7. ZDF

Umsatz 2022: € 2,400 Mrd.

Überblick

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Das ZDF ist der zweite, zentrale öffentlich-rechtliche Fernsehsender in Deutschland mit Sitz in Mainz (Rheinland-Pfalz). Es zählt zu den größten TV-Unternehmen in Europa und nahm am 1. April 1963 seinen regelmäßigen Sendebetrieb auf. Der Einfluss der ZDF-Aufsichtsgremien (Fernsehrat, Verwaltungsrat), die hochrangig politisch besetzt sind, gilt als stark. Ebenso typisch für den im Mainzer Vorort Lerchenberg ansässigen Sender ist die prägende Rolle langfristig amtierender Intendantenpersönlichkeiten. Medienpolitisch orientiert sich das ZDF an der britischen BBC und forciert seine Präsenz im Internet. Dennoch gilt die Bindung jüngerer Publikumsschichten an die Traditionsmarke als Dauerproblem des ZDF.

Ein aktualisiertes Konzernporträt erscheint in Kürze.

Basisdaten

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Hauptsitz:
ZDF
ZDF-Straße 1
55127 Mainz
Telefon: 0049 6131 70-1
Internet: www.unternehmen.zdf.de

Branche: Fernsehen, Online-Angebote
Rechtsform: nicht rechtsfähige, öffentlich-rechtliche Arbeitsgemeinschaft
Geschäftsjahr: 01.01. - 31.12.
Gründungsjahr: 1961

 

Ökonomische Basisdaten (Betriebshaushalt; Beträge in Mio. €)

 

2023

2022

2021

2020

2019

2018

 

 

 

Erträge

 

 2.501

 2.403

 2.397

 2.231

2.230

2.234

 

 

 

Deutschlandradio

 

 

 

 

 

253

250

 

 

 

 

 

 

Geschäftsführung

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Geschäftsleitung:

  • Norbert Himmler, Intendant
  • Karin Brieden, Verwaltungsdirektorin
  • Nadine Bilke, Programmdirektorin
  • Bettina Schausten, Chefredakteurin
  • Martin Rombach, Produktionsdirektor
  • Peter Weber, Justiziar


Fernsehrat:  Der Fernsehrat überwacht das Programm, genehmigt den vom Verwaltungsrat beschlossenen Haushalt und wählt den Intendanten. Der Fernsehrat besteht aus 60 Mitgliedern, die unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen vertreten. Den Vorsitz des Gremiums hat Marlehn Thieme, die als Vertreterin der evangelischen Kirche in den Fernsehrat entsandt ist.

Verwaltungsrat: Der Verwaltungsrat setzt sich aus 12 Mitgliedern zusammen. Ihm gehören vier Vertreter der Bundesländer sowie acht vom Fernsehrat gewählte Mitglieder an. Vorsitzende des ZDF-Verwaltungsrats ist die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD). Erster stellvertretender Vorsitzender des Gremiums ist Reinhard Göhner (Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände), zweite stellvertretende Vorsitzende ist die Kommunikationswissenschaftlerin Barbara Thomaß (Universität Bochum).

Geschichte und Profil

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Die Gründung des ZDF resultierte aus turbulenten medienpolitischen Auseinandersetzungen am Ende der Adenauer-Ära, als die Bundesregierung neben der ARD ein zweites, staatsnäheres Programm plante. Nachdem in Großbritannien 1955 mit der ITV privatrechtlich organisiertes Fernsehen eingeführt worden war, wollten die Bundesregierung und Interessengruppen aus der Wirtschaft kommerzielles Fernsehen auch in Deutschland. So entstand eine Konstruktion aus einer Bund-Länder-Trägergesellschaft und der kommerziellen Betreibergesellschaft „Freies Fernsehen GmbH“ (FFG). Doch die Versuche von Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU), die Länder durch Verhandlungen und Druck auf dieses Modell einzuschwören, scheiterten. Auch der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Peter Altmeier (CDU) opponierte in dieser Frage gegen den Kanzler. Im August 1960 klagten einige SPD-geführte Länder gegen das Adenauer-Fernsehen, weil sie ihre Hoheitsrechte in Rundfunkfragen verletzt sahen. Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe stoppte die operativ schon weit gediehenen Sendevorbereitungen der FFG mit einer Einstweiligen Anordnung. Am 28. Februar 1961 entschied es mit Verweis auf das Grundgesetz, dass der Bund lediglich für das Fernmeldewesen, nicht aber für Rundfunkveranstaltungen zuständig sei. Damit war das „Adenauer-Fernsehen“ gescheitert.
Am 6. Juni 1961 schlossen die Länder daraufhin einen Staatsvertrag über die Gründung einer „gemeinnützigen Anstalt des öffentlichen Rechts mit Namen Zweites Deutsches Fernsehen“. Der neue Sender trat das programmliche und politische Erbe des „Adenauer-Fernsehens“ an und wurde zur öffentlich-rechtlichen TV-Konkurrenz für die 1950 gegründete ARD, die im Gegensatz zum ZDF auch Radio veranstaltet.

Das ZDF erbte zunächst den Studiobetrieb der FFG in Wiesbaden-Eschborn (verächtlich „Telesibirsk“ genannt) und auch wesentliche Teile der FFG-Programmstruktur. Der FFG-Programmchef, der später bekannte Sexologe, Wilhelm-Reich-Schüler und BBC-Kenner Ernest Borneman (1915 – 1995) war jedoch nicht ZDF-kompatibel. Am 12. März 1962 wurde der promovierte Pädagoge und Philosophie-Ordinarius Karl Holzamer (1906 - 2007) zum Gründungsintendanten des ZDF gewählt. Der CDU-Kandidat war zuvor schon für die Leitung der FFG vorgesehen. Er blieb bis zum März 1977 Intendant und prägte die katholische Integrationsphilosophie des Mainzer Senders maßgeblich.

Die frühen Jahre
Das ZDF galt von Beginn an als konservativer (im Informationsbereich symbolisiert etwa durch das umstrittene „ZDF-Magazin“ von Gerhard Löwenthal) als die ARD. Diese Ausrichtung schloss allerdings den frühen Import von US-Serien, Programmexperimente und alternative Jugendsendungen nicht aus. Auch dank der „Mainzelmännchen“-Figuren im Werberahmenprogramm wurde der Sender mit katholischer und moderat konservativer Grundierung, der sich auch selbst gern "das Zweite" nennt ("Mit dem Zweiten sieht man besser"), zu einer der stärksten Medienmarken Deutschlands.
Holzamers Philosophie entsprachen insbesondere die großen Fernsehshows, mit denen sich das ZDF in den 1960er und 1970er Jahren profilierte. Massenwirksame Sendungen sollten die ganze Familie vor dem Bildschirm versammeln. Programmprägende Showmaster des ZDF waren in dieser Zeit Peter Frankenfeld („Vergissmeinnicht“), Lou van Burg („Der Goldene Schuss“), Hans Rosenthal („Dalli-Dalli“) und Wim Thoelke („3x9“, „Der Große Preis“). Verbunden waren diese Shows vielfach mit Engagement für einen guten Zweck, etwa mit einer Lotterie für die „Aktion Sorgenkind“ (heute „Aktion Mensch“).

Internationales Profil gewann das ZDF durch Fernseh-Kino-Koproduktionen (zum Beispiel mit Ingmar Bergman) sowie durch starke Non Fiction-Abteilungen. Ab 1969 (bis 1972) machte das ZDF mit der von Dietmar Schönherr und Vivi Bach präsentierten Samstagabend-Show „Wünsch Dir was“ von sich reden. In dieser für ihre Zeit sehr modernen Show (einer Koproduktion mit ORF und SRG) traten Familien gegeneinander an und mussten sich in verschiedenen Prüfungen etwa im sozialen Verhalten bewähren. Für Furore im öffentlich-rechtlichen Fernsehen sorgte etwa im November 1970 der Auftritt einer jungen Kandidatin in einer transparenten Bluse.

Die "mittleren" Jahre (80er, 90er)
Seit 1984 sendet das ZDF vom Mainzer Stadtteil Lerchenberg aus. Der seinerzeit moderne ZDF-Gebäudekomplex war in mehreren Bauabschnitten über zwanzig Jahre hinweg entstanden und nach und nach bezogen worden. Mit der Etablierung des ZDF prägte sich die so genannte „Auftragsproduktion“ aus, d. h. die Auslagerung der Herstellung von Fernsehsendungen an formell unabhängige Produktionsfirmen. So entstanden etwa die prägenden „Weihnachtsmehrteiler“ des Produzenten Walter Ullbrich (Tele München) in Koproduktion von ZDF, ORTF (Frankreich) und rumänischen Filmstudios. Diese Fernseh-Epen, häufig nach Erzählungen von Jack London („Der Seewolf“, „Lockruf des Goldes“), waren Straßenfeger. Enge Beziehungen unterhielt das ZDF über Jahrzehnte zum Filmrechtehändler Leo Kirch, markiert auch durch wichtige personelle Querbeziehungen und langjährige Freundschaften innerhalb des Führungspersonals beider Häuser. Programm-Stärken des ZDF waren und sind traditionell Fernseh-Krimis, wie „Der Kommissar“, „Derrick“, „Der Alte“ (alle geschrieben von Herbert Reinecker), der „Fernsehfilm der Woche“ am Montag und leichtere Unterhaltungsstoffe (wie „Schwarzwaldklinik“, „Das Traumschiff“).

Am 14. Februar 1981 startete die erfolgreichste und langlebigste Show des ZDF, „Wetten, dass ...?“, erfunden und moderiert von Frank Elstner. Als er sich zurückzog, übernahm im September 1987 Thomas Gottschalk die Sendung. Gottschalk wurde zu einem der bekanntesten Fernsehgesichter Deutschlands, „Wetten, dass ...?“ erreichte noch 2008 teilweise deutlich mehr als zehn Millionen Zuschauer. Unter Gottschalks Nachfolger Markus Lanz, der 2012 übernahm, entwickelte sich die Show jedoch zum Quotendesaster und wurde 2014 nach 33 Jahren abgesetzt.

Die 2000er Jahre
Zu den bekanntesten neueren Programm-Marken gehörten der Entertainment-Talk mit dem 1998 von Sat.1 angeheuerten Talker Johannes B. Kerner, bis der sich 2009 wieder zu Sat.1 verabschiedete, die Polit-Talkshow „Maybrit Illner“, das Magazin „Frontal 21“, sowie Dokumentar-Reihen („ZDF Expedition“, History-Dokumentationen des „ZDF-Historikers“ Professor Guido Knopp). Mit Rosamunde-Pilcher-Verfilmungen konkurriert der Mainzer Sender gegen die härteren Krimistoffe der ARD am Sonntag. Experimentelles und jüngeres Programm wird im „Kleinen Fernsehspiel“  montags gegen Mitternacht gepflegt.

Ende 2007 feierte das ZDF einen unerwarteten Erfolg dank eines wichtigen Sendergesichts: Auf der Suche nach einem Nachfolger für den entlassenen Chefredakteur Stefan Aust war der "Spiegel"-Verlag auf Claus Kleber, den Moderator und Redaktionsleiter des ZDF "heute journals", verfallen. Als das vorzeitig publik wurde, entschied sich Kleber, beim ZDF zu bleiben und gilt seitdem als blendend bezahlter "Spitzenmann des deutschen TV-Journalismus" (ZDF-Intendant Schächter).

2008 bescherte ein altes Sendergesicht dem Sender öffentliche Aufmerksamkeit: Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki, der im ZDF lange "Das Literarische Quartett" bestritt, wies bei der (2008 turnusgemäß vom ZDF ausgerichteten) Verleihung des Deutschen Fernsehpreises die Ehrung für sein Lebenswerk zurück (Sequenz der zeitversetzten ZDF-Übertragung bei Youtube). Grund: die schlechte Qualität des Fernsehens. Das ZDF reagierte, indem es Reich-Ranicki und Thomas Gottschalk "Aus gegebenem Anlass" über das Themenfeld talken ließ.

Im Haushaltsplan-Ansatz des Jahres 2009 überschritt das ZDF erstmals die Zwei-Milliarden-Grenze auf der Ertragsseite. Mit Investitionen von 500 Mio. Euro präsentiert sich der Sender als "größter Einzel-Auftraggeber" der Film-Produktionswirtschaft in Deutschland. Die große Zahl an Fernsehfilmen, die ZDF wie auch ARD in Auftrag geben, zeigte sich erneut in dem, was Kritiker "Kampfprogrammierung" nennen.

Anfang 2011 kündigte das bis dahin populärste Gesicht des ZDF, Thomas Gottschalk, seinen Abschied als Moderator der Erfolgsshow "Wetten, dass..?"an, nachdem er im Dezember 2010 eine Sendung wegen eines schweren Unfalls abbrechen musste (der Wettkandidat Samuel Koch erlitt beim Versuch, "mit Sprungfedern an den Füßen über ein fahrendes Auto zu springen" schwere Verletzungen). Über das ganze folgende Jahr hinweg, in dem Gottschalk mit seinen (nicht wenigen) Abschiedssendungen wiederholt Marktanteile von über 40 Prozent erreichte, wurde intensiv über Nachfolgekandidaten spekuliert. Es gab Absagen von Wunschkandidaten wie Hape Kerkeling. Schließlich wurde 2012 Markus Lanz als Nachfolger präsentiert.

Das Zukunfts-Problem mit dem "jungen" Publikum
Während das ZDF beim Gesamtpublikum (Zuschauer ab 3 Jahren) weiterhin zu den erfolgreichsten drei deutschen Fernsehprogrammen gehört und 2011 laut GfK mit 12,1 Prozent Marktanteil (2010: 12,7/ 2009: 12,5/ 2008: 13,1 Prozent) hinter dem Privatsender RTL (13,6 Prozent) und dem ARD-Programm "Das Erste" (13,2 Prozent) den dritten Platz in der Marktanteilsbilanz belegte, erreicht es bei Zuschauern zwischen 14 und 49 Jahren 2011 wie im Vorjahr Platz 6 (hinter RTL, Pro Sieben, Sat.1, Vox und ARD) - mit einem Marktanteil von nurmehr 6,2 Prozent. Das ZDF erlebte 2011 "das erfolgloseste Jahr seiner Geschichte", schrieb der Branchendienst dwdl.de. Auch wenn der designierte Intendant Bellut mit anders zugeschnittenen Zahlenwerten von "Marktführerschaft in der Primetime" spricht, ist ihm klar, wie gefährdet die langfristige Akzeptanz des Senders ist.

Sportjahre wie 2010 (Olympische Winterspiele, Fußball-WM) hübschen diese Werte regelmäßig auf, auch daher sichern sich ARD und ZDF kontinuierlich die TV-Rechte an solchen Sportereignissen. Mit Übertragungen der Fußball-Champions League (bis einschließlich 2018), die es dem Privatsender Sat.1. wegschnappte, konnte das ZDF ab dem Sommer 2012 seine Bilanz verbessern.

Dennoch bleiben Bemühungen, junge Zuschauer zu erreichen, höchst aktuell. Chefredakteur Nikolaus Brender hatte zu diesem Zweck 2009 Internet-Kooperationen mit der Google-Tochter Youtube (z.B. die Kanäle "Mitreden bei Maybrit Illner" und "Open Reichstag") lanciert und anlässlich der Bundestagswahl aus Kanada die Fernsehshow "Ich kann Kanzler" importiert, die einmalig live im ZDF lief und im Mai 2012 kurzfristig reanimiert wurde. Schließlich zählt zum Auftrag von Brenders Nachfolger Peter Frey ausdrücklich auch "Verjüngung" des Programms. Zu Freys (z.B. gegenüber dem "Tagesspiegel") angekündigter Strategie gehört, die Zahl der Moderatoren zu verringern und entsprechend "prägende ZDF-Gesichter" öfter auf dem Bildschirm einzusetzen. Solche Gesichter gehören etwa Theo Koll, dem Leiter der Hauptabteilung Außenpolitik und neuen Leiter der Ressorts Innen-, Gesellschafts- und Bildungspolitik, Bettina Schausten, Freys Nachfolgerin als Leiterin des Berliner Hauptstadtstudios, und Maybrit Illner. Die Donnerstagabend-Talkerin rückte (mit etwa 40 Auftritten pro Jahr) ins Team der Moderatoren des "heute journal" auf, nachdem Steffen Seibert das Angebot annahm, als Sprecher der Bundesregierung nach Berlin zu wechseln (siehe auch unten: Management).

Management

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Die Führung des ZDF zeichnet sich durch Kontinuität aus. In der gesamten Sendergeschichte gab es bislang nur fünf Intendanten. Auf Karl Holzamer folgte 1977 der Berufsoffizier, Diplomat und ehemalige Regierungssprecher Karl-Günther von Hase, der 1982 durch den bis 2002 amtierenden Dieter Stolte abgelöst wurde. Stolte war zuvor Holzamers persönlicher Referent sowie u. a. Programmdirektor beim Südwestfunk in Baden-Baden. Er führte die 19-Uhr-Anfangszeit für die ZDF-Hauptnachrichten („heute“) ein: „Dieter Stolte hat Mediengeschichte nicht nur geschrieben, sondern sie auch gestaltet. ... Der Bogen von Stoltes Programmentscheidungen spannt sich bis zur Schemareform 1998, in der er den ehemaligen ’Unterhaltungsdampfer’ ZDF in die Spur eines führenden Informations- und Dokumentationssenders brachte. Gerade im offenen Wettbewerb mit den kommerziellen Anbietern bewies Stolte das Stehvermögen und die Ausdauer, seine Spur auch inhaltlich zu halten“, lobte ihn sein Nachfolger Markus Schächter, der nach langwieriger Kandidatenkür ab März 2002 als ZDF-Intendant amtierte.

Schächter, der sich u. a. gegen den ARD-Programmdirektor Günter Struve durchsetzte, war zuvor im ZDF durch nahezu alle Abteilungen gegangen und zuletzt als Programmdirektor tätig. Im Dezember 2005 wurde er vorzeitig für eine zweite fünfjährige Amtszeit wiedergewählt, die am 15. März 2007 begann. Der Senderchef, geboren am 31. Oktober 1949 im pfälzischen Hauenstein, studierte Geschichte, Politologie, Publizistik und Religion in München, Lyon, Paris und Mainz. Nebenher arbeitete er frei für den damaligen Südwestfunk (SWF) und das ZDF sowie die Nachrichtenagentur dpa in Paris. Nach dem Staatsexamen war er ab 1974 zunächst fester Freier, später fest angestellter Kulturredakteur im SWF-Landesstudio Rheinland-Pfalz in Mainz. Nach einer Tätigkeit als Pressesprecher des rheinland-pfälzischen Kultusministeriums unter der Ressortchefin Hanna-Renate Laurien (CDU) trat er 1981 in das ZDF ein und war unter anderem Referent des damaligen Programmdirektors Alois Schardt, anschließend bis 1985 Redaktionsleiter Kultur und Gesellschaft und bis 1992 Leiter der Redaktion Kinder und Jugend. 1993 übernahm er die Leitung der Hauptabteilung Programmplanung, ab 1998 amtierte er als Programmdirektor, bevor er schließlich am 15. März 2002 Intendant des Senders wurde. Im Januar 2004 ernannte die Hamburger Hochschule für Musik und Theater ihn zum Professor.

Im Vergleich zu seinem mitunter autokratisch amtierenden Vorgänger Stolte gilt Schächter als pragmatischer Teamspieler. Eine Besonderheit des ZDF ist die Trennung von Programm- und Chefredaktion nach der  politischen „Farbenlehre“, die aufgrund des ausgeprägten Konkurrenzverhältnisses beider Bereiche mitunter zu Blockaden bei der Entwicklung neuer Formate führt. Programmdirektor ist der als CDU-nah geltende Thomas Bellut, Chefredakteur der zunächst als SPD-Kandidat gehandelte Nikolaus Brender, der vom WDR kam und bei der „Elefantenrunde“ nach der Bundestagswahl 2005 durch ein scharfes Rencontre (siehe Youtube) mit dem gerade abgewählten SPD-Bundeskanzler Gerhard Schröder auffiel. 2009 wurde Schächter mit einem Emmy ausgezeichnet (ZDF-Pressemitteilung) - und doch schien er seit der Aufregung um Nikolaus Brender (s.u.) angeschlagen.

Mit Bezügen von rund 299.000 Euro im Jahr lag Schächter nicht an der Spitze, aber in der Spitzengruppe deutscher Sender-Intendanten - das zeigte sich, als 2010 entsprechende "Rankings" möglich wurden: Nachdem zunächst der dazu gesetzlich neu verpflichtete WDR und dann die Mehrzahl der ARD-Anstalten die Gehälter ihrer Geschäftsleitungen publiziert hatten, veröffentlichte im September 2010 auch das ZDF das Gehalt seines Intendanten. 

Anfang 2011 kündigte er an, sich nicht mehr zur Wiederwahl zu stellen, obwohl eine solche durchaus möglich gewesen wäre. 2012 folgte ihm sein Wunschkandidat nach: der vorherige Programmdirektor Thomas Bellut. Bei der feierlichen Verabschiedung wurde als eine von Schächters größten Leistungen hervorgehoben, dass er das ZDF aus der "Gefangenschaft des Einkanalsenders" befreit habe.

Die "Affäre Brender"

Diese Personalie erregte nicht nur 2009/10 viel Aufsehen, sondern wird das ZDF und die öffentlich-rechtlichen Medienlandschaft noch beschäftigen, bis das Bundesverfassungsgericht ein Urteil gefällt hat: Im März 2009, als Unions-Politiker im ZDF-Verwaltungsrat, insbesondere der damalige hessische Ministerpräsident Roland Koch, die von Schächter vorgeschlagene Vertragsverlängerung für Chefredakteur Brender verhindern wollten, flammten Diskussionen über den starken Einfluss der Parteien auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk erneut auf (z.B. Frank Schirrmacher in der "FAZ": "Angriff auf das ZDF"). Die Personalie wurde bis nach der Bundestagswahl im Herbst vertagt - und dann rasch entschieden: Trotz eines offenen Briefes von 35 Verfassungsrechtlern ("FAS") und eines im Internet von fast 39.000 Menschen unterzeichneten Appells für die Rundfunkfreiheit - um nur zwei von zahllosen Initiativen für Brender zu nennen - beschloss der Verwaltungsrat auf einer in der Medienbranche und im Internet (Liveblog auf Carta) viel beachteten Sitzung am 27.11.2009 in Berlin, Brenders Vertrag nicht zu verlängern. Intendant Schächter erklärte (PDF) am selben Tag: "Ich habe kein Verständnis dafür, dass sogar mein mit Nikolaus Brender abgestimmter Versuch, die festgefahrene Situation durch einen Kompromiss zu lösen, nämlich eine verkürzte Beauftragung bis Januar 2012, nicht mehrheitsfähig war". Dennoch unterbreitete er, wie es die herkömmlichen ZDF-Abläufe vorsehen, demselben Verwaltungsrat einen anderen Personalvorschlag, den das Gremium kurz darauf durchwinkte (siehe "taz"): Zum 1. April 2010 wurde der Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios Berlin, Peter Frey, neuer ZDF-Chefredakteur. Seine Nachfolge trat die Leiterin der Hauptredaktion Innen-, Gesellschafts- und Bildungspolitik, Bettina Schausten an. Frey gilt als eher linksliberal, Schausten als CDU-nah.

Insofern blieb das beim ZDF traditionelle parteipolitische Gleichgewicht gewahrt. Doch der im Sender (wie in den ARD-Anstalten) gern gepflegte Anschein der Staatsferne ist seitdem recht ramponiert. 2010 hielten die Diskussionen an, auch Brenders selbst wegen: Noch vor seinem Abschied vom ZDF sprach er in einem provokanten "Spiegel"-Interview von einem "Spitzelsystem" innerhalb des Senders und von "Inoffiziellen Mitarbeitern, wirklich vergleichbar mit den IM der DDR", die den großen Parteien Senderinterna zutragen würden. Diese Aussagen zogen unter anderem wiederum eine Entgegnung des Intendanten ("in der Sache falsch und in der Form maßlos und inakzeptabel") nach sich. Seit 2011 liegt als Nachhall der Personalie der ZDF-Staatsvertrag dem Bundesverfassungsgericht zur Überprüfung vor. Nachdem ein Normenkontrollverfahren der Grünen scheiterte, brachte schließlich die SPD (die mit Kurt Beck den Vorsitzenden des Verwaltungsrats stellt) eines auf den Weg.

Einstweilen bleibt im ZDF-Verwaltungsrat alles fast beim Alten. Den im März 2011 ausgeschiedenen, in die Privatwirtschaft wechselnden Ex-Ministerpräsidenten Roland Koch (der bei der Ablösung Brenders eine führende Rolle gespielt hatte) ersetzte Stanislaw Tillich - der Ministerpräsident Sachsens (ebenfalls CDU). Der Verwaltungsrats-Vorsitzende Beck wurde im Juli 2012 wiedergewählt.

Mittleres Management

Dass zumindest der 2010 neu inthronisierte Chefredakteur Peter Frey gern Distanz zur Politik demonstriert, zeigte seine offizielle Reaktion auf den überraschenden Wechsel des "heute journals"-Moderators Steffen Seibert auf den Posten des Sprechers der Bundesregierung im Juli 2010. "Wir bedauern, dass Steffen Seibert seine Perspektive nicht im Journalismus gesehen hat. Er nimmt die bundesweite Bekanntheit, die er auf dem Schirm als Moderator von heute und heute journal erworben hat, und die damit verbundene Kompetenz und Glaubwürdigkeit  mit in seine neue Aufgabe...", so die bemerkenswert dürren Worte des Chefredakteurs des "emotional wundgescheuerten" Senders (Frey).

Freys Entscheidung, ab 2012 aus dem gemeinsamen Vormittagsnachrichten-Programm mit der ARD auszusteigen und anstatt alternierend die "Tagesschau" zu übernehmen, werktäglich um 9.00 und 12.00 Uhr eigene "heute"-Nachrichten zu senden, hängt nach Meinung einiger Beobachter mit der Absicht zusammen, "auch zu dieser Tageszeit Bewegtbilder für den eigenen Internet-Auftritt generieren zu können" (Südeutsche Zeitung). Andere sahen darin eine "versteckte Kriegserklärung" an die ARD (Spiegel Online).

Unterhalb der Direktorate existiert im ZDF ein ebenfalls politisch austariertes System von Hauptabteilungs- und Abteilungsleitern. Das Management des ZDF ist durch Binnenrekrutierung und eine Sozialisation nach der Hausphilosophie geprägt. Dieses System führt zu Stabilität und einiger Gelassenheit, aber häufig auch zu verzögerten Reaktionen auf Trends in der medialen Umwelt.

Geschäftsfelder

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Internet-Aktivitäten
Das ZDF ist ein nahezu reines Fernsehunternehmen, das anders als die ARD keine Radioprogramme veranstaltet. Früher als die ARD und auch konsequenter weitete es seine Aktivitäten auf das Internet aus. Als Beispiel für viel diskutiertes Engagement, um alle Gebührenzahler zu erreichen, kann das „Forum am Freitag“ gelten, eine (auch in den digitalen "ZDF-infokanal" hinein verlängerte) Online-Plattform für den Dialog mit Muslimen.

Im September 2007 startete das ZDF als wesentliche Innovation im Internet seine Mediathek - so erfolgreich, dass sich der Markenname inzwischen als Gattungsname für alle Portale durchgesetzt hat, die TV-Bewegtbilder zum Online-Abruf anbieten. In der Mediathek war und ist ein Großteil der selbst produzierten Sendungen verfügbar - meistens bis eine Woche nach Ausstrahlung, teilweise länger. Mit Inkrafttreten des 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrag (RfStV) zum 1. Juni 2009 kündigte das ZDF an, rund 80 Prozent des Bestandes seiner Online-Angebote zu löschen - rund 93.500 Dokumente, überwiegend Websites, wie sie von Zeitungs- und Zeitschriften-Verlegern während der Diskussionen im Vorfeld des RfStV als "elektronische Presse" attackiert worden waren. Vor dem Hintergrund des Wettbewerbs der im Internet zusammenwachsenden Medien hatten ZDF-Repräsentanten wie Intendant Schächter und Chefredakteur Brender sich auf zahllosen Podiumsdiskussionen mit Vertretern der privaten Medien auseinandergesetzt und mit Kampfbegriffen wie "Morgenthau-Plan" und "Zensur" ebenso scharf wie die Gegenseite agiert. Zwischenzeitlich geführte Verhandlungen über eine Online-Kooperation des ZDF mit dem privatwirtschaftlichen "sueddeutsche.de" im Bereich Bewegtbilder - nach dem Muster der vielbeachteten Zusammenarbeit von "WAZ" und WDR - scheiterten kurzfristig. 2008 nahmen jedoch das ZDF und "zeit.de" (Verlagsgruppe Holtzbrinck) eine solche Kooperation auf. Seit 2009 kooperiert auch die WAZ mit dem ZDF.

Wie vom RfStV vorgesehen, führte der ZDF-Fernsehrat Drei-Stufen-Tests für die vom ZDF verantworteten Telemedienangebote durch und meldete einige Änderungswünsche an. Am meisten beachtet wurden die Regelungen für die Verweildauer von unterschiedlichen Fernsehgenres in der Mediathek. Die Löschung ("Depublikation") alter Onlinebeiträge in Folge gesetzlicher Vorgaben erregte Ärger bei Internetnutzern und wurde von den Senderverantwortlichen ostentativ bedauert (Schächter dazu: "Anders als im Netz eigentlich üblich und normal, verschwinden viele ZDF-Angebote schon nach kurzer Zeit und können dort nicht mehr zur Recherche und Vertiefung abgerufen werden.")

Im Zusammenhang mit der medialen Entwicklung, vor allem der Empfangbarkeit von Fernsehprogrammen auf sämtlichen internetfähigen Endgeräten, steht die ab 2013 vorgesehene Umwandlung der an die GEZ zu zahlende Rundfunkgebühr in eine geräteunabhängige Haushaltsabgabe. Sie ist für 2013 beschlossen, dürfte aber noch Thema heftigen Streits werden. Gegner bezeichnen sie bereits als "Pay-TV für alle". Auch über die Höhe der durch diese Umstellung mutmaßlich erzielten Einnahmen und über Ausnahmeregeln wird immer wieder erregt diskutiert. Als Grundlage für die 2010 gefallene Entscheidung der Ministerpräsidenten diente ein von ARD, ZDF und Deutschlandradio beauftragtes "Gutachten über die Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks" (PDF) des ehemaligen Richters am Bundesverfassungsgericht, Paul Kirchhof.

Publikumserfolg jedoch lässt der Mediathek des ZDF nicht absprechen: Im Mai 2011 wurden knapp sechs Millionen Nutzer der Telemedienangebote des ZDF (wie die vor allem zum Videoabruf genutzten Mediatheken rundfunkrechtlich heißen) gezählt. Die seit September 2011 zum Gratis-Download angebotene Mediathek-App, mit der sich ZDF-Videos auch auf Smartphones ansehen lassen, ist bereits in der ersten Woche 390.000 Mal heruntergeladen worden. Seit 2012 soll die Mediathek auf einer weiteren Plattform, der Spielekonsole Xbox 360 des Microsoft-Konzerns, junges Publikum ansprechen.

 

Digitalsender

Oft beklagte das ZDF, dass ihm - anders als der ARD mit ihren Dritten Programmen - eine Senderfamilie fehle und es damit keine Chance gäbe, ungewöhnliche Formate jenseits des Hauptprogramms zu erproben. Allerdings war das ZDF schon immer an den Gemeinschaftsprogrammen 3sat (Hauptsitz ebenfalls in Mainz), Phoenix,  Kinderkanal (Kika) und Arte beteiligt. Bis 2011 hat es seine drei bis dahin nur marginal wahrgenommenen Digitalkanäle (unrsprünglich: ZDF-Info, ZDF-Doku und  ZDF-Theaterkanal) in eine Art Senderfamilie umgewandelt. Im November 2009 begann diese Digitaloffensive mit dem Start von ZDF-neo (anstelle des Doku-Kanals). Die Privatsender sahen durch den betont jugendlichen Sender ihr eigenes Terrain angegriffen, und tatsächlich zeigt der Sender Programmfarben, die im Hauptprogramm des ZDF zurzeit praktisch gar nicht vorkommen: etwa US-Serien wie "Mad Men" sowie deutsche Doku-Soaps und Sitcoms (wie "Die Snobs" mit Christian Ulmen). ZDF-neo hat sein Ziel, innerhalb eines Jahres sein Publikum zu verdoppeln, auf bescheidenem Niveau sogar übertroffen: Der Marktanteil stieg von 0,1 Prozent (des Vorgängersenders "ZDF doku") auf 0,3 Prozent - sowohl bei allen Haushalten als auch in der eigentlichen Zielgruppe des "Digitalkanals des ZDF für Zuschauer zwischen 25 und 49 Jahren".

Die Umwandlung des Theaterkanals in "zdf.kultur" und der Start von "ZDFinfo" bildeten 2011 die nächsten Schritte. Ob die ambitionierten Ansprüche umgesetzt werden oder der neue Kulturkanal den längst bestehenden, ebenfalls ambitionierten, aber vom großen Publikum eher selten beachteten (und ebenfalls vom ZDF mitverantworteten) Kulturkanälen 3sat und Arte ins Gehege kommt, ist umstritten. Der politische Rückhalt für die öffentlich-rechtlichen Digitalkanäle schwindet, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Kosten. 2010 kündigte das ZDF an, seine Unterstützung für den 25 Jahre alt gewordenen deutsch-österreichisch-schweizerischen Kultursender 3sat um rund ein Viertel (24, 4 Mio. Euro) zu reduzieren, ohne diesen dabei zu schwächen. Zwischen den Kanälen sollen Synergien entstehen. Im September 2011 ging der letzte der drei vom ZDF betriebenen Digitalsender mit neuem Design und (leicht verändertem) neuem Namen auf Sendung: Aus dem ZDFinfokanal wurde ZDFinfo.

 

 

Produktion und Distribution
Dem Sender gehört mit der in Mainz ansässigen ZDF Enterprises GmbH eine 100-prozentige Tochtergesellschaft zur Schaffung, Verwertung und Distribution des ZDF-Programmvermögens. ZDF Enterprises wickelt seit Januar 1993 Programmeinkauf, Vertrieb und Koproduktionen ab. Das Tochterunternehmen hat Außenstellen in Köln und New York.

Über ZDF Enterprises ist das ZDF an Produktionsfirmen beteiligt, die vor allem, aber nicht nur das ZDF-Programm bedienen, u. a. Network Movie (Köln/Hamburg), Doc Station, Gruppe 5 Filmproduktion und Dolce Media GmbH (Christoph und Thomas Gottschalk). 2007 hat das ZDF, ebenfalls über ZDF Enterprises, für etwa 8 Millionen Euro eine Beteiligung von 50 Prozent an der Bavaria Fernsehproduktion GmbH übernommen. Diese GmbH war zuvor eine 100-prozentige Tochter der Bavaria Film GmbH (Geiselgasteig bei München), die seit Februar 2007 als Holdinggesellschaft der gesamten Bavaria-Unternehmensgruppe fungiert. An der Bavaria Film sind der WDR, der MDR, der SWR und der BR über Tochterunternehmen mehrheitlich beteiligt; Anteile hält über eine Tochterfirma auch die bayerische Förderbank LfA. Die Bavaria-Film-Gruppe gehört zu den größten TV-Produktions- und Dienstleistungsunternehmen Deutschlands. Die Bavaria Fernsehproduktion, in der die Unternehmensgruppe ihre Fernsehproduktionsaktivitäten gebündelt hat, erzielte 2007 einen Umsatz von rund 75 Mio. Euro und produziert Serien und Filme für öffentlich-rechtliche und private TV-Sender. Dazu gehören etwa die Daily Soap „Marienhof“ und die Telenovela „Sturm der Liebe“ (ARD), und Serien wie „Die Rosenheim-Cops“ (ZDF) und „Alle lieben Jimmy“ (RTL) sowie Fernsehfilme für die Reihen „Tatort“ (ARD) und „Inga Lindström“ (ZDF). Der Einstieg des ZDF bei der Bavaria wurde innerhalb der TV-Produktionsbranche zum Teil heftig kritisiert, da unabhängige Produzenten fürchten, künftig weniger Aufträge vom ZDF zu bekommen.

ZDF Enterprises hat sich an der Mainstream Networks Holding beteiligt, die mit "Romance TV" die vom ZDF in großer Zahl hergestellten eskapistischen Fernsehfilme etwa nach Rosamunde Pilcher oder Katie Fforde international vermarktet (siehe dwdl.de).

 

Engagement im Ausland

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Das ZDF ist wie die ARD an den internationalen Programmen arte (deutsch-französischer Kulturkanal) und 3Sat (Deutschland/ Schweiz/ Österreich, seit Mai 2010 auch terrestrisch in Südtirol ausgestrahlt) beteiligt. 3sat hat seinen Hauptsitz in Mainz und gilt als vor allem vom ZDF, von Gottfried Langenstein, dem "Direktor Europäische Satellitenprogramme des ZDF" (und überdies Arte-Präsident von 2007 bis Ende 2010) gelenkter Sender.

Im Nachrichtenbereich arbeitet das ZDF seit 2007 mit der türkischen Unternehmensgruppe Dogan Media zusammen. Dogan Media erhält Zugang zu Fernsehmaterial aus Deutschland und der EU; im Gegenzug hat das ZDF-Studio in Istanbul schnellen Zugriff auf aktuelles Nachrichtenmaterial aus der Türkei, das von den Dogan-Sendern Kanal D und CNN Turk produziert wird. Dogan betreibt CNN Turk als Joint Venture mit dem CNN-Mutterkonzern Time Warner (Time Warner in der Mediendatenbank). Die Vereinbarung soll vor allem die türkische und türkischstämmige Bevölkerung in Deutschland, die fast 60 Prozent der Zuschauerschaft der beiden Dogan-Sender ausmacht, besser mit Nachrichten aus Deutschland und Europa versorgen und näher an die deutsche Sprache heranführen, hieß es.

Nach einer Verwaltungsvereinbarung vom 28. November 2006 kann der Auslandsrundfunk Deutsche Welle (DW) seit Januar 2007 für sein weltweites Fernsehprogramm DW-TV Sendungen des ZDF (wie auch der ARD) nutzen. Ziel dieser Zusammenarbeit ist es, das deutsche Auslandsfernsehen und damit die „mediale Außenrepräsentanz Deutschlands“ qualitativ zu verbessern. Die Deutsche Welle hat seither Zugriff auf Inhalte aus dem ZDF und den ARD-Programmen und ihrer assoziierten Kultursender.

Aktuelle Entwicklung

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Seit März 2012 hat das ZDF mit Thomas Bellut seinen fünften Intendanten. Schon vor seinem offiziellen Amtsantritt zeigte sich, dass eine der gern gewürdigten Leistungen seines Vorgängers, die Befreiung aus der "Gefangenschaft des Einkanalsenders", für Bellut auch problematische Seiten entfaltet: Die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) monierte, dass beim ZDF 2007 und 2009 nicht wie zugesagt Stellen abgebaut, sondern insgesamt 180 neue geschaffen wurden. "Nach den neuen Sparvorgaben muss das ZDF nun in den nächsten vier Jahren 75 Millionen Euro beim Personal einsparen", berichtete der "Spiegel" - kurz nachdem der Sender verkündet hatte, "die aktuelle Gebührenperiode erfolgreich ab[zu]schließen".

Bellut kündigte an, bis 2016 insgesamt 300 Stellen abzubauen. Das soll durch einen Einstellungsstopp und (damit nicht nur junge Mitarbeiter gehen müssen) durch ein Frühverrentungsprogramm geschehen. Außerdem sollen eigenproduzierte Sendungen entfallen - was bislang in Randbereichen geschah, wie beim "Nachtstudio" (dessen Moderator Volker Panzer in den Ruhestand ging) und im Fall der Sendung "Der Marker" des Digitalsenders ZDFkultur (vgl. dwdl.de).

Als seinen eigenen Nachfolger auf der einflussreichen Programmdirektor-Position setzte Bellut den bisherigen Chef des erfolgreichsten Digitalablegers ZDF-Neo, Norbert Himmler, durch. Das wird als Zeichen gewertet, dass der neue Intendant mit seiner Ankündigung, "mit unserem Programm verstärkt jüngere Zuschauer [zu] erreichen", ernst machen will. Für die Position des Unterhaltungs-Chefs, die wiederum durch Ruhestand frei wurde, holten Himmler und Bellut mit Oliver Fuchs den vormaligen Geschäftsführer der Produktionsfirma Eyeworks Germany, die vor allem auch fürs Privatfernsehen aktiv ist (siehe Tagesspiegel; einen Überblick über ZDF-Programm-Baustellen gibt die Berliner Zeitung). Himmler sorgte mit dem von ihm beschlossenen Ende von "Wetten, dass..." sowie der Ankündigung einer Art deutschen Version von "Breaking Bad" für ein Ausrufezeichen.

 

Im Frühjahr 2014 entschied das Bundesverfassungsgericht, in einem Urteil über den ZDF-Staatsvertrag, dass der ZDF-Fernsehrat mit zuvielen Parteimitgliedern besetzt sei. 2011 hatte der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) nach äußerst reiflicher Überlegung einen Normenkontrollantrag gegen den Staatsvertrag gestellt, damit in höchster Instanz und "im Interesse des öffentlich-rechtlichen Rundfunks" geklärt werde, "ob die Gremien des ZDF zu stark von Vertretern der Politik und des Staates dominiert" sind - ein später Nachhall der Brender-Affäre. Das ZDF selbst forderte in einer beim Verfassungsgericht eingereichten Stellungnahme, dass die in seinen Aufsichtsgremien vertretenen gesellschaftliche Gruppen ihre Vertreter künftig ohne staatliche Bestätigung entsenden sollten und so der staatliche Einfluss reduziert wird.

Mit der von ZDF und den ARD-Anstalten gemeinsam gefällten Entscheidung, ab 2013 nicht mehr an die Kabelnetzbetreiber für die Weiterleitung zu zahlen, und der Ankündigung des größten deutschen Kabelfirma Kabel Deutschland, dagegen zu klagen (siehe FAZ), ist eine weitere medienjuristische Baustelle dazugekommen.

 

 

Literatur

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Klaus Wehmeier: Geschichte des ZDF, Teil 1: Entstehung und Entwicklung 1961 – 1966, Mainz 1979.

Nicole Prüsse: Geschichte des ZDF, Teil 2: Konsolidierung, Durchsetzung und Modernisierung 1967 – 1977 Münster 1997.

Florian Kain: Die Geschichte des ZDF 1977 – 1982, Baden-Baden 2007 (Geschichte des ZDF, Bd. 3).

Rüdiger Steinmetz: Freies Fernsehen - Das erste privat-kommerzielle Fernsehprogramm in Deutschland, München 1996.

Dieter Stolte/ Joachim Haubrich: Wie das Fernsehen das Menschenbild verändert, München 2004.

Inhalte

Institut für Medien- und Kommunikationspolitik

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