4. News Corp. Ltd.

Umsatz 2007: $ 28,655 Mrd. (€ 20,797 Mrd.)

Überblick

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2019 ging ein Großteil von Rupert Murdochs 21st Century Fox für 71,3 Milliarden Dollar an den Disney-Konzern: das legendäre Filmstudio 20th Century Fox, TV-Sender, Beteiligungen am Star-India-Netzwerk und am Streaming-Dienst Hulu. Aus dem Rest wurde die Fox Corporation, oder „New Fox“: Das Fox-Fernsehnetwork sowie Nachrichten- und Sportkanäle, die weiterhin der Murdoch-Familie gehören. Wie auch das Verlags- und Zeitschriftengeschäft der News Corp.

Basisdaten

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Hauptsitz:
1211 Avenue of the Americas
New York, NY 10036
USA
Telefon: 001 212 4163400 (News Corp.) / 001 212 8527000 (Fox Corp.)
Internet: investors.newscorp.com / investor.foxcorporation.com

Branchen: Zeitungen, Zeitschriften, Buchverlage, Fernsehsender, Satelliten-TV, Kabel-TV, Internet-Content
Rechtsform: Aktiengesellschaft
Geschäftsjahr: 01.07. - 30.06.
Gründungsjahr: 1952, 2013 (Aufsplittung in News Corp. und 21st Century Fox), 2019 Verkauf 21st Century Fox, Gründung Fox Corporation

 

Ökonomische Basisdaten News Corp. (in Mio. $)
202220212020201920182017
Umsatz 10.3859.3589.00810.0749.0248.139
Gewinn (Verlust)623330(1.269)155(1.514)(738)
Aktienkurs (in US-$, Ende Geschäftsjahr)18,3122,3117,9714,4011,7716,80
Beschäftigte25.50024.00023.50028.00028.00026.000
Ökonomische Basisdaten Fox Corp. (in Mio. $)
2022202120202019
Umsatz 13.97412.90912.30311.389
Gewinn (Verlust)1.2052.1509991.595
Aktienkurs (in US-$, Ende Geschäftsjahr)28,8534,5128,8836,10
Beschäftigte10.6009.0009.0007.700

Geschäftsführung

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News Corp.

Management:

  • Rupert Murdoch, Executive Chairman
  • Lachlan Murdoch, Co-Chairman
  • Robert Thomson, Chief Executive
  • Susan Panuccio, Chief Financial Officer
  • David Pitofsky, General Counsel
  • Antoinette Bush, Global Head of Government Affairs
  • Tracey Fellows, President, Global Digital Real Estate
  • David Kline, Chief Technology Officer
  • Antoinette Bush, Global Head of Government Affairs

    • Anoushka Healy, Chief Strategy Officer
    • Jim Kennedy, Chief Communications Officer
    • Dana Ritzcovan, Chief Human Resources Officer

     
    Aufsichtsrat:

    • Rupert Murdoch, News Corp
    • Lachlan K. Murdoch, News Corp
    • Peter L. Barnes, News Corp

      • Ana Paula Pessoa, Kunumi AI
      • Kelly Ayotte, Former United States Senator for the State of New Hampshire
      • Masroor Siddiqui, Naya Capital Management UK Limited
      • José María Aznar, President, Foundation for Social Studies and Analysis
        Former President of Spain
      • Robert J. Thomson, News Corp
      • Natalie Bancroft, News Corp

       

      Fox Corporation

      Management:

      • Rupert Murdoch, Chairman
      • Lachlan K. Murdoch, Executive Chairman and CEO
      • John P. Nallen, Chief Operating Officer
      • Viet D. Dinh, Chief Legal and Policy Officer
      • Steve Tomsic, Chief Financial Officer
      • Michael Biard, President of Operations and Distribution
      • Paul Cheesebrough, Chief Technology Officer
      • Joe Dorrego, Chief Investor Relations and EVP of Corporate Initiatives
      • Marianne Gambelli, President of Advertising Sales
      • Kevin Lord, EVP Human Resources
      • Danny O’Brien, Executive Vice President, Head of Government Relations
      • Jeff A. Taylor, Executive Vice President and Chief Litigation Counsel
      • Brian Nick, Chief Communications Officer and Executive Vice President 


      Aufsichtsrat:

      • Rupert Murdoch
      • Lachlan K. Murdoch
      • William A. Burck, Quinn Emanuel Urquhart & Sullivan, LLP
      • Chase Carey, Chairman of Formula 1
      • Anne Dias
      • Roland A. Hernandez
      • Jacques Nasser 
      • Paul D. Ryan, 54th Speaker of the U.S. House of Representatives

      Geschichte

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      Die Wiege der News Corporation stand in Australien: Nach einem Studium in Oxford und einem Job bei der Londoner „Daily Mail“ als Junior Reporter, erbte Rupert Murdoch, geboren 1931 in Melbourne, 1952 die angeschlagenen „Adelaide News“ von seinem Vater Keith Murdoch (1885-1952). Als wenig später der Verleger des übermächtigen lokalen Konkurrenztitels die „Adelaide News“ günstig übernehmen wollte, zeigte der junge Rupert zum ersten Mal die Zähne und wandte eine Taktik an, die er 40 Jahre später mit ähnlich durchschlagendem Erfolg am britischen Pressemarkt wiederholen sollte: Er senkte den Preis. Die Konkurrenz schlief, verlor scharenweise ihre Leser und musste wenig später ihrerseits an Murdoch verkaufen. 1964 gründete Murdoch die erste landesweite australische Tageszeitung; 1968 ging es nach Großbritannien. Hier kaufte er zunächst die Massenblätter „News of the World“ und „The Sun“, die er zu konservativen Sensationstiteln umbaute. Das Seite-drei-Girl sorgte für Furore und dürfte einer der Gründe sein, warum Rupert bis heute ohne Ritterschlag geblieben ist. Anders als sein Vater Sir Keith. Der war 1933 zum Knight Bachelor ernannt worden und später im Krieg als „Director-General of Information“ zuständig war für die Pressezensur in Australien.

      1973, seit dem Kauf der „San Antonio Express News", mischte Murdoch zum ersten Mal auf dem US-Medienmarkt mit. Erster Höhepunkt der US-Expansion war 1976 die Übernahme der schwächelnden „New York Post“, bei der Murdoch mit der „Sun“-Taktik in kurzer Zeit ebenfalls die Auflage erheblich steigern konnte. Erst 1979 schlug die offizielle Geburtsstunde der News Corporation. 1980 übernahm Murdoch mit der Londoner „Times“ und der „Sunday Times“ erstmals Qualitätsblätter von Weltformat, später kamen weitere Zeitungen in Australien und den USA hinzu. Bis 1986 blieb die News Corp. ein reiner Printkonzern. Mit der Übernahme der Twentieth Century Fox-Filmstudios begab sich Murdoch erstmals auf audiovisuelles Terrain. Als Australo-Brite vom amerikanischen TV-Markt ausgeschlossen, schwor Murdoch 1986 den Eid auf die amerikanische Verfassung, kaufte sofort sechs lokale TV-Sender als Keimzelle von Fox Broadcasting, der ersten landesweiten TV-Network-Gründung seit 1948. 1989 ging in Großbritannien Europas erstes Satelliten-Fernsehen Sky Television auf Sendung. Nach 18 Monaten fusionierte Sky mit dem erfolglosen British Satellite Broadcasting zu BSkyB.

      Trotz des Engagements auf dem Film- und Fernsehmarkt wuchs die News Corp. auch im Verlagsbereich. Anfang der 1990er Jahre brachen die Unsummen verschlingenden TV-Aktivitäten der News Corp. fast den Hals: 7,6 Milliarden Dollar Schulden wurden fällig, einige Gläubigerbanken wurden nervös und verweigerten eine Umschuldung. Die News Corp., so Murdoch-Biograph William Shawcross, stand knapp vor dem Konkurs. Gerettet haben sollen Murdoch ausgerechnet die Einnahmen aus „Kevin allein zu Haus“, dem Weihnachts-Blockbuster von Twentieth Century Fox. Die Warnung war allerdings angekommen, News Corp. begrenzte die Neuverschuldung drastisch und sorgte für besseren Cash-Flow in Krisenzeiten. Murdoch war bald wieder obenauf und übernahm ab 1993 nach und nach den asiatischen Satelliten-Sender Star TV. Außerdem kaufte er sich 1994 zunächst mit einem 20-Prozent-Anteil bei der US-Senderkette New World Communications ein, die dafür ihre zehn Stationen dem Fox-Network anschloss. Anfang 1996 übernahm Murdoch New World komplett und startete seinen eigenen Nachrichtensender Fox News als Konkurrenz zu CNN.

      Am 31. Juli 2007 gab die Verleger-Familie Bancroft bekannt, Murdochs Offerte für den Kauf ihres Zeitungsunternehmens Dow Jones anzunehmen, auch Herausgeber des renommierten „Wall Street Journal“. Um die Bedenken einiger Mitglieder der Eigentümerfamilie auszuräumen, Murdoch könnte zu viel Einfluss auf die Redaktionen des Hauses nehmen, wurden Erklärungen abgegeben und Versicherungen unterzeichnet, die eine zu starke Einflussnahme seitens des News Corp.-Chefs verhindern sollten. Ein prominent besetztes Aufsichtsgremium sollte außerdem die journalistische Unabhängigkeit überwachen.

      Im Sommer 2011 trennte sich News Corp. vom Start-Up MySpace, das man 2005 für 580 Millionen US-Dollar übernommen hatte (damals noch als das größte soziale Netzwerk der Welt). Anfangs hatte Murdoch geglaubt, MySpace irgendwann für sechs Milliarden weiterverkaufen zu können. Nachdem aufgrund von technischen Schwachstellen, internen Führungskämpfen und Managementfehlern die User in Strömen zu Konkurrent Facebook abwanderten, verlor auch Murdoch das Interesse an MySpace. Im Juli 2011 wurde Myspace für 35 Millionen US-Dollar an ein Konsortium aus dem Onlinewerbevermarkter Specific Media sowie dem Popstar Justin Timberlake verkauft.

      Für den größten Skandal der Unternehmensgeschichte sorgte ein erst 2011 in seiner Gänze bekannt gewordener Abhörskandal beim Boulevard-Blatt „News of the World". Die Zeitung engagierte seit 1998 Privatdetektive, die sich in die Mobiltelefone von britischen Prominenten einhackten. Polizeibeamte wurden systematisch bestochen, um an vertrauliche Informationen zu gelangen. Die Mehrheit der rund 550 Opfer der Abhöraktionen einigten sich außergerichtlich mit News International gegen die Zahlungen hoher Summen (insgesamt zahlte News Corp. über eine Milliarde an Schadensersatz). Im Juli 2011 kam zudem heraus, dass „News of the World" sich 2002 in das Mobiltelefon der vermissten (und dann ermordeten) 13-jährigen Milly Dowler gehackt hatte und so die Polizeiermittlungen systematisch behindert hatte. Zudem wurden über 25 Journalisten beim Schwesterblatt „The Sun" wegen Bestechung verhaftet. Aufgrund des enormen öffentlichen Drucks entschlossen sich Murdoch und sein Sohn James zu einem radikalen Schritt und stellten die 150 Jahre alte Zeitung ein. Trotz negativer Publicity muss das Handling des Skandals durch Murdoch als Erfolg gewertet werden. Die Anwälte konnten im Prozess 2014 das Bild aufrechterhalten, die News Corp.-Führungskräfte hätten von den ganzen illegalen Aktivitäten nichts gewusst. Einzig der ehemalige stellvertretende Chefredakteur und spätere Sprecher von Premierminister David Cameron, Andy Coulson, wurde schuldig gesprochen. Frei gesprochen wurde hingegen Chefredakteurin und Murdoch-Vertraute Rebekah Brooks. Sie kehrte 2015 als Chefin von News UK wieder zurück an ihre alte Wirkungsstätte. 

      Im Sommer 2013 der Split. Die News Corp. wurde in zwei Unternehmen aufgespalten: in einen Print- und Bildungsarm (die neue News Corporation) und in einen Film- und Fernsehkonzern (21st Century Fox). Zum einen ging es damals, laut Murdoch, darum, „den wahren Wert beider Unternehmen und ihrer unterschiedlichen Vermögenswerte zu erschließen, so dass Investoren von den einzelnen strategischen Möglichkeiten profitieren können, die sich aus einer gezielteren Führung der einzelnen Geschäftsbereiche ergeben". Zum anderen ging es sicherlich auch darum, den nach dem „News of the World“-Skandal beschädigten Ruf wiederherzustellen.

      Ende 2017 bestätigte die Walt Disney Company den Plan einer Übernahme des Murdoch gehörenden Konkurrenzstudios 21st Century Fox (bzw. eines Großteils davon; es ging um das Filmstudio 20th Century Fox, und Pay TV-Sender wie FX Networks, Fox Sport Networks, National Geographic Partners), für zunächst 52,4 Milliarden Dollar. Im Sommer 2018 allerdings stieg Comcast ein und erhöhte das Kaufangebot auf 65 Milliarden. Disney ging noch höher, bot jetzt 71,3 Milliarden, Comcast zog sich zurück, Disney bekam den Zuschlag. Mitte 2019 dann war der Prozess abgeschlossen und aus den nicht an Disney verkauften Teilen der 21st Century Fox (das Fox-Network, die Fox-Fernsehstationen, Fox News, Fox Sports) wurde die Fox Corporation (oder „New Fox”), die weiterhin von der Murdoch-Familie kontrolliert wird.

      Management

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      Keith Rupert Murdoch
      „Der Verleger, der die Welt regiert“, so der Spiegel-Titel über eine Murdoch-Doku im Februar 2021. Und unter einem Foto des im TV diskutierenden Donald Trump steht: „Murdoch-Alliierter Trump bei einem Fox-News-Auftritt: Weltordnung von Ruperts Gnaden“. Das Geheimnis von Rupert Murdochs Erfolg liegt laut Biograph William Shawcross darin, dass er die Instinkte eines Glücksspielers mit puritanischer Disziplin kombiniert. Als „Apostel der globalen Kommunikation“ erreicht Murdoch mit seinen Fernsehsendern, Zeitungen und Magazinen etwa 4,7 Milliarden Menschen oder etwa die Hälfte der Weltbevölkerung. Die Literatur über den Aufstieg von Murdoch lässt zwei entgegengesetzte Strömungen erkennen. Manche Autoren, darunter Michael Wolff, Autor der wohl einflussreichsten Murdoch-Biographie, argumentieren, Murdoch sei in seinem Herzen immer noch der Reporter geblieben, der er zu Beginn seiner Karriere als Lokalredakteur einer australischen Zeitung war. Murdoch, so Wolff, würde journalistische Ideale wie stete Neugier und eigenständige Recherche hochhalten und sei auf diese Weise zu einem der erfolgreichsten Medienunternehmer der Welt avanciert.

      Andere Journalisten behaupten das Gegenteil. Für Autor Bruce Page sind alle News Corp.-Blätter „Pseudo-Zeitungen“, die mit einer „Kitsch-Ideologie“ und vorgeheuchelter Anti-Establishment-Rhetorik angereichert werden. Robert Greenwald hat mit seiner Dokumentation „Outfoxed“ gezeigt, wie „Fox News“ Berichterstattung und Kommentar vermischt, Rufmordkampagnen gegen liberale Politiker und Aktivisten initiiert und die permanente Propagierung rechter Ideologien als „fair and balanced“ verkauft. Für Greenwald ist klar: Rupert Murdoch führt einen Krieg gegen seriösen Journalismus.

      Bei dem von Murdoch selbst gezeichneten Bild eines Mannes aus kleinen Verhältnissen, der gegen elitäre Zirkel und die herrschenden Machtverhältnisse zu Felde zieht, sind Zweifel angebracht. Tatsächlich war seine Familie Teil der post-kolonialen Oberschicht Australiens. Die Eltern Murdochs schickten den Sohn auf die Eliteuniversität Oxford. Im Verlauf seiner Karriere suchte (und fand) er stets den Kontakt zu den obersten Führungsriegen. Legendär in diesem Zusammenhang sind die Besuche von Margaret Thatcher in den Redaktionsräumen der britischen „Sun“, wo sie mit Murdoch Whiskey trank. Zunächst wirken Murdochs Allianzen zu Machthabern beliebig. Man fragt sich, wo genau man ihn im politischen Spektrum verorten soll. Unter den von ihm favorisierten Politikern, zu denen er in der Vergangenheit zwecks Verbesserung der medienpolitischen Rahmenbedingungen die Nähe gesucht hat, waren etwa Tony Blair, John Major, Ronald Reagan und Deng Xiaoping.

      Andererseits war Murdochs Agenda durchaus klar: Brexiteer, konservativ, europafeindlich, anti-deutsch und anti-französisch. Ein ihm zugesprochenes, später von ihm dementiertes Zitat: „Wenn ich in die Downing Street gehe, machen die Politiker das, was ich will; in Brüssel nimmt man mich gar nicht zur Kenntnis.” Über ein Treffen mit Murdoch vor den Unterhauswahlen 1997 äußerte sich der damalige Premier John Major: „Er machte deutlich, dass ihm meine Europapolitik nicht gefiel. Er wünschte sich, dass ich das ändere. Sonst könnten und würden seine Zeitungen die konservative Regierung nicht mehr unterstützen. Soweit ich mich erinnere war von „redaktioneller Unabhängigkeit“ keine Rede. Er sprach immer nur von „wir“, wenn es um seine Zeitungen ging.“ Weiter: „Im Anschluss haben wir beide Wort gehalten, sind wir beide von unserer Linie nicht abgewichen. Mister Murdochs Blätter haben sich dann tatsächlich gegen die Konservativen gewandt. Für mich war es keine Überraschung, dass er kurz nach unserem Treffen seine Unterstützung für Labour bekannt gab.“ Drei Monate später gewann New Labour die Wahl mit einem Erdrutschsieg. Tony Blair wurde neuer Prime Minister. Und was den Brexit betrifft, titelte Murdochs The SUN am 22.6.2016 (Tag vor dem Referendum): „Die Sun sagt: Unterstützt den Brexit! Das ist die Wahl unseres Lebens. Unsere LETZTE Chance, um uns von der undemokratischen Brüsseler Maschine zu befreien.“

      Murdochs Festhalten am Zeitungsgeschäft wurde lange als Altersstarsinn interpretiert. Wenn sich News Corp. weiter an chronisch defizitäre Medien wie der „New York Post" oder der britischen „Times" festklammere, so klagten Aktionäre, würde das profitable Film- und Fernsehgeschäft darunter leiden. Die 2012 verkündete Abspaltung des Zeitungsgeschäftes wurde konzernintern daher mit Erleichterung aufgenommen.

      Wie Rupert Murdoch die eigene Zukunft plant, ist nach wie vor unklar, trotz des ziemlich fortgeschrittenen Alters (er ist Jahrgang 1931). Oft hat man seinen baldigen Rücktritt vorausgesagt. Etwa nach seiner Krebserkrankung 2000, verbunden mit hohen Kursverlusten der News Corp.-Aktie. Er trat nicht zurück und besiegte die Krankheit. Oder nach dem Skandal um „News of the World". Als er vors britische Parlament zitiert wurde, sagte Murdoch, er sei nicht verantwortlich und habe nicht vor, als Chef der News Corp. zurückzutreten. Dann im Januar 2018 die schwere Rückenverletzung, die sich der zu dem Zeitpunkt 86jährige auf der Segeljacht seines Sohnes Lachlan zuzog. Gleich wurde spekuliert, der Deal mit Disney (d.h. der Verkauf von 21st Century Fox) könne scheitern. Wieder aber erholte sich Murdoch, der große Disney-Deal fand statt.


      James und Lachlan Murdoch
      Weil die beiden älteren Töchter sich für größere Aufgaben im Unternehmen nicht interessierten, blieb als favorisierter Thronfolger aus der Murdoch-Familie lange nur der jüngste Sohn James (geb. 1972). Er war Vorstandschef bei BSkyB, dem digitalen Bezahlfernsehen in Großbritannien, und machte die Firma zu einem der erfolgreichsten kommerziellen Fernsehsender im Vereinten Königreich. 2016 wurde er Chairman von Sky, ein Posten, den er nach dem Verkauf von Sky an Comcast im Oktober 2018 abgab. Mitte 2020 aber verließ er das Medienunternehmen News Corp. komplett.

      „Ich denke, man kann nicht viel tun, wenn man nicht in der Geschäftsleitung sitzt, sondern im Vorstand, und man ist natürlich von vielen der täglichen Entscheidungen ausgeschlossen", sagte er. „Und wenn man mit diesen Entscheidungen nicht einverstanden ist, muss man sich überlegen, ob man daran beteiligt sein will und ob man es ändern kann oder nicht. Ich habe beschlossen, dass ich draußen viel effektiver sein kann.“ (New York Times, 12.10.2020: „James Murdoch, rebellischer Ableger“) Ein Grund für den Ausstieg war die Nähe von Rupert Murdoch mit dem damaligen US-Präsidenten Donald Trump. Zitat New York Times: „Als Rupert, der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, beschloss, dieses Netzwerk zu leiten, war das ein Zeichen an der Wand. Rupert und Mr. Trump verstärkten ihren gefährlichen Tango und James, so sagen diejenigen, die ihn kennen, beschloss schließlich, dass es an der Zeit war, aus diesem faustischen Deal auszusteigen.“

      Von Rupert Murdochs ältestem Sohn Lachlan (geb. 1971) waren Beobachter zunächst ausgegangen, dass er sich aus dem Unternehmen zurückziehen würde, nachdem er 2005 alle Ämter niedergelegt und seine eigenen Produktions- bzw. Investmentfirmen NOVA und Illyria gegründet hatte. Man hatte den strikt konservativen Lachlan auf der Titelseite des New York Magazine gesehen als „The Boy Who Wouldn't Be King". Er hatte sich sogar nach Australien zurückgezogen. Ein Schritt, der das öffentliche Bild des braungebrannten, tätowierten Surfers als ambivalenten Erben zementierte. Im Frühjahr 2014 allerdings stieg er auf zum non-executive Co-Vorsitzenden der News Corp. und von 21st Century Fox, und avancierte so zum Vertrauten seines Vaters. Und nach dem Verkauf von 21st Century Fox an Disney im März 2019 wurde Lachlan Murdoch Chairman und CEO der Fox Corporation.

      Geschäftsfelder

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      Die News-Corp.-Aktivitäten einer jeweiligen Branche sind in jedem Land als eigene Gesellschaft mit weiteren Untergesellschaften eingetragen. Im Juni 2012 beschloss Murdoch die Abspaltung der Zeitungs-, Buch- und australischen Fernsehsparte (News Corp.) vom profitableren Film- und Fernsehsegment (v.a. das 21st Century Fox-Studio, aus dem nach dem Teilverkauf an die Walt Disney Company 2019 die Fox Corp. wurde).


      News Corp.

      Dow Jones
      Die Sparte besteht aus dem gleichnamigen globalen Anbieter von Nachrichten und Wirtschaftsinformationen, der seine Inhalte und Daten über eine Vielzahl von Medienkanälen vertreibt, darunter Zeitungen, Newswires, Websites, Apps für mobile Geräte und mehr. Darunter das Wall Street Journal, Factiva, Dow Jones Risk & Compliance, Dow Jones Newswires, Barron's, MarketWatch und Investor's Business Daily.

      Bücher
      News Corp. kontrolliert mit HarperCollins (New York) den zweitgrößten Buchverlag der Welt mit über 120 Töchterverlagen, darunter Avon, Amistad Press, Ecco, Fontana Books, Zondervan, Thomas Nelson und Harlequin Enterprises.

      Zeitungen
      Die News Media-Gruppe besteht im Wesentlichen aus News Corp. Australia (über 140 Zeitungen, darunter „The Australian", „The Daily Telegraph", „Herald Sun"), News UK („The Sun", „The Times" und „The Sunday Times"), der New York Post.

      Fernsehen
      Das „Subscription Video Services”-Segment bietet Sport-, Unterhaltungs- und Nachrichtendienste für Pay-TV- und Streaming-Abonnenten sowie andere kommerzielle Lizenznehmer an, hauptsächlich über Kabel, Satellit und Internet. Es besteht aus dem Australian News Channel ("ANC") sowie aus der 65 prozentigen Beteiligung an der Foxtel Group. Die Foxtel Group ist der größte in Australien ansässige Anbieter von Abonnementfernsehen mit fast 200 Kanälen, die Sport, allgemeine Unterhaltung, Filme, Dokumentationen, Musik, Kinderprogramme und Nachrichten umfassen. Foxtel und der Streaming-Dienst Kayo Sports bieten das führende Sportprogramm in Australien, mit Übertragungsrechten für Live-Sportveranstaltungen, darunter: National Rugby League, Australian Football League, Cricket Australia und verschiedene Motorsportprogramme.

      Dazu zwei Beteiligungen im Bereich der Digital Real Estate Services. Rund 61 Prozent an der REA Group (Australien, Immobilien und immobilienbezogene Dienstleistungen) und 80 Prozent an Move (führender Anbieter von digitalen Immobiliendienstleistungen in den USA).

       

      Fox Corp.
      Fox News ist der zuschauerstärkste 24-Stunden-Nachrichtenkanal, zusammen mit dem Fox Business Network erreicht das Unternehmen 94 Millionen Zuschauer in den USA. Mit Fox Sports Net betreibt der Konzern die größte regionale Sportsenderkette und überträgt unter anderem College Basketball und -Football, Champions League Fußball, Nascar-Autorennen und Golf. Weiter betreibt die Fox Corp. die TV-Produktionsfirma Fox Entertainment (Los Angeles).

      Aktuelle Entwicklung

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      Mitte Oktober 2022 wird weltweit über eine neue Fusion von Murdochs TV- und Verlagssegment spekuliert, nach dem Split 2013. Es geht vor allem um Kosten­sen­kung. Murdochs Nach­rich­ten­geschäft leidet unter globalen Krisen, Infla­tion und drohender Rezes­sion. Die Fokus­sie­rung auf Zeitungen scheint sich nun zu rächen, der Konzern kann sich ja nicht mehr auf Holly­wood-Umsätze stützen.

      Etwas ältere News: „Rupert Murdochs neuer Sender TalkTV. Die Anti-BBC“, so der Spiegel am 23.4.2022. „Mit einer Gruppe berüchtigter Talk-Söldner will der rechte Medienmogul Rupert Murdoch Großbritanniens Fernsehbetrieb aufmischen: Wird sein neuer Sender das britische Fox News?“ Jeremy Kyle wird eines der Zugpferde sein. Er war drei Jahre arbeitslos, nachdem sich einer seiner Gäste nach der Talksendung umgebracht hatte. Oder Sharon Osbourne, Ehefrau von Ozzy Osbourne. Sie war 2018 bei CBS rausgeflogen, als sie Skandalmoderator Piers Morgan nach rassistischen Äußerungen auf ITV gegen Meghan Markle (verheiratet mit Prinz Harry) verteidigt hatte. Auch Piers Morgan wird eine Sendung bekommen. Sein Ziel: „to cancel cancel culture“.

      Nochmal der Spiegel: „Manipulativ, infam, populistisch – TalkTV wird aller Voraussicht nach wie die meisten anderen Murdoch-Medien arbeiten. Doch der Sender ist mehr als der Zeitvertreib eines greisen Pressemoguls. Murdoch wird mit ihm, so erratisch zusammengewürfelt seine Talk-Söldner-Gruppe auf den ersten Blick auch anmutet, in die gesellschaftliche Debatte eingreifen und sie in seinem Sinne lenken. Er gibt jenem eher im ländlichen Raum verorteten Teil des TV-Publikums eine Heimat, der sich von den urbanen Eliten unterdrückt fühlt, und glaubt, dass der in der Metropolregion London fabrizierte liberale Medienmainstream dem Rest des Landes sein Denken und Sprechen aufzudrücken versucht. Der Feind ist die BBC.“

      Lektüre

      einklappen
      • Arsenault, Amelia/Castells, Manuel 2008: Switching Power: Rupert Murdoch and the Global Business of Media Politics: A Sociological Analysis, in: International Sociology, July 2008, Vol. 23(4): S. 488–513.
      • Barthel, Nadine 2008: Murdoch, Keith Rupert. In: Hachmeister, Lutz (Hrsg.): Grundlagen der Medienpolitik. DVA, München, S. 272-277.
      • Chenoweth, Neil 2002: Rupert Murdoch: The Untold Story of the World’s Greatest Media Wizard, Crown Business, New York.
      • Chenoweth, Neil 2012: Murdoch's Pirates: Before the Phone Hacking, There Was Rupert's pay-TV skullduggery. Allen & Unvwin, Sydney.
      • Crainer, Stuart 2001: Big Shots. Business the Rupert Murdoch Way. Capstone, Mankato.
      • Davies, Nick 2014: Hack Attack: The Inside Story of How the Truth Caught Up with Rupert Murdoch. Faber & Faber, London.
      • Ellison, Sarah 2010: War At The Wall Street Journal. Inside The Struggle To Control an American Business Empire. Houghton Mifflin Harcourt, Boston.
      • Folkenflik, David 2013: Murdoch's World. The Last of the Old Media Empires. Perseus Books, London.
      • Guthrie, Bruce 2011: Man Bites Murdoch. Carlton: Melbourne University Press.
      • Page, Bruce 2004: The Murdoch Archipelago. Pocket Books, London.
      • Shawcross, William 1997: Murdoch. The Making of a Media Empire. Simon & Schuster, New York.
      • Sherman, Gabriel 2014: The Loudest Voice in the Room: How the Brilliant, Bombastic Roger Ailes Built Fox News--and Divided a Country. Random House, New York.
      • Watson, Tom/Hickman, Martin 2012: Dial M for Murdoch. News Corporation and the Corruption of Britain. London, Allen Lane.
      • Wolff, Michael 2008: The Man Who Owns the News: Inside the Secret World of Rupert Murdoch. Broadway, New York.

      Inhalte

      Institut für Medien- und Kommunikationspolitik

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