8. Verlagsgruppe Weltbild

Umsatz 2010: € 1,657 Mrd.

Überblick

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Die Augsburger Verlagsgruppe Weltbild ist ein international agierendes Medien- und Versandunternehmen und einer der größten deutschen Medienkonzerne. 6400 Beschäftigte im In- und Ausland erwirtschaften ca. 1,66 Milliarden Euro Umsatz (2010/11). Weltbild ist über die Holding DBH, die dem Unternehmen zur Hälfte gehört, die Nummer eins im deutschen Filialbuchhandel. Im E-Commerce erzielt die Gruppe hohe Zuwachsraten.

Basisdaten

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Hauptsitz:
Verlagsgruppe Weltbild GmbH
Steinerne Furt 8
86167 Augsburg
Tel. 0821 / 70 04 - 0, Fax: 0821/700 417 90
www.weltbild.com

Branche: Medienversandhandel per Katalog und via Internet (weltbild.de, jokers.de, kidoh.de, buecher.de, etc.), Buchhandel (DBH), Buchverlag

Rechtsform: GmbH
Geschäftsjahr: 01.07.-.30.06.
Gründungsjahr: 1948 Gründung als Winfried-Werk GmbH, 1972 Umbenennung in Weltbild-Bücherdienst GmbH, die 1987 zur Weltbild Verlag GmbH wird. 2001 wird die heutige Verlagsgruppe Weltbild GmbH gegründet.

Tab. 1: Ökonomische Basisdaten
2011/122010/112009/10 2008/092007/082006/072005/06 
Umsatz inkl. Beteiligungen
(in Mio. Euro)
1.591.6571.653k. A.1.9401.6001.403 
Beschäftigte
(In- und Ausland)
6.8006.4006.500k. A.7.4006.9004.500 

Geschäftsführung

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Geschäftsführung:

  • Carel Halff (Vorsitzender der Geschäftsführung)
  • Dr. Martin Beer

 

Aufsichtsrat:

  • Dr. Albert Post (Justitiar der Diözese Fulda)
  • Dr. Stefan Schmittmann (Vorstandsmitglied der Commerzbank AG, Frankfurt)
  • Dr. Paul-Bernhard Kallen (Vorstandsvorsitzender der Hubert Burda Media Holding, München)
  • Pater Dr. Hans Langendörfer SJ (Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz, Bonn)
  • Dr. Matthias Meyer (Leiter Bereich Kirche und Gesellschaft, Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Bonn)
  • Generalvikar Prälat Prof. DDr. Peter Beer (Erzbistum München und Freising)
  • Generalvikar Prälat Michael Fuchs (Bistum Regensburg)
  • Generalvikar Prälat Dr. Georg Holkenbrink (Bistum Trier)

 

Gesellschafter (Anteile in Prozent): Diözese Aachen (4,2), Diözese Augsburg (11,7), Erzdiözese Bamberg (5,7), Diözese Eichstätt (3,4), Erzdiözese Freiburg (2,7), Diözese Fulda (6,8), Soldatenseelsorge Berlin (4,3), Erzdiözese München und Freising (13,2), Diözese Münster (2,4), Diözese Passau (5,7), Diözese Regensburg (5,7), Diözese Trier (4,3), Diözese Würzburg (5,7), Verband der Diözesen (24,2)

Geschichte und Profil

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Das katholische Unternehmen Verlagsgruppe Weltbild GmbH hat ihre Wurzeln in dem 1948 gegründeten Verlag Winfried-Werk GmbH. Dieser ist einer von zwei dezidiert konfessionell gebundenen Verlagen, die in Augsburg nach Kriegsende entstanden sind. Die Auswahl von Winfried-Werk war begrenzt, man spezialisierte sich auf die Herausgabe von Büchern und Zeitschriften zu christlichen Themen und Lebensweise wie „Gegenwartsfragen in katholischer Schau“, „Seelsorge“ oder „Ehe und Familie“.
Die Monatszeitschrift „Mann in der Zeit“ erreichte in den sechziger Jahren eine Auflage von 700.000 Exemplaren. Unter Chefredakteur Willi Weiskirch, in den 70er Jahren CDU-Sprecher und Bundestagsabgeordneter, entwickelt sich die Zeitschrift 1968 zur Illustrierten „Weltbild“. 1975 erhielt der 23jährige niederländische Verlagsbuchhändler Carel Halff den Auftrag, den verschuldeten Winfried-Werk-Verlag zu sanieren. In den folgenden Jahren baute er einen der größten deutschen Medienkonzerne auf. Dazu machte er den 1972 unter dem Namen „Weltbild-Bücherdienst“ eingeführten Katalogbuchhandel zum Kerngeschäft der Gruppe. Erst 1994 stieg das mittlerweile unter dem Namen Weltbild Verlag GmbH firmierende Unternehmen ins Filialgeschäft ein. Halff ist bis heute Geschäftsführer.
1999 fusionierte Weltbild sieben eigene Buchverlage mit fünf Buchverlagen der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck (Holtzbrinck in der Mediendatenbank) zur Verlagsgruppe Droemer Knaur. Im selben Jahr startet der Internetbuchhandel Booxtra, heute buecher.de, in Kooperation mit T-Online, Holtzbrinck und der Axel Springer AG (Axel Springer AG in der Mediendatenbank). Der Vertrieb via Internet wurde so neben Katalog und Filialen zum dritten Eckpfeiler der Vertriebsstrategie von Weltbild.

Die Verlagsgruppe Weltbild ist eine treibende Kraft im seit mehreren Jahren andauernden Konzentrationsprozess auf dem Buchmarkt. Im Sommer 2006 haben Weltbild und die Buchhandelskette Hugendubel (Weiland, Schmorl & Seefeld, Habel, Hugendubel) die Absicht bekannt gegeben, ihr Filialgeschäft zusammenzulegen. Die gemeinsame DBH Buch Handels GmbH & Co. KG (Anteil jeweils 50 Prozent) verfügt über mehr als 450 Buchhandlungen. Damit haben sie den bisherigen Marktführer, die Buchhandelskette Thalia, überholt. Diese konterte Anfang 2007 mit der Übernahme von „Buch & Kunst“. Zusammen beherrschen die beiden Schwergewichte damit ein Viertel des Buchmarktes in Deutschland. Weltbild ist dabei stark im Bereich Bücher-Discount vertreten und kooperiert auf diesem Feld auch mit dem Springer-Verlag. 2008 profitierte die DBH von der geplatzten Übernahme der Karstadt-Buchläden durch Konkurrent Thalia. Seit Juli 2008 betreibt sie 52 der 89 Karstadt-Buchhandlungen. "Das ist ein Glücksfall für uns, damit können wir unsere Reichweite erheblich steigern." erklärte Geschäftsführer Haff im "Tagesspiegel“.

Die Marktmacht der beiden großen Wettbewerber führt zu Befürchtungen, Verleger könnten ihre Unabhängigkeit bei der Programmauswahl einbüßen und eigenwillige Autoren somit kaum noch eine Chance auf Publikation haben.

Der Verlag möchte christliche Werte „mit den Erfordernissen des Marktes überzeugend in Einklang bringen“. Zum Angebot gehören bisweilen aufwändig gestaltete Bibel-Sonderausgaben. 2006 erscheint in Kooperation mit der Bild-Zeitung die „Dürer Bibel“. Den Einband bildet ein Holzrelief von Dürers „betenden Händen“. Die als okkultistisch kritisierten Titel der Harry-Potter-Serie  und der Bestseller „Sakrileg“ von Dan Brown können bei Weltbild zwar gekauft werden, letzterer wird jedoch nicht beworben. Mit der Marke Jokers ist der Verlag auch im so genannten Segment „modernes Antiquariat“ eine Größe. Jokers bietet Remissionen und Restposten zu stark vergünstigten Preisen an. 2008 trennt sich die Verlagsgruppe von ihrem Zeitschriftensegment, das auf Titel mit konservativer Ausrichtung insbesondere im Bereich Familie spezialisiert gewesen ist. Käufer ist die französische Bayard-Gruppe.

Management

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Dass die Weltbild GmbH im Besitz der katholischen Kirche ist, sieht Geschäftsführer Carel Halff als Vorteil. Im Gespräch mit der Wirtschaftswoche sagte er: „Die langfristige Orientierung unserer Inhaber unterscheidet uns von vielen anderen Unternehmen. Wir haben einen längeren Atem und können über Quartale hinaus denken.“ Zudem ist das Unternehmen "keine Melkkuh der katholischen Kirche“ (FAZ). Halff darf die Gewinne reinvestieren und zur Expansion nutzen. Die Umsatzsteigerung der Gruppe seit dem Einstieg ins Bücherfilialgeschäft ist beträchtlich. Mit der Strategie, ein begrenztes Sortiment an Medientiteln zu Discountpreisen anzubieten, hat Weltbild den traditionell kleinteilig organisierten Markt stark in Bewegung gebracht. Aufgrund einer Vertriebsstrategie mit Filialen, Katalog und Internet kann der Weltbild-Verlag zielgerichtet und in großer Auflage produzieren und so Kosten senken. Eigene Titel können in Filialen und Katalog prominent platziert und beworben werden. Ein weiteres Standbein des Verlages sind günstig produzierte Lizenzausgaben. 2009 nahm Weltbild unter den größten deutschen Verlagen den zehnten Platz ein.

2008/2009 ist die Verlagsgruppe vorübergehend zum Verkauf angeboten worden. Allerdings sind die Verhandlungen mit fünf Kaufinteressenten gescheitert, darunter offenbar die Unternehmen Bertelsmann, Holtzbrinck, Thalia und der DBH-Partner Hugendubel. Veräußert wurden schließlich lediglich Anteile am niederländischen Onlineshop Bol.com, und zwar an den Fernsehproduzenten John de Mol. Erstmals war Anfang Juli 2008 über einen Verkauf des Weltbild-Konzerns und über die Motive der Eigentümer spekuliert worden. Die Aussage von Geschäftsführer Halff, die Wachstumsperspektiven seien "über die ursprünglichen Kernvorstellungen der Bischöfe" hinausgegangen, waren dahingehend interpretiert worden, dass der ökonomische Erfolg für die katholische Kirche weltanschauliche Probleme mit sich gebracht hatte.

Die Sorge der Weltbild-Mitarbeiter um ihre Arbeitsplätze angesichts der Verkaufspläne war indes berechtigt: Im Mai 2009 kündigte die Geschäftsleitung 322 Mitarbeitern der Weltbild-Plus-Filialen. Das entspricht rund einem Fünftel der Beschäftigten in den 258 Läden. Auch die Buchhandelskette Hugendubel baut Stellen ab. Im Juni 2009 kündigte man 180 Angestellten.
Die Weltbild Plus Medienvertriebs GmbH und die Hugendubel-Buchhandlungen gehören der DBH-Holding in Besitz von Weltbild und Hugendubel.

 

Geschäftsfelder

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Versand- und Onlineversandhandel: Der Bereich Versandhandel bildet seit 1972 das Kerngeschäft der Gruppe. Zum Weltbild-Katalog kam in den letzen Jahren der Jokers-Katalog hinzu. Außerdem vertreibt der Versandhandel KIDOH! vor allem Spielsachen und Kinderbücher. Im Zuge seiner “Multichannel”-Strategie hat Weltbild seinen Versandhandel um das  E-Commerce-Geschäft erweitert, dass mittlerweile einen Grundpfeiler des Unternehmens bildet. Marken im Onlinehandel sind ebenfalls Weltbild, Jokers und KIDOH. Hinzu kommt die Plattform buecher.de, von der 33 Prozent Weltbild gehören und die zusammen mit T-Online, dem Holtzbrinck-Verlag und der Axel Springer AG aufgebaut wurde.

Buchhandel:
 Die DBH Buch Handels GmbH & Co. KG, die je zur Hälfte Weltbild und der Familie Hugendubel gehört, bündelt die Buchhandelsmarken Hugendubel, Weiland, Weltbild und Jokers. Die DBH betreibt zudem die Buchläden in etlichen Karstadt-Filialen unter den Marken Weltbild und Hugendubel.

Buchverlag: Die Verlagsgruppe Droemer Knaur gehört zu 50 Prozent (Kooperation mit der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck) zu Weltbild. Weltbild produziert aber auch eigene Bücher und gibt Lizenzausgaben heraus. Besonders durch Kooperationen mit der Bild-Zeitung (Volksbibel, Bild-Jahrbuch, Bild-Bestseller-Bibliothek) wurden in der Vergangenheit große Auflagen- und Absatzzahlen erreicht.


Engagement im Ausland

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In der Schweiz, in Österreich und in Polen betreibt Weltbild Katalog-, Online- und Filialhandel.

Aktuelle Entwicklung

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Anfang März 2013 hat Weltbild mit den Partnerunternehmen Thalia, Hugendubel, Bertelsmann und Deutsche Telekom eine strategische Partnerschaft beim Handel mit elektronischen Büchern bekannt gegeben. Dabei sorgen die Medienunternehmen und Buchhändler für ein breites Angebot, die Telekom speichert die Daten der Kunden und die von ihnen gekauften E-Books. Die Allianz will zudem mit einem neuen Lesegerät gegen den Konkurrenten Amazon punkten. Auf dem Gerät wird dabei aus kartellrechtlichen Gründen jeder Partner seinen eigenen elektronischen Buchladen betreiben.

Laut Medienberichten plant die Verlagsgruppe Weltbild, 2013 sämtliche ihrer 38 Filialen in Polen zu schließen und den Versandhandel der Unternehmenstochter Weltbild Polska zu beenden. 320 Mitarbeiter würden entlassen.

Zum Jahreswechsel 2012/2013 hat Klaus Driever das Unternehmen verlassen, bis dahin Geschäftsführer von Weltbild. Laut Verlagsgruppe erfolgt die "vorzeitige Vertragsbeendigung auf Wunsch von Herrn Dr. Driever aus persönlichen Gründen und im besten Einvernehmen mit dem Verlag." Driever hatte seit Juli 1998 für das Unternehmen gearbeitet und war seit Juli 2001 Geschäftsführer.

Die geplante Umwandlung des Konzerns in eine Stiftung steht noch aus. Ende Juni 2012 hatten die Gesellschafter der Verlagsgruppe Weltbild erklärt, das Unternehmen entgegen bisheriger Pläne nicht verkaufen zu wollen. Stattdessen werde eine Stiftung als alleinige Gesellschafterin geschaffen, so der Aufsichtsrat in einer Presseerklärung. Dabei werde es sich um eine kirchliche Stiftung öffentlichen Rechts handeln, die "ausschließlich gemeinnützige, kulturelle und kirchliche Ziele" verfolgen wird.

Die Überführung der Anteile der an Weltbild beteiligten Diözesen in eine Stiftung war auch Thema bei der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) Ende September 2012 in Fulda. DBK-Vorsitzender Erzbischof Robert Zollitsch erklärte, die Stiftung werde alleiniger Eigentümer. Mit einem Teil der Stiftungseinnahmen sollen weltanschauliche Projekte der katholischen Kirche finanziert werden. Die Diözesen selbst werden kein Geld aus den Erträgen erhalten, so Zollitsch.

Im Oktober 2011 hatten Medienberichte eine erneute Diskussion um die Diskrepanz zwischen katholischer Weltanschauung und dem Sortiment der Verlagsgruppe Weltbild ausgelöst. Konservative Kreise in der katholischen Kirche und indirekt sogar der Papst kritisierten die Möglichkeit, bei Weltbild pornografische Bücher zu kaufen. Daraufhin erklärte der Finanzdirektor der Diözese Augsburg, Klaus Donaubauer, Mitte November seinen Rücktritt als Vorsitzender des Aufsichtsrats der Verlagsgruppe. Wenige Tage später entschied eine außerordentliche Versammlung der Gesellschafter, einen neuen Anlauf zum Verkauf des Weltbild-Verlags zu starten. Der Gesellschafterversammlung gehören Vertreter des Verbands der Diözesen Deutschlands, der Soldatenseelsorge Berlin und der zwölf Bistümer an, denen Weltbild gehört. Geschäftsführer Carel Halff äußerte sich Ende November 2011 in einem Interview mit dem Magazin „WirtschaftsWoche“ zu möglichen Motiven der Gesellschafter bei ihrer aktuellen Entscheidung: „Zu innerkirchlichen Angelegenheiten kann ich als Geschäftsführer einer GmbH mich nicht äußern, das müssten Sie die Bischofskonferenz fragen. Ich denke aber, dass der Beschluss, den Verlag zu verkaufen, nicht allein von einigen wenigen erotischen Büchern ausgelöst worden ist. Aber im Grunde genommen ist der Beschluss der Gesellschafter, die Verlagsgruppe zum Verkauf zu stellen, auch nur folgerichtig. Dieses Haus hat sich von einem kleinen Zeitschriftenverlag mit einer sehr starken religiösen Prägung in mehr als 30 Jahren zu einem Medienunternehmen mit einem Milliardenumsatz gewandelt. Damit übersteigt dieser Konzern die Möglichkeiten der Kirche bei weitem.“ Die Weltbild-Gruppe hatte bereits drei Jahre zuvor zum Verkauf gestanden, damals konnte allerdings kein Käufer gefunden werden. Als Grund für die geplante Veräußerung galt damals ebenfalls weltanschaulich begründete Kritik am Weltbild-Geschäft.

Im Juli 2012 hat die Verlagsgruppe Weltbild ihre Bilanz für das Geschäftsjahr 2010/11 vorgelegt: Der unkonsolidierte Konzernumsatz lag zum 30. Juni 2012 mit 1,59 Milliarden Euro unter dem Vorjahresniveau (1,657 Milliarden Euro). Den Gewinn gibt das Unternehmen nicht bekannt. Weltbild beschäftigt 6.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Geschäftsjahr 2010/11: 6.400).