „Avengers: Endgame“ und „Titanic“ (Stand: 30.6.2021).

In der jüngeren Vergangenheit machte Disney v.a. Schlagzeilen mit einer Megafusion: Nach Abschluss des Kaufprozesses im März 2019 ging ein Großteil von Rupert Murdochs 21st Century Fox in den Disney-Konzern ein, für 71,3 Milliarden Dollar. Was für Hollywood bedeutete, dass erstmals seit dem Ende von MGM in den 1980ern mit Fox ein Major-Studio verschwand. Und nur noch fünf übrigbleiben: die Walt Disney Motion Pictures Group, Warner Bros (AT&T), Sony Pictures Entertainment, Paramount (Viacom) und Universal (Comcast). Das altehrwürdige 20th Century Fox-Studio (vom legendären Hollywood-Produzenten Darryl F. Zanuck 1935 mitbegründet) gibt es nicht mehr; es ist jetzt ein Teil von Disney.

Management

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Disneys Langzeit-CEO Bob Iger, geboren 1951, im Amt seit 2005, einer der bestbezahlten Manager der Branche (2018 z.B. verdiente er inklusive Boni 66 Millionen Dollar) wurde abwechselnd als smarter, zurückhaltender Macher beschrieben, der sein Unternehmen eher team- und konsensorientiert leitet, als autokratisch zu regieren oder – wie von Journalist James B. Stewart in seinem Buch DisneyWar – als charakterloser Emporkömmling, der sich 2005 trotz Inkompetenz und cholerischer Anfälle schließlich im internen Machtkampf als einziger Kandidat für die Nachfolge von Michael Eisner durchsetzte. 

Schon 2018 hieß es dann von Iger, dass er bald abtreten wolle. Anfang 2020 allerdings war er noch immer am Ruder. Es folgten weitere verschobene Rücktritte, als neuer Termin wurde Dezember 2021 angepeilt. Dazu Iger in der ABC Talkshow „The View”: „Ich habe immer gesagt, dass ich den Ruhestand verpasst habe. Jetzt allerdings fühlt es sich einfach richtig an.“ Unerwartet ging es doch schneller. Am 25. Februar 2020 trat Iger mit sofortiger Wirkung zurück und die Disney-Aktie fiel um vier Prozent. Dann kam Corona. Im chinesischen Wuhan tauchten die ersten mysteriösen Lungenerkrankungen auf. Ende Januar 2020, einige Tage also, nachdem das Shanghai Disneyland schließen musste, legte man sich auf Bob Chapek als CEO fest: geboren 1960, seit 1993 bei Disney.

Als der Führungswechsel Ende Februar 2020 vollzogen wurde, befand sich der Dow Jones im freien Fall. Und Mitte April 2020 machte das Disney-Board of Directors Bob Iger wieder zum Executive Chairman; er sollte den neuen CEO Bob Chapek zunächst unterstützen. Iger übernahm also wieder die Kontrolle. Denn kaum ein anderer Medienkonzern war von der Pandemie so betroffen, war „so abhängig von der sozialen, der physischen Nähe seiner Kunden wie Disney mit den dazugehörigen Freizeitparks und Kreuzfahrtgesellschaften." (New York Times) Der Transfer von Leinwand/Bildschirm-Entertainment zu persönlichen Erfahrungen machte Disney besonders angreifbar. Ein anderes Beispiel: die Sportkanäle von ESPN, sehr lukrativ für Disneys TV-Sparte. Auch das fiel aus, man musste zurückgreifen auf „Sportler vor ihren Playstations“. Oder das Filmstudio: Filmpremieren, die man verschieben musste, Kinos, die schließen mussten.

Bob Iger über Corona: „Eine Krise diesen Ausmaßes und ihre Auswirkungen auf Disney führen zwangsläufig dazu, dass ich Bob Chapek und dem Unternehmen aktiv helfe, damit fertig zu werden, zumal ich das Unternehmen 15 Jahre lang geleitet habe.” Er konzentriere sich darauf, ein neues Disney zu entwerfen. Ein Disney, wie es aus der Corona-Pandemie hervorgehen kann. Der als wenig charismatisch geltende Robert Chapek, zuletzt u.a. für die Vergnügungsparks zuständig, aber wurde trotzdem der siebte Vorstandschef in Disneys hundertjähriger Geschichte.

Geschäftsfelder

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Disney Media & Entertainment Distribution (DMED)
DMED setzt sich aus internationalen Aktivitäten zur Film-und Fernsehproduktion und -distribution zusammen, und verschiedenen Streaming-Diensten. Die zentralen DMED-Geschäftsfelder sind: Linear networks wie das ABC Network, Disney Branded Television, ESPN, Freeform, FX, National Geographic; internationale Sender wie Disney, ESPN, Fox, National Geographic u.m.; der 50%ige Anteil an den A+E Television Networks (A+E, HISTORY, Lifetime); Direct-to-Consumer: z.B. Disney+, Disney+ Hotstar, ESPN+, Hulu; Content Sales/Licensing (TV, Kino, DVD, Musikvertrieb, Bühne/live entertainment on Broadway and around the world u.m.).

Disney Parks, Experiences and Products (DLEP)
Die Themenpark-Sparte hat in den vergangenen Jahren konzernintern an Bedeutung gewonnen. Disney betreibt aktuell sieben Parks und Resorts sowie eine Kreuzfahrtlinie selbst: Disneyland Resort in Anaheim, Kalifornien (1955); Walt Disney World in Florida (1971); Tokyo Disney Resort (1983); Disneyland Paris (1992); Hong Kong Disneyland Resort (2005); Aulani, a Disney Resort & Spa in Hawaii (2011), Shanghai Disney Resort (2016); Disney Cruise Line.

Aktuelle Entwicklung

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„Äußerst peinlich: Bob Chapek und Bob Iger haben sich zerstritten, reden kaum noch miteinander – und das Zerwürfnis droht die Zukunft von Disney zu gefährden“, titelte CNBC am 20. März 2022 und fasste die schwierige Phase zwischen den Disney-Chefs in den vergangenen zwei Jahren zusammen. Denn Chapek hatte gar keinen Wunsch nach zusätzlicher Hilfe geäußert. Dann machte Disney nach dem krisengeplagten, verlustreichen Geschäftsjahr 2020 wieder Gewinn, v.a. durch das boomende Streaming-Geschäft. Und Bob Iger trat am 31.12.2021 endgültig zurück.

Dachte man. Am 21.11.2022 aber die Meldung: „Beim Unterhaltungsriesen Disney gibt es einen überraschenden Chefwechsel: Der langjährige Konzernlenker Bob Iger kehrt an die Spitze zurück. Iger habe sich bereiterklärt, noch einmal für zwei Jahre die Führung zu übernehmen.“ Mit dem Streaming macht man große Verluste (1,47 Milliarden Dollar im dritten Quartal), CEO Bob Chapek tritt zurück, Bob Iger (71) ist wieder da.

Literatur

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  • Richard Snow: Disney's Land: Walt Disney and the Invention of the Amusement Park That Changed the World. New York, 2019
  • Aaron H. Goldberg: The Disney Story: Chronicling the Man, the Mouse and the Parks. Quaker Scribe 2016
  • Neal Gabler: Walt Disney: The Triumph of the American Imagination. New York, 2007
  • James B. Stewart: DisneyWar. London, 2006
  • Bob Thomas: Building a Company: Roy O. Disney and the Creation of an Entertainment Empire. New York, 1998

Inhalte

Institut für Medien- und Kommunikationspolitik

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