The Globe and Mail

Das Logo des „Globe and Mail“ ziert ein rotes Ahornblatt, das nationale Symbol von Kanada. Das Blatt sei „Canada’s National Newspaper“, so der Claim bis heute. Dabei ist „The Globe and Mail“, gegründet 1844, lediglich die zweitgrößte landesweite Tageszeitung. Sitz ist Toronto, die Verlagshauptstadt Kanadas.
Die Zeitung gehört zum Medienkonzern „CTVGlobeMedia“, der außer dem Verlagsgeschäft auch Rundfunk- und Fernsehsender betreibt. Neben dem Hauptsender CTV und mehreren Dutzend Spartenkanälen wie auch Radiostationen gehören dazu auch das Wirtschaftsmagazin „Report on Business“ sowie das Gebrauchtwagenportal „autohound.com“. Derzeit gibt es laut „Canadian Newspaper Association“ 98 Tageszeitungen in Kanada, mit 42,2 Prozent der Gesamtauflage erscheinen die meisten Blätter in der Provinz Ontario. „The Globe and Mail“ hat derzeit eine Gesamtauflage von 327.000 Exemplaren, die Wochenendauflage lag 2008 bei knapp 400.000 Exemplaren. Damit ist „The Globe and Mail“, gemessen an der Auflage, die zweitstärkste Zeitung Ontarios – und damit auch des gesamten Landes. An erster Stelle steht „The Toronto Star“ mit einer durchschnittlichen Auflage von 335.000 Exemplaren werktags. Beim „Globe“, wie die Zeitung von den Kanadiern gemeinhin genannt wird, arbeiteten 2008 rund 800 Angestellte. „The Globe and Mail“ unterhält ein gutes Dutzend Auslandsbüros zwischen Washington, London, Moskau, Bejing und Johannesburg. „The Globe and Mail“ gilt auch als offizielle „Newspaper of record“, die Parlamentsdebatten, Gesetzestexte oder Reden von Regierungsmitgliedern veröffentlicht.

Basisdaten

Hauptsitz:
The Globe and Mail
444 Front Street West,
Toronto, Ontario,
M5V 2S9
Telefon: 001-416-585-5000
www.theglobeandmail.com (Zeitung),
www.ctvglobemedia.com (Mediengruppe)

Als Privatunternehmen macht weder „The Globe and Mail“ noch „CTVGlobemedia“ Umsatz- oder Gewinnzahlen öffentlich.

Gesamtauflage an Werktagen: 326.285 (2008).
Gesamtauflage am Samstag: 396.572 (2008).

Geschäftsführung “CTVGlobeMedia”:

  • Ivan Fecan, Präsident und Vorstandsvorsitzender, CTVglobemedia
  • Susanne Boyce, Präsidentin, CTV Inc.
  • Rick Brace, Präsident, CTV Inc.
  • John R. Gossling, Finanzvorstand, CTVglobemedia
  • Phillip Crawley, Verleger und Vorstandsvorsitzender, The Globe and Mail
  • Chris Gordon, Präsident, CHUM Radio
  • André Serero, stellvertretender Vorsitzender, CTVglobemedia
  • Dawn Fell, stellvertretende Vorsitzende, CTVglobemedia
  • Paul Sparkes, stellvertretender Vorsitzender, CTVglobemedia

 

Redaktion “The Globe and Mail”:

  • John Stackhouse, Editor-in-Chief
  • Sylvia Stead, Associate Editor
  • Colin MacKenzie Associate Editor
  • Neil A. Campbell Executive Editor
  • Angus Frame, vice-president digital
  • Roger Dunbar, vice-president of business development and marketing.
  • Perry Nixdorf, vice-president of operations
  • Kenny Yum, Editor, globeandmail.com
  • Anjali Kapoor, Managing Editor, Digital, The Globe and Mail

Geschichte und Profil

Wenn ein Verlag in der Hausnummer 444 Front Street West in Toronto logiert, haben die Mitarbeiter den CN-Tower im Blick, das bis 2007 höchste freistehenden Gebäude der Welt. Sie sitzen mitten im Mediendistrikt. Im Norden liegt die Stadt, im Süden nur noch Gleise, Autobahnen, dann beginnt der Ontariosee. Hier also, am Südende der Verlagshauptstadt Kanadas, sitzt „The Globe and Mail“, eine der größten nationalen Tageszeitungen des Landes.

Geschichte
George Brown, ein Schotte aus Edinburgh, war 25, als er 1843 zum ersten Mal nach Toronto kam. Sechs Jahre lebte er zu diesem Zeitpunkt schon in Nordamerika, leitete mit seinem Vater zusammen den „British Chronicle“ in New York. Der „Chronicle“ war ein politisches Blatt, es war die Zeit der ersten schweren Wirtschaftskrise der USA, die Antisklavereibewegung formierte sich. Eigentlich reiste Brown nur nach Toronto, um bei den britischen Einwanderern dort Werbung für seine Zeitung zu machen. Er habe, heißt es, sofort gemerkt, dass der kanadische Markt vielversprechend sei. Er überredete seinen Vater prompt, mit nach Toronto zu ziehen, und dort eine neue Zeitung zu gründen. Im August 1843, so die Unternehmensgeschichte, erschien erstmals „The Banner“ als vierseitige Wochenzeitung. Die Zielgruppe bestand in erster Linie aus Kirchgängern. Doch George Brown wollte ein politisches Blatt. Ein Dreivierteljahr nach „The Banner“ also erschien „The Globe“, der Globus. Brown hatte Großes vor. Aus der Zeitung, die anfangs nur einmal wöchentlich in einer Auflage von 300 Stück erschien, war neun Jahre später eine Tageszeitung mit täglich 6.000 Exemplaren geworden. 1880 starb Brown an einer Wundinfektion – ein verärgerter Ex-Angestellter hatte ihn ein paar Wochen zuvor ins Bein geschossen. Zunächst führte ein Konsortium die Geschäfte fort, acht Jahre nach dem Tod des Gründers übernahm die Familie des Senators Robert Jaffray die Zeitung komplett und behielt die Leitung bis 1936. In jener Zeit wuchs die Auflage stetig bis auf 78.000, „The Globe“ wurde landesweit immer einflussreicher und nannte sich fortan selbstbewusst „Canada’s National Newspaper“.
1936 kaufte mit George McCullagh ein junger Finanzier das Blatt – der nur ein paar Wochen darauf zusätzlich das erz-konservative Konkurrenzblatt „The Mail and Empire“ erwarb, dessen Tagesauflage bei stolzen 118.000 Stück lag. Kurioserweise war „The Mail“ 1872 ursprünglich gegründet worden, um „The Globe“ den Markt streitig zu machen, und hatte 1895 mit „The Empire“ fusioniert, ebenfalls von je her konservativ ausgerichtet.
Als McCullagh die beiden Rivalen kaufte, war das die eigentliche Geburtsstunde jener Zeitung, die wir heute kennen: Denn er verschmolz auch ihre Namen – fortan hieß McCullaghs neu-fusionierte Tageszeitung „The Globe and Mail“.

Profil
Während die Tageszeitung „The Toronto Star“ eher von einer links-liberalen Leserschaft bevorzugt wird und „The National Post“ als sehr konservativ gilt, bekleidet „The Globe and Mail“ in diesem Spektrum eine Zwischenposition und steht für eine liberal-konservative Haltung. Die Zielgruppe ist vor allem eines: anspruchsvoll. Am besten beschreibt sie der Marketingchef einer großen Agentur, der eine umfassende Kooperation von „Globe and Mail“ und der Tourismusbehörde Ontarios konzipierte. In einem Video, mit dem der Verlag auf seiner Website weitere Anzeigenkunden für sich gewinnen will, zählt der Werber die Hauptinteressen der „Globe“-Leser auf: Sie lieben Kunst, erzählt er, Reisen, gutes Essen, Unterhaltung und Fotographie. Es sei eben eine „upscale“-Zielgruppe mit teurem Geschmack und intellektuellem Anspruch, wie auch Verlagschef Phillip Crawley und seine Redakteure in Statements auf der Verlagshomepage gerne betonen. „The Globe and Mail“ hat etwas von der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, gekoppelt mit dem Luxus-Supplement der „Financial Times Deutschland“ („How to spend it“), angereichert ein paar Human Touch-Geschichten. Die Leserschaft besteht in erster Linie aus jenen, die mehr als 125.000 kanadische Dollar (etwa 80.000 Euro) im Jahr verdienen.

„The Globe and Mail“ wurde in den 1990ern zweimal hintereinander mit dem Titel „World’s Best Designed Newspaper“ ausgezeichnet. 2009 hat sie bei den National Newspaper Awards mit sechs Preisen die meisten Auszeichnungen aller Zeitungen erhalten.

„The Globe and Mail“ erscheint in fünf verschiedenen Ausgaben: „National“ landesweit, „Metro“ ausschließlich in Ontario, „Central“ in Ontario and Québec, „East“ in den Ostprovinzen, „West“ in den Westprovinzen Manitoba, Saskatchewan, Alberta und British Columbia und „B. C.“ ausschließlich in British Columbia. Am meisten gelesen wird der Politik- und Nachrichtenteil mit über 70 Prozent, gefolgt von Unterhaltung und Wirtschaft, so eine verlagseigene Umfrage aus dem Jahr 2009. Das Zeitungsformat ist das typische nordamerikanisch-schmale Broadsheet-Format: sechsspaltig, mit einer Größe von 12" x 22 3/4" (30cm x ca. 57 cm); im Zuge des Relaunchs im Jahre 2007 verkleinerte man das Format um gut vier Zentimeter, um Druckkosten zu sparen. Es war dem Verlag eine eigene Pressemitteilung wert, dass nun 60 Prozent der Gesamtauflage auf 40-prozentigem Recycle-Papier gedruckt werden.

Verlagsüberblick, Management und Geschäftsfelder

Verlagsüberblick
Zum Medienkonzern „CTVGlobemedia“ gehören heute neben „The Globe and Mail“ auch 27 Fernseh- und 34 Rundfunktstationen verteilt über das ganze Land. Geschätzte 6.500 Mitarbeiter arbeiten für das Mutterunternehmen. „CTVGlobeMedia“ ist in der Hand von mehreren Anteilseignern: 40 Prozent gehören derzeit „The Woodbridge Company Unlimited“ und damit der Familie des verstorbenen kanadischen Medienmoguls Roy Thomson, der im Jahr 1980 „The Globe and Mail“ gekauft hatte. 15 Prozent hält das kanadische Telekommunikationsunternehmen Bell Canada Enterprises BCE, 25 Prozent der Privatversicherungskonzern „Ontario Teachers Pension Plan“. 20 Prozent des Konzerns hält ausgerechnet die Mediengruppe „Torstar“, dessen Hauptasset die konkurrierende Tageszeitung „The Toronto Star“ ist.

Der Grundstein für den aktuellen „Mischkonzern“ wurde gelegt, als ein Jahr nach der Jahrtausendwende „Bell Globemedia Publishing Inc.“ die „Globe and Mail“ kaufte; der Telekommunikationskonzern BCE hatte 2000 den Fernsehsender CTV für zwei Milliarden kanadische Dollar erworben. Mit der Übernahme von „The Globe and Mail“ hielt BCE damals einen 70-prozentigen Anteil. Erst 2006 entstand daraus „CTVGlobemedia“, nachdem BCE seinen Löwenanteil für angeblich 1,3 Milliarden kanadische Dollar verkauft hatte.

Der Verlag hat rund um „The Globe and Mail“ mehre Produkte etabliert. Der wichtigste Baustein ist das verlagseigene Wirtschaftsmagazin „Report on Business“, das 2009 sein 25-jähriges Bestehen feierte. Ein direkter Ableger davon ist „Report on Small Business“, das sich vor allem an Unternehmer und Selbständige richtet. Um Synergien zu nutzen, setzt man auf inhaltliche und personelle Verzahnung mit „The Globe and Mail“; die Website ist auch optisch Teil des Auftritts der Tageszeitung.
Zur Strategie der Streuung gehören auch Portale wie etwa “globeinvestor.com”, das online Börsenlisten, Firmenportfolios, Expertenkommentare und Analysetools für Investoren zur Verfügung stellt.

Management
Im Frühsommer 2009 hagelte es Kritik, wie die Zeitung es selten erlebte. Von einem Tag auf den anderen, ohne Vorankündigung oder Erklärung feuerte der Verleger und CEO Phillip Crawley den langgedienten Chefredakteur Edward Greenspoon und präsentierte sofort einen Nachfolger. Greenspoon hat das Blatt lange geprägt, seit 2002 als Chefredakteur. Er hatte sich früh einen Namen gemacht als Parlamentskorrespondent für „The Globe and Mail“. Die Kollegen von der Konkurrenz, heißt es, hätten damals in der Hauptstadt Ottawa die Woche damit zugebracht, ihm hinterher zu recherchieren. Später, in seiner Funktion als Chefredakteur, führte er eine Reihe neuer Sektionen ein, unter anderem den Immobilien- und Karriereteil sowie einen generalüberholten Lokalteil unter dem neuen Namen „Globe Toronto“. Vor allem aber wurde unter seiner Ägide die Verzahnung von Print und Online früh vorangetrieben, Greenspoon hatte den digitalen Auftritt von Anfang an als komplementär zum Printgeschäft begriffen, elegant und innovativ, wie es auch in Nordamerika seinesgleichen sucht. Die Art und Weise, wie Greenspoon nun von seiner Position verschwand, gab den „Globe“-Kritikern nur recht, irritierte aber gleichermaßen die treue Leserschaft des Blatts. Wilde Spekulationen im Netz begannen. Die Frage „Wo ist Edward Greenspoon?“ schien fast wichtiger als sein Nachfolger, die John Stackhouse antrat. Stackhouse arbeitet seit 1989 für das Haus, zuvor als Redakteur beim verlagseigenen Magazin „Report on Business“; er gewann mehrere Journalistenpreise, unter anderem während seiner Zeit als Auslandskorrespondent. Eines seiner letzten Bücher heißt „A Hitchhiker’s View of Canada“, in dem er seine Tramp-Tour quer durchs Land dokumentiert. Dass er Kanada von Küste zu Küste kennt, ist sicher nicht die schlechteste Voraussetzung für einen Chefredakteur.

Phillip Crawley startete als Verlagschef im Herbst 1998 und bestimmt seither Stil und Image des Blatts. Zuvor war er unter anderem Geschäftsführer des „New Zealand Herald“ und leitete die Beilagen der Londoner „The Times“. Just in jenem Jahr, als er sein Amt beim „Globe“ antrat, brach „ein altmodischer“ Zeitungskrieg in der größten Stadt Kanadas aus, wie es ein Branchenbeobachter formulierte. Der Medienbaron Conrad Moffat Black hatte damals entschieden, eine neue kanadische Tageszeitung in Toronto auf den Markt zu werfen: „The National Post“ sollte eine Wochentags-Auflage von 300.000 Stück erreichen. Crawley holte sich als Unterstützung Richard Addis an Bord, zuvor leitender Redakteur der Londoner „Express“-Blätter. Addis sollte beim „Globe“ seine Erfahrungen eingbringen, die er im hart umkämpften Zeitungsmarkt der britischen Hauptstadt gesammelt hatte. In dieser Phase stellte „The Globe“ auch von reinem Schwarz-Weiß auf Farbdruck um, um dem Farbauftritt der „National Post“ etwas entgegen zu setzen. Die Auflage der Werktagsausgabe ist seitdem stabil, nur der Wochenendteil musste in den vergangenen drei Jahren Auflagerückgänge hinnehmen; von rund 417.000 im Jahr 2006 sank er bis 2008 auf knapp unter 400.000 Exemplare. Die verkaufte Auflage an Werktagen lag 2008 bei 321.000, die an Wochenenden bei 391.000 Stück.

Neue Geschäftsmodelle und Beteiligungen

“The Globe and Mail” setzt vor allem auf Werbekooperationen – mit einer Spezialteam, das sich unter dem Namen „Marketing Solutions Group“ wie eine Task Force der Anzeigenabteilung präsentiert. Unter anderem, weil man im Verlag weiß, wie hoch die Informationen über eine derartige Leserschaft aus gutsituierten Akademikern gehandelt werden. Unter den Schlagworten „Industry Perspectives“ und “Marketing Solutions Group“ wird dieses Wissen interessierten Kunden angeboten. Im digitalen Sektor hat der „Globe“ erneut eine Vorreiterrolle in Kanada übernommen und im Sommer 2009 als erste Zeitung seine Applikation für das iPhone vorgestellt.

Internetpräsenz und Online-Performance

Schon früh machte „The Globe and Mail“ mit technischen Innovationen von sich reden. Bereits 1979 richtete die Zeitung eine kommerzielle Datenbank ein, mit allen Volltexten jeder Ausgabe – weltweit gab es das damals noch nirgends. „The Globe and Mail“ war auch die erste kanadische Zeitung, die zeitgleich in gedruckter und elektronischer Form erschien. 1995 startete der „Globe“ seinen ersten Internetauftritt. Heute besuchen drei Viertel aller Nutzer die Seite mindestens einmal am Tag, bei knapp vier Millionen Nutzern pro Monat. Die überwiegende Mehrheit stammt dabei aus der Altersgruppe 25 bis 54. Inzwischen gibt es zehn Tochterwebsites, darunter etwa „GlobeCampus“ für Studierende.
In der Hitliste der Tageszeitungs-Sites Kanadas ist die Web-Präsenz von „The Globe and Mail“ mit 2,93 Millionen Visits pro Woche Spitzenreiter, so Zahlen von 2008. Zudem schafft der „Globe“, was jeder Printverlag verzweifelt versucht: Die Leser der Printausgabe frequentieren auch die Website. Die Überschneidung dieser beiden Lesergruppen ist größer als bei allen anderen kanadischen Tageszeitungen.

Wie bei fast jedem Online-Auftritt gehören auch hier Blogs zum Standard; die Redaktion leistet sich über 50 verschiedene. Als Gastautorin konnten sie etwa die prominente Autorin Margaret Atwood gewinnen, die über ihre weltweite Lesereise bloggte.
Die Videos sind in einer eigenen Unterseite chronologisch versammelt, auch hier zusätzlich nach Ressorts sortiert. Die Einbindung von Werbeclips, die den Beiträgen vorangeschaltet werden, gehören längst zum Standard. Beim Online-Fernsehen hat „CTVGlobeMedia“ in Kanada insgesamt 2009 jedoch lediglich einen Anteil von 0,8 Prozent.

Die Flexibilität und Innovationsneugier zeigt sich unter anderem auch in den überraschenden Live-Blogs – etwa zur Deadline der Spielerwechsel in der NHL – und damit vor allem dem Feature „Cover it Live“, das „globeandmail.com“ 2009 einführte. „Cover it Live“ ist eine Software speziell für Onlineredaktionen, die es erlaubt, verschiedene Elemente einer Live-Situation online elegant zu koppeln. So entstehen eigene Themendossiers, strikt aktualitätsgeprägt, etwa beim Live-Blog zum Thema Schweinegrippe: Das Ergebnis ist eine Mischung aus Live-Newsfeed, Expertenkommentaren, redaktionellen Einschüben, Videos aktueller Pressekonferenzen, interaktiven Karten über die Verbreitung der Schweinegrippe und Userumfragen.

Nicht weniger aussagekräftig ist etwa ein Element des Schwesterprintprodukts „Report on Business“. Regelmäßig veröffentlicht die Redaktion des Wirtschaftsmagazins online die verschiedenen Coverentwürfe der aktuellen Ausgabe. Und zwar nicht nur als simple Bildergalerie zum Durchklicken; das Layout dieser „Behind-the-Scenes“-Geschichten kommt aufwändiger daher. Bei jeder Abbildung wird der verzwickte kreative Entscheidungsprozess anschaulich gemacht, indem bei jedem Entwurf erläutert wird, weshalb man sich dennoch dagegen entschieden hat. Auch ein Wettbewerb um das nächste Cover wurde auf diesem Wege bereits ausgetragen.
Im Jahr 2008 stiegen in Kanada die Erlöse aus Onlinewerbung um 28 Prozent auf 1,6 Milliarden kanadische Dollar.

Aktuelle Entwicklungen und Ausblick

 „Wir stellen Leute ein“, sagte Phillip Crawley, Verleger und CEO von „Globe and Mail“, im Jahr 2007. „Mal ehrlich, wer kann das heute schon noch von sich sagen!“ Er saß in seinem Büro, hinter ihm an der Wand klebte eine Kanada-Landkarte, ein paar Familienfotos, und  erklärte seinen Lesern mit seiner sonoren Altherrenstimme, was mit dem damals gestarteten Relaunch an Neuerungen dazukomme. Das Filmchen stellte die Redaktion online, auf die damals ebenfalls neue Unternehmenswebsite, die im Look und im Anspruch schon klarmachte, worauf es den Machern des „Globe“ ankommt.

Das „Reimagination“ getaufte Neudesign involvierte 250 Mitarbeiter, die den „Globe“ neu denken, neu erfinden sollten. Sie entwickelten zusammen Konzepte, trafen sich zwischendurch zu Besprechungen im sogenannten „Reimagination Room“. Es sei, erklärte der damalige Chefredakteur Edward Greenspoon, „mit Sicherheit die umfassendste Modernisierung des Blattes seit wir 1998 auf Farbdruck umgestellt haben“. Eine wesentliche Neuerung der Printausgabe war eine neue Sektion als Aufmacher eines eigenen Buchs: Unter dem Titel „Globe Life“ ist sie jeden Tag in der Woche einem eigenen Thema gewidmet, unter anderem „Gesundheit“, „Sport“, „Genuss“ oder, in der Samstagsausgabe, „Beziehungen“. Gleichzeitig mit dem Relaunch startete auch die neue Website des Wirtschaftsmagazins „Report on Business“, ein Businessportal, das alle themenrelevanten Texte dort bündelt.

Anstatt „Content is King“ heißt es bei „The Globe and Mail“ „Storytelling is King“ – ihnen geht es inzwischen in erster Linie um die Geschichten hinter den Nachrichten. 2009 setzte „The Globe and Mail“ hier einen neuen Akzent: Am Wochenende veröffentlichen sie immer wieder Human Interest-Stories als Fortsetzungsgeschichte, jeden Samstag eine neue Folge. Der Impetus zu erzählen, unterstreicht die Verlagsstrategie, Print und Online ineinander fließen zu lassen und alle zur Verfügung stehenden Kanäle für die Geschichten des „Globe“ zu nutzen.