Nach US-Wahl: Facebook in der Kritik

14.11.2016

Facebook-CEO Mark Zuckerberg, CC by 2.0

Für fast die Hälfte aller US-Amerikaner ist Facebook inzwischen zu einer wichtigen Nachrichtenquelle geworden. Teil des Geschäftsmodell ist es, dass sich das Unternehmen rühmt, die Kaufentscheidungen seiner Nutzer durch gezielte Anzeigen beeinflussen kann. Gegen den Vorwurf, Facebook hätte durch die zahlreichen politisch einseitigen Nachrichtenquellen und Fake News die Präsidentschaftswahl, wehrt sich CEO Mark Zuckerberg jedoch heftig. In einem Blogpost vom vergangenen Wochenende verteidigte Zuckerberg sein Unternehmen gegen die Vorwürfe und bezifferte den Prozentsatz der auf Facebook geteilten Fake News - die insbesondere Donald Trumps Konkurrentin in ein schlechtes Licht gerückt hatten - als weniger als ein Prozent.

Doch wie die New York Times im Rahmen von Interviews mit hochrangigen Mitarbeitern herausfand, findet im inneren Führungszirkel momentan tatsächlich eine Diskussion darüber, welchen Anteil die auf individuelle Nutzerpräferenzen abgestimmten News-Feeds auf den Ausgang der Wahl gehabt haben. Wie Kritiker betonen, könnten auf Facebook gesharte Lügen, Gerüchte, und einseitige Berichterstattung aus obskuren Quellenin Kombination mit dem Filter Bubble-Phänomenen dazu geführt haben, dass ein gewisser Prozentsatz der Facebook-User in seinen politischen Präferenzen beeinflusst worden ist.

Bereits seit Monaten tobt eine öffentliche Diskussion, ob Facebook aufgrund des hohen Anteil an Nachrichten, der im Netzwerk geteilt wird sowie dem neuen Fokus auf Livevideos, für das der Konzern mit Anbietern wie der New York Times kooperiert, als Medienkonzern anzusehen ist. Zuckerberg dementiert dies und hat darauf verwiesen, dass Social Networking-Funktionen weiterhin der Hauptgrund für die User sei, Facebook zu benutzen. Doch Zuckerberg befürchtet vermutlich in erster Linie, dass sein Unternehmen künftig wie ein klassisches Medienunternehmen reguliert werden könnte. Neben der Wahl-Kontroverse haben zwei weitere Vorfälle in diesem Jahr die Debatte befeuert. Im Mai wurde Facebook vorgeworfen, dass liberal eingestellte Redakteure die Trending Topics manipulieren würden. Und im September zensierte der Konzern das berühmte Vietnam-Kriegs-Foto auf dem ein naktes Mädchen abgebildet war.

Kritiker fordern deshalb, dass Mechanismen in Kraft treten müssen, um Facebook besser zur Rechenschaft ziehen zu können. So fordert etwa ein Vertreter des Think Tanks Center for Democracy & Technology im Wall Street Journal etwa, die Aufbereitung von News im Facebook Feed so zu ändern, dass Benutzer auch Artikel zu Gesicht bekommen, die nicht ihre politischen Präferenzen widerspiegeln. Auch die Rufe nach einem unabhängigen Ombudsmann sind nach der Wahl lauter geworden.