Mehr Allianzen zwischen China und Hollywood

10.10.2016

Alibaba-Chef Jack Ma. CC BY-SA 3.0 World Economic Forum

In den kommenden Jahren wird China die USA als wichtigsten Kinomarkt der Welt ablösen. Um den steigenden Hunger der wachsenden Mittelschicht nach Entertainment zu stillen, ist die chinesische Filmindustrie zunehmend auf Know-How aus Hollywood in Bezug auf Erzählformen und Spezialeffekte angewiesen. Die US-Filmstudios streben hingegen Allianzen mit chinesischen Medienkonzernen an, um künftig im streng regulierten Kinomarkt von China präsent zu sein. Gespannt warten Beobachter deshalb auf den Start der 160 Millionen Dollar teuren Ko-Produktion "The Great Wall", die Ende 2016 in die chinesischen Kinos kommt. Der Science Fiction-Film mit Matt Damon in der Hauptrolle gilt als richtungsweisend und wird wohl nicht der letzte Film sein, der chinesische und amerikanische Stars zusammenbringt, um ein weltweit hohes Einspielergebnis zu erzielen.. In den letzten Monaten ist es deshalb zu einer Reihe von strategischen Partnerschaften zwischen Hollywood und Shanghai gekommen:

Amblin & Alibaba
Heute wurde bekannt, dass Amblin Partners künftig gemeinsam mit der Alibaba Group, Chinas größten E-Commerce-Konzern, Filme produzieren und vertreiben wird. Das ehemals unter dem Namen DreamWorks fungierende Studio wird von Hollywooods erfolgreichsten Produzent und Regisseur Steven Spielberg betrieben. Spielberg gewährt der Alibaba Pictures Group einen Sitz in seinem Aufsichtsrat sowie einen geringen Anteil am Unternehmen. Im Gegenzug erhält Spielberg nicht nur einen verbesserten Zutritt auf den chinesischen Markt, sondern auch wertvolle persönliche Daten der Alibaba-User, die zu Marketing- und Forschungszwecken benutzt werden könnten. Zudem soll die Partnerschaft auch dazu dienen, die für westliche, bzw. chinesische Zuschauer noch immer existierenden kulturellen Unterschiede (etwa in Bezug auf Humor oder Erzählformen) zusammenzubringen. So zitiert das Wall Street Journal Spielberg mit den Worten: "Wir können mehr China nach Amerika bringen und mehr Amerika nach China."

Sony & Wanda
Ende September gingen Sony Pictures und die Dalian Wanda Group eine Marketingallianz ein. Der Deal: Wanda verschafft Sony priviligierten Zugang zu seinen Themenparks, Kinos, und Online-Ticketverkaufsstellen. Dieser ist dringend notwendig, hatte der Konzern doch im letzten Jahr die schlechtesten Einspielergebnisse in China von allen Hollywood-Studios. Wanda wiederum profitiert von der Partnerschaft, in dem Sony künftig seine Erfahrung und sein Wissen in den Bereichen CGI-Effekte und weiteren Aspekten des Produktionsprozess teilt. Das Konglomerat des Milliardäres Wang Jianlin kontrolliert bereits signifikante Teile des US-Entertainmentmarktes, darunter die Kinokette AMC, das Studio Legendary sowie Dick Clarck Productions. Vergangenen Monat zeigte sich Wanda sogar an einem Kauf von Paramount Pictures (Viacom) interessiert; ein Verkauf stand schließlich jedoch nicht zur Debatte.

Disney, Comcast & Shanghai Media Group
2007 ging SMG eine strategische Partnerschaft mit Microsoft für die Verbreitung von IPTV-Inhalten ein (BesTV). 2012 wurde gemeinsam mit dem inzwischen zu Comcast gehörenden Animationsstudio DreamWorks der asiatische Ableger Oriental DreamWorks ins Leben gerufen. 2015 wurde im Rahmen eines Joint Ventures mit Freemantle Media beschlossen, gemeinsam Reality-TV-Formate für den chinesischen Markt zu entwickeln. Die wohl wichtigste Weichensstellung erfolgte jedoch 2014: SMG verstärkte seine besondere Beziehung zu Walt Disney. Zuvor hatten beide Unternehmen schon in den Bereichen TV-Produktion (insbesondere für den Kindersender Toonmax), Filmvertrieb und Marketing zusammengearbeitet. Disney und SMG entschieden, künftig speziell auf den chinesischen Markt zugeschnittene Produktionen mit Disney-Charaktern zu entwickeln. Im Umkehrschluss sollen animierte TV-Serien produziert werden, die chinesische Folklore featuren.