Bald ist es amtlich: Charter kauft Time Warner Cable

19.03.2016

In den USA zeichnet sich eine gravierende Veränderung im Telekommunikationsgeschäft ab. Es deutet sich an, dass die Federal Communications Commission (FCC) den Ankauf von Time Warner Cable (TWC) durch Charter Communications genehmigen wird. Der Leiter der Regulierungsbehörde FCC, Thomas Wheeler, stehe vor der Bewilligung des Mergers, berichtet das Wall Street Journal. Als Quelle beruft sich die Tageszeitung auf wohlinformierte Kreise, wörtlich „people familiar with the matter“. Sicher ist, dass zuvor die Staaten New York und New Jersey den Zusammenschluss beider Unternehmen bereits bewilligt haben.

56,7 Milliarden Dollar muss Charter für TWC aufbringen, um zum zweitgrößten Breitbandversorger in den USA zu werden. Charter würde mit 19,4 Millionen Breitbandkunden dann nur noch von Comcast mit 22,4 Millionen übertroffen. New Charter, wie sich das Unternehmen dann nennen wird, hätte nach dem Ankauf 17,3 Millionen Pay-TV-Kunden. Damit wäre es in den USA nach Comcast mit 22,4 Millionen und DirectTV – via Satellit – mit 20,4 Millionen der drittgrößte Pay-TV-Anbieter. 15,2 Millionen Kunden würden mit dem Deal von TWC zu Charter wechseln. Zwei weitere Millionen Kunden gewänne Charter aus dem Ankauf von Bright House Networks. Der Plan des zweifachen Ankaufs war im Mai 2015 bekannt gegeben worden (siehe Seite 17 der Präsentation vom 26. Mai 2015 und diese Pressemitteilung) und ist insgesamt 67,1 Milliarden schwer – davon 10,4 Milliarden für Bright House (siehe Seite 5 der Präsentation).

Zuvor war Comcast im April 2015 vom Justizministerium und der FCC an der Übernahme von TWC gehindert worden. Thomas Wheeler von der FCC war dem Ankauf mit der Begründung entgegengetreten, dass ein Unternehmen mit Interesse an der Programmgestaltung nicht zugleich die meisten Breitband und PayTV-Kunden bedienen solle. Er begründete die Entscheidung der FCC am 24. April 2015 folgendermaßen: „The proposed transaction would have created a company with the most broadband and video subscribers in the nation alongside the ownership of significant programming interests.“ (PDF-Link). Mehr noch: Wheeler fürchtete, der neue Konzern (TWC/Comcast), würde schwerwiegende Risiken für Innovation und Wettbewerb mit sich bringen.

Eben dieses unerwünschte Interesse an der Programmgestaltung ist bei TWC/Charter nicht gegeben. Hier geht es im Kern um die Frage der Netzneutralität. Spätestens seit Februar 2015 und er Verkündigung der „Open Internet Rules“ ist Netzneutralität für die FCC ein hohes Gut.