Helsingin Sanomat

1905 gegründet, gehört "Helsingin Sanomat" (zu deutsch: "Nachrichten aus Helsinki") zu den erfolgreichsten Tageszeitungen Skandinaviens. Rund eine Millionen Finnen lesen jeden Tag die im Volksmund "Hesari" genannte Zeitung. Sie ist das publizistische Flaggschiff der finnischen Sanoma Group, einem Medienkonzern zu dessen Portfolio Fernsehsender, Bücher sowie eines der größten Magazin-Verlagshäuser Europas zählen.

Basisdaten

Hauptsitz Redaktion"Helsigin Sanomat"
Helsingin Sanomat
Töölönlahdenkatu 2
Helsinki
Internet: http://www.hs.fi

Tab. I: Auflagenentwicklung "Helsingin Sanomat" 2001 - 2010
2010200920082007200620052004200320022001
383361397838412421419791426117430785434472439618441325446380

*Quelle: Levikintarkastus Oy

Redaktion

  • Mikael Pentikäinen, Chefredakteur
  • Riikaa Venäläinen, stv. Chefredakteurin
  • Kimmo Pietinen, Chef vom Dienst, Nachrichtenredaktion
  • Antero Mukka, leitender Redakteur
  • Reeta Räty, leitende Redakteurin
  • Paula Salovaara, Chefin vom Dienst, Digitale Entwicklung

 

Hauptsitz Verlag
Sanoma News Oy
Töölönlahdenkatu 2
Postiosoite PL 18, 00089 SANOMA
Puhelin 09 1221


Hauptsitz Sanoma Group:

Sanoma Group 
Ludviginkatu 6–8
P.O.Box 1229
FI-00101 Helsinki, Finnland
Tel.: 00358 105 1999
Fax: 00358 105 19 5068
www.sanoma.com

Tab. II: Ökonomische Basisdaten (Sanoma Group)
2010200920082007200620052004
Umsatz (in Mio. Euro)2.7612.7683.0302.9262.7422.6222.505
Gewinn (Verlust) (in Mio. Euro)*329,7195,4236,3343,8292,5301,3296,7
Aktienkurs (Jahresende, in Euro)15,58**14,848,8619,32---------
Beschäftigte19.46217.34821.32919.58718.43416.88516.209

* Operating Profit
** 29.09.2010

Geschichte und Profil

Am 16. November 1889 wurde die erste Ausgabe der Tageszeitung „Päivälethi“ veröffentlicht, die der finnische Journalist Eero Erkko ins Leben gerufen hatte. Ab 1890 erschien das „Tageblatt“ (so die deutsche Übersetzung) sechsmal in der Woche. „Päivälethi“ gehörte in dieser Zeit zu den progressivsten Zeitungen Finnlands, die als erste eine finnische Journalistin, Tekla Hultin, einstellte. Zur Zeit des Jahrhundertwechsels hatte das Blatt immer wieder mit Zensurmaßnahmen der russischen Besatzer zu kämpfen, und vom August bis zum November 1899 wurde sogar die Veröffentlichung von „Päivälethi“ untersagt. Kurz darauf zwang der für Helsinki zuständige russische Gouverneur, Nikolai Bobrikov, Eero Erkko zum Rücktritt. Nach weiteren Zwangspausen verboten die russischen Behörden die Zeitung 1904 endgültig. Eerko wurde des Landes verwiesen und ging ins Exil in die USA. Doch die Köpfe hinter „Päivälethi“ gaben nicht auf und gründeten kurzerhand die Nachfolgezeitung „Helsingin Sanomat“ und den dazu gehörigen Konzern namens Sanoma Corporation. Eerko kehrte 1905 nach Helsinki zurück und wurde später Vorsitzender der Sanoma Corporation und Chefredakteur der Zeitung.

Um die Vertriebswege ihrer Druckerzeugnisse zu verbessern, entschieden sich 1910 diverse finnische Verlage, darunter die Sanoma Corporation und der BuchverlagWSOY, für eine Zusammenarbeit und gründeten Rautakirja, eine Kiosk-Kette, die in erster Linie Reisende an Bahnhöfen mit Lektüre versorgte. Anfangs gab es landesweit rund 30 kleine Läden, die von Zeitungsjungen beim Verkauf unterstützt wurden.

1918 wütete der Bürgerkrieg in Finnland. Die Umstände verhinderten für zwei Monate die Produktion des „Helsingin Sanomat“. Erst ab 1920, dem Jahr der finnischen Unabhängigkeit, begann die Presselandschaft zu florieren. Rautakirja verdreifachte die Anzahl der Kioske und erweitert in den Folgejahren sein Angebot auf Süßwaren und Tabak. Eljas Erkko beerbte seinen verstorbenen Vater Eero als Chefredakteur des „Sanomat“ und begann mit der Entwicklung der Illustrierten „Ilta-Sanomat“, die als Nachmittagsausgabe der Tageszeitung konzipiert wurde und ab 1949 jedoch eine eigenständige Publikation wurde. 1938 war Erkko neben seinem Engagement als Chefredakteur finnischer Außenminister.
Die tägliche Auflage der Sanomat-Ausgaben lag zu dieser Zeit etwa bei 80,000 Exemplaren.

Die kurze Phase der Unabhängigkeit und wirtschaftlichen Prosperität wurde durch den Ausbruch des zweiten Weltkrieges jäh gestoppt. Stalin überfiel Finnland trotz Nicht-Angriffspaktes und die Zentrale der Sanoma Corporation wurde 1944 durch eine Brandbombe fast vollständig zerstört.
In den Nachkriegsjahren begann die Sanoma Corporation mit der Lizenzierung US-amerikanischer Comics, wie Mickey Mouse oder Popeye, die fortan zum festen Bestandteil der Tageszeitungen von Sanoma wurden. Aku Ankka (in Deutschland und den USA besser bekannt als Donald Duck) bekam seine eigene Comic-Reihe, die sich sofort großer Beliebtheit erfreute. Bis zum heutigen Tag ist der Comic „Aku Ankka“ mit über einer Million Lesern (immerhin ein Fünftel der Gesamtbevölkerung Finnlands) die erfolgreichste Publikation der Magazinsparte der Sanoma Group.

Als 1952 die Olympischen Spiele nach Helsinki gingen, nutzte die Sanoma Corporation die Gunst der Stunde und gründete eine eigene Bilderagentur namens Lehtikuva. Lehtikuva versorgte die ganze Welt mit Bildern des sportlichen Großereignisses.

1965 starb Eljas Eerkko. Nachfolger wurde sein Sohn Aatos. Er begann in seiner Funktion als Sanoma-Präsident (und später als Vorsitzender) mit einer Diversifizierung des Medienangebots. 1981 erwarb die Sanoma Corporation den Fernsehsender Helsinki Television, der als erster in Europa bereits seit 1978 Pay-TV-Dienste anbot und über Satellit empfangbar war. Weitere Zukäufe von Magazinen, sowie die Expansion der Kiosk-Kette Rautakirja in das Kinogeschäft („Finnkino“) gaben dem Konzern die Struktur, die er heute besitzt. 1995 kaufte WSOY den Konkurrenten Weilin+Göös. Drei Jahre später kam es dann zur Fusion von Sanoma, der Helsinki Media Company und WSOY zu SanomaWSOY. Erster CEO wurde Jaakko Rauramo.

Rauramo baute die Sanoma Group (vom Anhängsel WSOY im Namen trennte man sich im Oktober 2008) in den nächsten zehn Jahren zu einem der größten Medienkonglomerate Europas aus und managte erfolgreich den Einstieg ins Onlinegeschäft. Die spektakulärste der vielen Akquisitionen war 2001 der Kauf der Magazinsparte des niederländischen Konzerns VNU (heute: The Nielsen Company) für 1,25 Milliarden Euro, die Sanoma zum fünftgrößten Magazin-Verlag Europas machte.

Im selben Jahr wurde der Konzern vom Obersten Gericht in Helsinki mit einer Geldstrafe von drei Millionen Euro versehen. Der Grund: Der „Helsingin Sanomat“ hatte 1996 und 1997 in mehreren Artikeln über Korruption und Steuerhinterziehung beim Bau- und Transportunternehmen Nostokonepalvelu berichtet. Die Firma verklagte daraufhin Sanoma. Das Gericht entschied, dass die Behauptungen, die in den Artikel des „Sanomat“ aufgestellt wurden, falsch waren. Der Prozess löste eine Debatte über die Qualität der Pressefreiheit in Finnland aus. SanomaWSOY ging in Berufung. Diesmal urteilte das Gericht, dass die investigativen Rercherchen der „Sanomat“-Reporter im Großen und Ganzen der Faktenlage entsprachen und die finnische Öffentlichkeit ein Recht auf Informationen über die dubiosen Machenschaften der Baufirma habe.

Verlagsüberblick, Management und Geschäftsfelder

Management
Obwohl nicht mehr ins aktuelle Tagesgeschäft eingebunden, bleibt Aatos Erkko, Enkel von Sanoma-Gründer Eero Erkko, die wichtigste Figur im Hintergrund von Sanoma. Er besitzt knapp ein Viertel aller Aktien des Konzerns, was ihn zu einem der reichsten Menschen Finnlands macht. Erkko studierte Journalismus an der Columbia University in New York und leitete als Präsident und Vorstandsvorsitzender von 1965 bis 2001 den Sanoma-Konzern.

Erkko ist dafür bekannt, seine Meinung lautstark in den tages- und weltpolitischen Diskurs einzubringen. Oft benutzt er seine eigene Zeitung als Kanal, um seine Ansichten mitzuteilen. Dabei vernimmt man immer wieder anti-amerikanische Töne von Erkko, der als Verfechter der Europäischen Union gilt und der USA vorwirft, eine imperialistische Autokratie auf dem Globus errichtet zu haben. Mehrfach bezeichnete er die Politik der Bush-Administration als gefährlich, verglich die neokonservative Bewegung mit Kadern der Sowjetunion und nannte die Irak-Invasion völkerrechtswidrig. Wie groß sein politischer Einfluss war, zeigte eine Kampagne des „Helsingin Sanomat“ aus dem Jahre 1994, die ihren Teil dazu beitrug, dass Finnland in der Folge Mitglied der Europäischen Union wurde.

"Sanomat"-Chefredakteur ist seit Anfang 2010 Mikael Pentikäinen. Pentikäinen arbeitete zuvor lange Jahre für den Sanoma-Mutterkonzern und ist als Chefredakteur und Verleger sowohl für inhaltliche Ausrichtung der Zeitung als auch für das operative Geschäft des Verlags verantwortlich.

Verlag
Sanoma News ist die Zeitungssparte des Unternehmens, die ausschließlich in Finnland operiert. Wichtigste Publikation ist „Helsingin Sanomat“ (im Volksmund „Hesari“ genannt), die größte Tageszeitung Skandinaviens. Ein Schwerpunkt der Zeitung liegt auf dem Konzept des „Hyperlokalismus“. Die Leser sollen insbesondere durch die Online-Ausgabe der Zeitung mit in die Themenauswahl und die Gestaltung eingebunden werden. Ziel ist es, in Helsinki eine Community von Lesern zu schaffen, die sich gesellschaftspolitisch engagieren kann.
Das Boulevard-Pendant zu „Hesari“ ist das Tabloid „Ilta-Sanomat“, das im Tabloid-Format daherkommt und sich vornehmlich auf Society-Themen sowie Sport- und Sportwettenberichterstattung beschränkt. Zudem bringt Sanoma eine Gratis-Zeitung in Helsinki heraus. Die "Metro" wird kostenlos innerhalb des städtischen Nahverkehrssystem verteilt. Im Januar 2010 wurde die "Metro" einem umfassenden Neudesign unterzogen, für das sich Al Trevino auszeichnete, der in der Vergangenheit bereits für einen optischen Relaunch  der "Sunday Times" und der Wochenendausgabe der "New York Times" verantwortlich war.
Weitere Tageszeitungen von Sanoma News: „Etelä-Saimaa“, „Kouvolan Sanomat“, „Kymen Sanomat“, „Uutisvuoksi“.

Weitere Geschäftsfelder umfassen Sanoma Media, mit 300 Magazinen, die in zwölf Länder vertrieben werden, eines der größten Zeitschriften-Verlage Europas, finnische, niederländische und belgische Fernsehsender, diverse Webseiten, den Lehrbuch-Verlag Sanoma Learning & Literature sowie die Kiosk- und Buchladenkette Sanoma Trade.

Internetpräsenz und Online-Performance

Die "Sanomat"-Homepage hs.fi ist die neunt-beliebteste Webseite Finnlands. In Sachen Onlinemedien sind nur die Tabloid-Zeitungen "Ilta-Sanomat" (gehört ebenfalls zur Sanoma Group) sowie "Iltalehti" populärer. Auf hs.fi erscheint eine begrenzte Anzahl aktueller Artikel der Printausgabe sowie eine Zusammenfassung der wichtigsten Artikel der vergangenen Woche. Seit 1999 ist die internationale, englisch-sprachige Version des "Sanomat" online.

Sanoma betreibt neben zahlreichen weiteren Webauftritten diverser Magazine außerdem die Online-Gaming-Plattformen Pelikone.fi und Älypää. Bei letzterer kam es im März 2010 zum bisher wohl größten Datenschutz-Skandal Finnlands: Hacker stahlen die Benutzernamen und Passwörter von 120,000 Älypää-Usern und veröffentlichten sie im Internet. 2008 erwarb das Unternehmen rund 70 Prozent an Net Info.BG, dem führenden bulgarischen Onlinekonzern, zu dem auch das beliebteste bulgarische Webportal Gbg.bg gehört.

Aktuelle Entwicklungen und Ausblick

Das Horrojahr 2009, als die aus der weltweiten Rezession resultierende Anzeigenkrise den Mutterkonzernhart traf, sind immer noch nicht komplett überwunden. Die Umsätze stagnierten trotz eines bereits im Frühjahr 2009 initiierten Rationalisierungsprogramm mit dem Ziel, in den nächsten Jahren 30 Millionen Euro einzusparen. Die Krise spiegelt sich auch in der Entwicklung des "Helsingin Sanomat" wider. In den letzten zehn Jahren hat die Tageszeitung durchschnittlich mehr als 60000 Leser verloren (-15%), was bei einer Bevölkerung von knapp 5,5 Millionen Finnen einen signifikanten Rückggang darstellt. Dennoch wird Finnland auf absehbare Zeit ein Land der Zeitungsleser bleiben - nur in Norwegen und Japan werden mehr Zeitungen pro Kopf der Bevölkerung herausgegeben.

Für 2011 erwartete das Management eigentlich, dass Umsätze und Gewinne wieder steigen. Doch Mitte 2011 musste das Unternehmen die positive Prognose nach unten korrigieren, vor allem wegen der weiterhin düsteren Lage auf dem skandinavischen Zeitschriften-Markt. Sanoma hofft bisher vergeblich auf die Wiederbelebung seiner Magazinsparte durch die Popularisierung von Tablet-PCs.

Referenzen/Literatur

  • Kiaupa, Cornelia H.E. 2011: Finnische Presselandschaft. Zeitungen und Medien in Finnland. Vanta: vedava media.
  • Levikintarkastus Oy (Finnish Bureau of Circulations)