12. Gannet Co. Inc.

Umsatz 2006: € 8,033 Mrd.

Überblick

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Gannett Co. Inc. (NYSE: GCI) besitzt die größte Zeitungskette der USA, darunter die Boulevardzeitung USA Today als wichtigste Publikation.

Ein aktualisiertes, vollständiges Konzernporträt erscheint in Kürze.

Basisdaten

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Hauptsitz:
7950 Jones Branch Drive
McLean, Virginia 22107-0910
USA
Telefon: 001 703 854 6000
Internet: investors.gannett.com/corporate-profile

Branche: Zeitungen, Zeitschriften, Nachrichtenagentur, Druckereibetriebe
Rechtsform: Aktiengesellschaft
Geschäftsjahr: 01.01. - 31.12.
Gründungsjahr: 1906

Ökonomischen Basisdaten (in Mio. US-$)
2022202120202019201820172016
Umsatz 2.9453.2083.4061.8681.5261.3421.255
Gewinn (Verlust) (78)(136)(672)(121)18(915)32
Aktienkurs (in US-$, Jahresende)2,035,333,366,2612,3516,7815,99
Beschäftigte14.20016.30020.80024.45510.63810.51610.092

Geschäftsführung

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Management:

  • Robert Dickery, CEO
  • Maribel Wadsworth, Chief Transformation Officer
  • Alison Engel, CFO
  • Barbara Wall, CLO
  • John Zidich, President, Domestic Publishing
  • Jamshid Khazenie, CTO
  • Andy Yost, CMO
  • Henry Faure Walker, CEO, Newsquest Media
  • David Harmon, CPO
  • Kevin Gentzel, CRO
  • Joanne Lipman, CCO
  • Amber Allman, VP, Corporate Events & Communication
  • Alex Meza, VP, Corporate Development
  • Sharon Rowlands, CEO, ReachLocal

 

Aufsichtsrat:

  • John Jeffrey Louis, Chairman 
  • Robert Dickey, Gannett
  • Matthew W. Barzun
  • John E. Cody, Broadcast Music, Inc.
  • Stephen W. Coll, Graduate School of Journalism, Columbia University
  • Donald Felsinger, Sempra Energy
  • Lila Ibrahim, Coursera
  • Larry Kramer, Gannett
  • Tony Prophet, Salesforce
  • Debra A. Sandler, LaGrenade Group
  • Chloe Sladden, Twitter

Geschichte und Profil

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1906 gründete Frank Gannett das Unternehmen mit dem Kauf der Lokalzeitung "Elmira Gazette" im US-Bundesstaat New York. Schon damals war die wirtschaftliche Strategie erkennbar, durch die Gannett Co Inc. später zu Amerikas größtem Zeitungsverlag aufsteigen sollte. Er erwarb die "Gazette" für 20.000 US-Dollar und das Verlust machende Konkurrenzblatt "Star" gleich mit. Die Bildung lokaler Zeitungsmonopole war seine Devise. Bis zu seinem Tod im Jahr 1957 hatte Gannett 21 Zeitungen in vier Bundesstaaten gesammelt, vorwiegend Regionalblätter aus dem Staat New York. Sein Nachfolger Paul Miller (ab 1957 CEO; ab 1970 Vorsitzender des Verwaltungsrats) expandierte in wachsende Regionen, sogar bis nach Hawaii und Guam. 1991 besaß Gannett Co. Inc. 82 Tageszeitungen in den USA.

Mit dem Kauf der Firma Multimedia Inc. im Jahr 1995 für 2,3 Milliarden Dollar (1,7 Milliarden Dollar an die Aktionäre plus Übernahme von Unternehmensschulden) tätigte Gannett den bislang größten Zukauf seiner Firmengeschichte. Durch Multimedia Inc. verfügte Gannett über elf weitere Lokal- und Regionalzeitungen, fünf TV-Stationen und zwei Radiosender. In fünf US-Bundesstaaten war Multimedia außerdem Betreiber von Kabelnetzen, diese wurden im Sommer 1999 für 2,7 Milliarden Dollar in bar an Cox Communications verkauft.

1996 verkaufte Gannett sein Tochterunternehmen Louis Harris & Associates (Meinungsforschung) an die Gordon S. Black Corp. und veräußerte seine Außenwerbungs-Gesellschaften für 690 Millionen Dollar an Outdoor Systems. 2000 erwarb Gannett für 2,6 Milliarden Dollar die Zeitungskette Central Newspapers Inc. und zahlte 1 Milliarde Dollar für 21 Zeitungen der kanadischen Firma Thompson Corp.

Management

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Seit Oktober 2011 ist Marjorie Magner Vorsitzende des Verwaltungsrats. Sie übernahm das Amt von Craig A. Dubrow, der aus gesundheitlichen Problemen aus dem Unternehmen ausschied. Dubrow war seit 1981 für Gannett Co. Inc. tätig und hatte zuletzt neben dem Posten des Chairman auch die Funktion des CEO inne.

Zum neuen CEO wurde Gracia C. Martore ernannt. Sie arbeitet seit 1985 für das Medienunternehmen und übernahm kontinuierlich neue Aufgaben (ab 2003 Chief Financial Officier CFO, ab 2010 Chief Operating Officer COO).

Die Veränderung in Gannetts Führungsetage kam nicht überraschend, denn neben den gesundheitlichen Problemen kämpfte Dubrow auch gegen sinkende Einnahmen und einen niedrigen Börsenkurs an. Seit dem Höchststand der Aktie von 91,00 US-Dollar im 2. Quartal 2004 verlor diese deutlich an Wert, erreichte 2009 ihren absoluten Tiefststand und erholte sich danach nur geringfügig (siehe Grafik). Für Kritik sorgte die hohe Abfindung in Höhe von 37 Millionen US-Dollar, die Dubrow in Zeiten von Massenentlassungen bei Gannett Co. Inc., erhielt. Auch scheint das an Dubrow für das Jahr 2011 ausgezahlte Gehalt - wie bei anderen internationalen Medienkonzernen -  nicht an die wirtschaftliche Entwicklung des Unternehmens gekoppelt zu sein, denn dieses stieg innerhalb von einem Jahr um rund 30 Prozent auf 12,3 Millionen US-Dollar

Geschäftsfelder

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Zeitungen/Zeitschriften:
Gannett besitzt 82 Tageszeitungen in den USA, darunter USA Today, The Cincinnati Enquirer, The Des Moines Register, Army Times und Navy Times und ist somit die größte Zeitungskette der USA mit einer täglichen, insgesamt verkauften Gesamtauflage von ca. 7,2 Millionen Exemplaren. Des Weiteren gibt Gannett 800 US-Zeitschriften heraus.

Zum Portfolio von Gannett gehört auch die einzige "echte" landesweite Zeitung der USA, deren internationale Ausgabe zu einem Stück Heimat für US-Bürger in aller Welt geworden ist, USA Today. USA Today, von Allen Neuharth 1982 mit dem Ziel gegründet, den farblosen, schlichten Blättern wie The Wall Street Journal oder The New York Times eine Alternative entgegenzusetzen, war jahrzehntelang die auflagenstärkste Zeitung in den Vereinigten Staaten. Heute ist die Zeitung mit rund 1,8 Millionen verkauften Exemplaren auf Platz 2 hinter dem zu Rupert Murdochs News Corp. gehörenden The Wall Street Journal (rund 2,1 Exemplare täglich) zurückgefallen. USA Today ist Fernsehen zum Lesen, oberflächlich, kurz und unaufdringlich. Der inhaltliche Schwerpunkt liegt auf nationaler Berichterstattung, auch wenn die Anzahl der Auslandskorrespondenten seit den 1990er Jahren erhöht wurde. Ein pro-amerikanischer Optimismus gepaart mit regierungskonformer Berichterstattung zeichnet USA Today aus.

Gannett versucht trotz der Anzeigenkrise die Aktionäre mit Kostensenkungen zufrieden zu stellen. Das Unternehmen hat deshalb die Redaktion von USA Today um rund fünf Prozent (100 Personen) auf 1900 Mitarbeiter verkleinert. Außerdem bestehen seit Ende 2013 täglich 12-14 Seiten in 35 Regionalzeitungen ebenfalls aus vereinheitlichen USA-Today-Inhalten.

Die Auflage von USA Today sank in den letzten Jahren deutlich. Gegenüber 2009 verkauft die Tageszeitung rund 430.000 Exemplare weniger. Grund dafür sind das veränderte Mediennutzungsverhalten (parallel zum Auflagenrückgang stiegen die Besucherzahlen des USA Today-Onlineauftritts) und die geringere Anzahl an Geschäftsreisen aufgrund der Wirtschaftsrezession in den Vereinigten Staaten.

Seit 1999 ist Gannett Co. Inc. auf dem britischen Pressemarkt aktiv. Begonnen hat der Diversifizierungsprozess mit dem Kauf der Newsquest Media Group. In den folgenden Jahren wuchs das britische Tochterunternehmen durch Zukäufe und zum Portfolio gehören heute 17 Tageszeitungen, 200 Zeitschriften und deren Onlineauftritte. Der Schwerpunkt liegt auf lokalen und regionalen Märkten in den Landesteilen England, Schottland und Wales.

TEGNA

Fernsehen
Der Einstieg ins elektronische Mediengeschäft Mitte der 1990er Jahre bedeutete auch eine veränderte Konzernstrategie, um von den Erlösen des Pressemarktes unabhängiger zu sein. Heute gehört Gannett mit 23 TV-Stationen in 16 lokalen Fernsehmärkten zu einer der zehn größten TV-Gruppen der Vereinigten Staaten. Von den 23 Sendern sind drei mit ABC (The Walt Disney Company), sechs mit CBS (CBS Corp.) und zwölf mit NBC (NBCUniversal) vertraglich verbunden (sogenannte "network affiliates") und übernehmen die Ausstrahlung der jeweiligen Hauptprogramme in den entsprechenden Märkten. Im Frühjahr 2014 wurde ein Deal mit dem Hollywood Studio Weinstein eingefädelt: Weinstein hat in den kommenden Jahren ein Vorrecht darauf, die journalistischen Inhalte der Gannett-Zeitungen, insbesondere der USA-Today, als Filme, bzw. Reality-TV-Serien zu adaptieren.

Ebenfalls zum Unternehmensbereich Broadcasting zählt die im Jahr 2004 gekaufte Firma Captivate Network Inc., die rund 9500 Fernsehgeräte in Bürogebäuden und Hotels (u.a. in Fahrstühlen) installiert hat.

Internet:
Die Web-Angebote des „Gannett Online Network“ finanzieren sich bis 2012 nur über Werbeeinnahmen. Seitdem befinden sich die Inhalte der Lokal- und Regionalzeitungen - mit Ausnahme der USA Today - ab einer bestimmten Artikelzahl hinter einer kostenpflichtigen Paywall.

Die von 99 Lokalzeitungsredaktionen und von 20 TV-Sendern in den USA erstellten Webinhalte verzeichneten im Oktober 2007, laut Nielsen/Net Ratings monatlich ca. 23 Mio. Einzelbesucher. Die 80 Onlinepublikationen für Großbritannien verzeichneten ca. 3 Mio. Nutzer pro Monat.

Gannett Co. Inc. experimentierte schon vor dem Jahr 2012 mit verschiedenen Onlineangeboten für den Leser- und Werbemarkt. 1995 wurde zusammen mit acht anderen Verlagen die Werbeplattform "New Century Network" zur gemeinsamen Vermarktung von Onlineinhalten gegründet. Beteiligt waren dabei u.a. Advance Publications, Cox Newspapers, Hearst, The New York Times und die Tribune Company. Die Zusammenarbeit wurde schon nach weniger als drei Jahren beendet.

Ende November 2006 schlossen 176 Zeitungsverlage - darunter Gannett und Cox Enterprises - mit Yahoo einen umfassenden Vertrag zur konzertierten Onlinewerbevermarktung ab. Die Kooperation bezieht auch die gemeinsame Nutzung von Content und neuer digitaler Technologien ein. Im Juli 2010 bauten Yahoo und Gannett ihre Kooperation aus und schlossen eine Werbepartnerschaft im Onlinebereich ab.

Neben den Internetauftritten der eigenen Printprodukte erweiterte Gannett sein Onlineangebot, beispielsweise 2011 durch den Erwerb der Fantasy Sports Ventures, einem Netzwerk diverser Sportnachrichtenwebsites sowie 2014 durch die Hotelbewertungswebsite HotelMe.

Sonstige:
Strategische Investitionen flossen in Onlinewerbe- und in Suchtechnologien. Partnerschaftsverträge wurden mit Onlineunternehmungen geschlossen, die in den Bereichen Stellenangebote, Automobil- und Immobilienhandel aktiv sind. Mit 4INFO engagiert sich Gannett zudem im Feld der mobilen Informationsdienste.

Literatur

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  • Akhavan-Majid, Roya/Rife, Anita/Gopinath, Sheila (1991): Chain Ownership and Editorial Independence. A Case Study of Gannett Newspapers. In: Journalism & Mass Communication Quarterly, 68. Jg., Nr. 1-2, S. 59-66. DOI 10.1177/107769909106800107
  • Brandt, J. Donald (1993): A History of Gannett. 1906-1993. Gannett Co.
  • McCord, Richard (1996): The Chain Gang. One Newspaper Versus the Gannett Empire. Columbia: University of Missouri Press.
  • Prichard, Peter (1987): The Making of a McPaper. The Inside Story of USA Today. Kansas City: Andrews, McMeel & Parker.

Inhalte

Institut für Medien- und Kommunikationspolitik

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