9. IAC/InterActiveCorp.

Umsatz 2013: $ 3,110 Mrd. (€ 2,341 Mrd.)

Ãœberblick

InterActiveCorp. (IAC) ist mit mehr als 55 Online-Marken und circa 3.200 Mitarbeitern in 22 Ländern einer der größten Onlinekonzerne der Welt. Zu den bekanntesten Marken von IAC zählt die Dating-Börse Match.com. Von 2010 bis zu einem Ende 2013 angekündigten Umbau des Konzerns war Greg Blatt CEO von IAC. Blatt wechselt nun vom CEO-Posten als Aufsichtsratsvorsitzender zur neu entstehenden Match Group. Der aus Film- und Fernsehbranche stammende Barry Diller, der die Geschicke von IAC jahrzehntelang allein geleitet hatte, bleibt Vorsitzender des Aufsichtsrats des Onlinekonzerns. Ein neuer CEO für die InterActiveCorp. soll vorerst nicht benannt werden, sodass Barry Diller ab 2014 faktisch auch operativ wieder die Fäden in der Hand halten wird.

Basisdaten

Hauptsitz:

IAC
555 West 18th Street
New York, NY 10011
001 (212) 314-7300
info(at)iac.com
www.iac.com 


Rechtsform: Aktiengesellschaft
Geschäftsjahr: 01.01. - 31.12.
Gründungsjahr: 1996 (Home Shopping Network Inc.), 1998 (USA Networks), 2002 (USA Interactive), 2003 (InterActiveCorp.)

Tab. I: Ökonomische Basisdaten 2013 (in Mio. USD)Tab.I: Ökonomische Basisdaten 2013 (in Mio. USD)
20142013
Umsatz3.1103.023
Gewinn (Verlust)*379426
Beschäftigten/an/a

 

 

 

Tab. I: Ökonomische Basisdaten 2008-2012 (in Mio. USD)

20122011201020092008**
Umsatz2.8012.059

1.637

1.3761.445
Gewinn (Verlust)*159,3174,20.050(1.059)(0.062)
Beschäftigte~ 3,200~ 3,2003,290k.A.k.A.

*Operating income (loss)

** Im August 2008 wurden die Geschäftsbereiche HSN, Interval Leisure Group, Ticketmaster und Tree.com aus dem Unternehmen ausgelagert und werden seitdem als separate Unternehmen an der Börse gehandelt. Sie tauchen daher in dieser Ãœbersicht nicht mehr auf.

*** Im Februar 2009 gaben der größte Konzertveranstalter, Live Nation, und Ticketmaster Fusionspläne bekannt, die Fusion wurde am 25.01.2010 abgeschlossen. Die Geschäftszahlen von Ticketmaster werden seither nicht mehr einzeln ausgewiesen, da das Unternehmen im neuen Konzern "Live Nation Entertainment" vollständig aufgegangen ist. 

Geschäftsführung

Senior Management:

  • Barry Diller, Senior Executive
  • Victor Kaufman, Vice Chairman
  • Jeff Kip, Executive Vice President and Chief Financial Officer
  • Gregg Winiarski, Senior Vice President and General Counsel
  • Joanne Hawkins, Senior Vice President and Deputy General Counsel
  • Michael Schwerdtman, Senior Vice President and Controller
  • Mark Schneider, Senior Vice President Finance and Investor Relations
  • Jason Stewart, Senior Vice President and Chief Administrative Officer
  • Nick Stoumpas, Senior Vice President, Investor Relations and Treasury
  • Vincent Luciani, Chief Information Officer

 

Aufsichtsrat:

  • Barry Diller, Chairman, IAC
  • Victor Kaufman, Vice Chairman, IAC
  • Chelsea Clinton, NBC und andere
  • Edgar Bronfman Jr., Warner Music Group
  • Bonnie Hammer, NBC Universal Cable Entertainment
  • Bryan Lourd, Creative Artists Agency
  • Arthur C. Martinez, PepsiCo. Inc. und andere
  • David Rosenblatt, Groop Commerce Inc.
  • Alan Spoon, Polaris Venture Partners
  • Alexander von Fürstenberg, Ranger Global Advisers
  • Richard F. Zannino, Columbia Business School und andere
  • Sonali De Rycker, Accel Partners
  • Michael Eisner, The Tornate Company und andere

Geschichte und Profil

Wie bei den meisten großen amerikanischen Konzernen ist auch die Entwicklung der InterActiveCorp. (IAC) eng an die Person des Vorstandsvorsitzenden gebunden, der seit langem - wenn auch mit Unterbrechungen - Barry Diller ist.

1995 wurde Diller CEO des Medienkonzerns Silver King Communications, der im Besitz einer Reihe kleinerer Fernsehstationen in den USA war. Ursprünglich wollte John Malone, Vorsitzender von Liberty Media, die Sendergruppe übernehmen, doch die Regulierungsbehörde FCC unterband den Plan. Die Übernahme wurde untersagt, weil Liberty bereits eng mit dem Kabelanbieter Tele-Communications verwoben war und Rundfunkanbieter nicht in denselben Märkten aktiv werden dürfen, in denen sie Kabelnetze betreiben. John Malone umging die konzentrationsrechtlichen Hürden, indem er Barry Diller, einen hoch geschätzten Vertrauten, als CEO installierte und die Stimmrechte der Liberty-Aktien auf ihn übertrug - eine Entscheidung, die Malone mehr als zehn Jahre später bereuen würde.

Barry Diller begann unmittelbar nach seinem Antritt mit der Umsetzung einer groß angelegten Expansionsstrategie, um Silver King Communications zu einem Multimedia-Unternehmen auszubauen, das dem Eintritt ins digitale Zeitalter gewachsen war. Seine Akquisitionsstrategie begann mit dem Erwerb des Produktionsstudios Savoy Entertainment Pictures und des Kabelsenders Home Shopping Network (HSN), der dem Unternehmen für die nächsten zwei Jahre auch als Namensgeber diente. 1997 kaufte Diller den Online-Ticketanbieter Ticketmaster und den Kabelkonzern USA Networks, inklusive der Tochtersender SCI FI und Studios USA. Diller baute USA Networks (wie der Konzern nun hieß) radikal um, indem er stark regionalisierte TV-Sender etablierte, die neben eingekauften Formaten vor allem lokal produzierte Programme ausstrahlten („WAMI-TV“ in Miami, „WHOT“ in Atlanta, „KSTR“ in Dallas).

Das Online-Portfolio wurde in der Folgezeit durch die Übernahme des Dating-Dienstleisters Match.com (1999), des Buchungs-Unternehmens Hotels.com (2000) und des Internet-Reisebüros Expedia (2002, das später ausgegliedert wurde) weiter ausgebaut. Wie sehr das Unternehmen zu dieser Zeit die Onlineaktivitäten fokussierte, zeigen zwei Maßnahmen deutlich: Zum einen trennte sich Diller - für Außenstehende überraschend - wieder von USA Networks und verkaufte die Sendergruppe an den spanischsprachigen Fernsehbetreiber Univision. Zum anderen entschied sich die Gruppe für eine erneute Umbenennung in USA Interactive.

2003 verstärkte USA Interactive sein Online-Engagement weiter durch die Übernahmen von uDate.com, RealEstate.com und LendingTree und symbolisierte diese Konzentration mit dem Namen InterActiveCorp. (IAC), der bis heute Bestand hat. Der wichtigste Kauf war der Erwerb der Suchmaschine Ask Jeeves (heute: Ask.com) im Juli 2005 für 1,8 Milliarden US-Dollar. Barry Diller unterstrich hiermit seine Ambitionen, aus IAC einen Internet-Player zu machen, der mit Marktführern wie Google und Yahoo konkurrieren konnte. Der Name Ask Jeeves basierte auf der literarischen Figur des Dieners Reginald Jeeves, der in Kurzgeschichten von P.G. Wodehouse stets eine Antwort auf beliebige an ihn gestellte Fragen geben konnte. Neben der traditionellen stichwortbasierten Suche bot Ask als eine der ersten Suchmaschinen die Möglichkeit an, das Internet nach Antworten auf umgangssprachlich formulierte Fragen zu durchsuchen. Diese Funktion bleibt auch weiterhin bestehen, obgleich sich IAC im November 2010 weitestgehend aus dem Suchmaschinengeschäft zurückgezogen hat.

2007 wurden Pläne bekannt, nach denen das Unternehmen in fünf separate, jeweils an der Börse notierte Subunternehmen unterteilt werden sollte (siehe Geschäftsbereiche). Offiziell argumentierte Barry Diller diesen Schritt so, dass die vielfältigen Onlineaktivitäten unter einem Dach zu unübersichtlich organisiert seien und sich in abgetrennten Geschäftseinheiten ungestörter entwickeln könnten. Tatsächlich bestand das Ziel vorwiegend darin, den Einfluss von Liberty Media und John Malone zu beschränken. Die Aufteilung in fünf unabhängige Unternehmen bedeutete gleichzeitig auch die Aufteilung der Liberty Media-Stimmrechte. Der Protest durch John Malone wurde durch ein Zivilgericht in Delaware beendet, das die Reorganisation von IAC nach den Wünschen Dillers’ genehmigte.

Die Entscheidung, IAC in fünf separate Unternehmensbereiche zu gliedern, hat sich als gelungener strategischer Schachzug erwiesen, um den Einfluss von Liberty Media-Chef John Malone einzudämmen. Die Machtfülle, die IAC-Chef Diller damit erwarb, wurde von zahlreichen Analysten jedoch kritisch bewertet. Dillers Geschäftsführung hielten viele für eine unkontrollierte und ziellose Einkaufstour ohne nachvollziehbare Gesamtvision. Für den (zwischenzeitlichen) Rückzug Dillers vom CEO-Posten im Dezember 2010 waren allerdings nicht die externen Kritiker, sondern vielmehr ein anderer Deal verantwortlich:

Am 02.12.2010 wurde bekanntgegeben, dass sich Liberty Media vollständig aus IAC zurückzieht. Damit fanden die jahrelangen Auseinandersetzungen zwischen Barry Diller und Liberty-Chef John Malone ein Ende. Der Deal wurde durch einen Aktientausch realisiert: Barry Diller übernahm die Liberty Media-Stimmrechte und kontrolliert mit einem nun auf 34% angewachsenen Aktienanteil endgültig InterActiveCorp. als Mehrheitseigner. Der Preis für den Rückzug von Malone lag bei 220 Millionen US-Dollar in Cash. Zusätzlich bekam Malone die IAC-Tochtergesellschaft mit Shopping-Schwerpunkt (u.a. mit den Marken Evite und Gifts.com), die das Konsum-Portfolio von Liberty Media sinnvoll ergänzte. Außerdem besiegelt wurde der bereits angesprochene Wechsel Dillers vom CEO-Posten in den Aufsichtsrat, wo er neuer Vorsitzender wurde. Diller blieb als Senior Executive dennoch stets im operativen Geschäft aktiv. Nach den Umstrukturierungsplänen, die Ende Dezember 2013 bekannt gegeben wurden, ist es gut möglich, dass Diller 2014 wieder an die Spitze der Geschäftsführung wechselt. 

2013 umfasst das Imperium von IAC etwa 55 verschiedene Internet-Marken und beschäftigt direkt rund 3.200 Mitarbeiter.

Management

Barry Diller hat IAC in den letzten zehn Jahren zu einem Online-Imperium ausgebaut, das so verschiedene Dienstleistungen und Produkte wie Hypotheken, Reisen, Dating, Internetsuche, Online-Games oder Schuhe anbietet. Seine Karriere begann Diller ursprünglich in den 1960er Jahren beim Fernsehsender ABC, kommt also aus der Kino- und TV-Branche. Dort machte er sich einen Namen mit dem Konzept exklusiv fürs TV produzierter „Movies of the Week“. Die nächste Station Dillers war das Hollywood-Studio Paramount Pictures, das unter seiner Leitung Blockbuster wie „Indiana Jones“ oder „Beverly Hills Cop“ produzierte. In den 1980er Jahren engagierte ihn Rupert Murdoch für den Aufbau des Fernsehkanals Fox der News Corp. Die Einführung von Serienformaten wie „Cheers“, „The Simpsons“ oder „Cops“ brachte ihm auch hier schnell einen guten Ruf ein. 1998 machte er sich unabhängig, indem er für vier Milliarden US-Dollar Universal Television kaufte, um das Unternehmen nur vier Jahre später (2002) zum vierfachen Preis an Vivendi abzugeben. Hintergrund dieses Deals war die Abkehr Dillers‘ vom Medium Fernsehen, als er das Potenzial des damals noch jungen Internet erkannte.

Diller gilt als einer der Top-Verdiener unter Amerikas Wirtschaftsbossen. Im Jahr 2005 kam er, inklusive Aktienoptionen und Bonuszahlungen, auf ein Gehalt von unglaublichen 469 Millionen US-Dollar. Die Höhe seines Salär bestimmt Diller bis heute weitgehend selbst, da der IAC-Aufsichtsrat zum Großteil mit Geschäftsfreunden, wie dem Universal Music-Chef Edgar Bronfman Jr., besetzt ist.   

Diller's Nähe zur demokratischen Partei sorgte 2011 für Wirbel als Ex-Präsidententochter Chelsea Clinton in den IAC-Aufsichtsrat berufen wurde und nur wenige Wochen später einen Job beim TV-Netzwerk NBC annahm. Insbesondere die journalistische Elite witterte in dieser Doppelfunktion potenzielle Interessenkonflikte, obgleich Clinton nicht als Wirtschaftsjournalistin, sondern für ein People-Format engagiert wurde.

Im Dezember 2010 wurde Greg Blatt neuer CEO der InterActive Corp. (IAC), nachdem Barry Diller im Zuge des Deals mit John Malone den Führungsposten abgeben musste (siehe Geschichte und Profil). Blatt wurde bereits 2004 von Diller ins Unternehmen geholt und stieg dort schnell auf. Vor seiner Beförderung zum Vorstandsvorsitzenden war Blatt bereits 2009 zum CEO von Match.com, einer der wichtigsten Konzernmarken, ernannt worden und bewährte sich dort schnell mit wachsenden Nutzerzahlen und gesteigerter Profitabilität. Der Jurist Blatt, der an der renommierten Columbia Law School abschloss, wurde 1999 von Martha Stewart - einer der wichtigsten amerikanischen Medienprominenten, die mit Lifestyle-Programmen ein multimediales Imperium aufbaute - abgeworben, um den Börsengang ihres Unternehmens zu managen. Sein Talent, schwierige Deals zum Erfolg zu führen, stellte Blatt dann auch innerhalb von IAC zu Beweis: Er war maßgeblich verantwortlich für die Umstrukturierung des Unternehmens, unter anderem für die Zusammenfassung aller Reisedienstleistungen im neuen Expedia-Unternehmen. 

In den drei Jahren, in denen Blatt CEO der InterActiveCorp. war, entwickelte sich die Unternehmensgruppe sehr positiv weiter, über seine Person und seinen Führungsstil drangen jedoch kaum Informationen nach außen. 

Laut den ersten Medienberichten zum geplanten Konzernumbau wird Greg Blatt seinen CEO-Posten bei IAC aufgeben und als Aufsichtsratsvorsitzender zur neuen Unternehmensgruppe, der Match Group, wechseln. Ein neuer CEO für den Gesamtkonzern soll vorerst nicht benannt werden. Stattdessen werden die Geschäftsführer der einzelnen Unternehmenseinheiten (siehe Geschäftsbereiche) direkt an Senior Executive Barry Diller berichten, der auch den Aufsichtsrat als Vorsitzender kontrolliert. Wie es an der Spitze des Onlinekonzerns weitergeht und ob Diller auch formal in seine alte Rolle als CEO zurückkehrt, wird das Jahr 2014 zeigen. Bisher deutet aber alles darauf hin, dass sich das IAC-Management weiterhin durch personelle Kontinuität auszeichnen wird. 

Geschäftsbereiche

Herzstück des bis 2011 umstrukturierten Konzerns ("New IAC") war ursprünglich die Suchmaschine Ask.com, die im Oktober 2013 mit einem Marktanteil von 2,6 Prozent in den USA noch auf Platz Vier der am häufigsten benutzten Suchmaschinen kam (hinter Google, Bing und Yahoo). 

Um dem sehr breit aufgestellten Marken- und Produktangebot von IAC mehr Struktur zu verleihen, gliedert der Konzern seine Onlinemarken seit 2012 in fünf Bereiche:

  • SEARCH AND APPLICATIONS: Ask.com, Dictionary.com, About.com, Urbanspoon, nRelate, alle Marken des Mindspark Interactive Networks etc. 
  • PERSONALS: Kontaktportale und Datingseiten (Match.com, OkCupid, chemistry.com, peoplemedia etc.)
  • LOCAL: Dienstleistungsportale, über die Nutzer z.B. Handwerker und andere Dienstleister rund ums Zuhause finden und buchen können (HomeAdvisor, Felix etc.)
  • MEDIA: Medien und Contentanbieter (CollegeHumor, Electus, Notional, The Daily Beast, Vimeo, DailyBurn etc.) 
  • OTHER: Shoebuy.com, Tutor.com

 

Mit 52.3% Umsatzanteil (2012) ist der Bereich SEARCH AND APPLICATIONS für IAC (wieder) der gewinnbringendste Unternehmensteil. Am bekanntesten ist allerdings der Kontaktbörsen-Bereich PERSONALS, der 25.5% (2012) zum Ergebnis beitrug. Die prominenten Dating-Portale Match.com, uDate.com und chemistry.com sind hier die Zugpferde. Besonders erfolgreich ist Match.com, das fast zu einem Synonym für die Online-Partnersuche in den Vereinigten Staaten geworden ist. IAC's Schwerpunkt auf Dating-Seiten wurde durch die Launches von spezialisierten Portalen wie BlackPeopleMeet oder SeniorPeopleMeet  zusätzlich unterlegt. Für den chinesischen Markt hat IAC außerdem eDodo erworben, eine Single-Börse, die 180.000 zahlende Mitglieder vorweisen kann. Im Juli 2009 übernahm IAC für 80 Millionen US-Dollar den konkurrierenden Singlebörsen-Betreiber People Media und kaufte 2010 außerdem das Konkurrenzangebot Yahoo Personals, um endgültig die Nummer Eins in der Online-Partnervermittlung zu werden. Schätzungen zufolge lag der Kaufpreis hierfür bei circa einer halben Milliarde USD. 

Die LOCAL-Marken trugen 2012 rund 11.5% zum Gesamtumsatz bei, auf den Geschäftsbereich MEDIA entfielen 5.9% und 4.8% steuerten die OTHER-Marken wie Tutor.com bei.   

Zur MEDIA-Sektion gehört das populäre Videoportal Vimeo, womit Nutzer selbst erstellte Videos in HD-Qualität austauschen und veröffentlichen können. Nach Angaben von IAC hat die Vimeo-Community, die seit 2004 besteht, 18 Millionen registrierte Nutzer (Stand: Dezember 2013). Im Vergleich zu YouTube von Google Inc. erscheinen die Vimeo-Daten dennoch bescheiden. Worin die Ursachen für den relativen "Misserfolg" von Vimeo liegen, dafür gibt es verschiedene Erklärungen (auch vom Forbes Magazine). Um dem großen Konkurrenten etwas näher zu kommen, hat Vimeo im Sommer 2012 lokalsprachige Versionen des Portals freigeschalten, u.a. auch ein deutschsprachiges Vimeo. Die Video-Community setzt außerdem auf Differenzierung. Seit September 2012 bietet Vimeo zahlenden Mitgliedern (mit Plus- oder Pro-Status) die Möglichkeit, mit ihrem Content direkt auf der Seite Geld zu verdienen: Die Content-Produzenten können das neue Crowdfunding-Tool "Tip Jar" zu ihren Videos freischalten, mit dem Nutzer für die Videos, die ihnen gefallen, spenden können. Seit Januar 2013 hat Vimeo zusätzlich eine Pay-to-view-Option im Angebot und führte damit eine Art Online-Videothek ein. Pro-User können nach eigenem Ermessen Preise und Konditionen für das Ansehen ihrer Filme festlegen. Beide Neuerungen stehen im Zeichen einer neuen Strategie des Portals, sich künftig stärker im B2B-Bereich zu engagieren und sich dadurch auch vom großen Konkurrenten Youtube abzugrenzen. Gleichzeitig hofft Vimeo durch die neuen Services auch auf steigende Umsätze: An allen Einnahmen der User aus Crowdfunding oder Verleih verdient das Portal mit.

Seit April 2013 bietet Vimeo durch die Einrichtung des "Brand Creative Funds" den aktiven Filmemachern des Portals weitere Möglichkeiten, Geld zu verdienen und ihre Bekanntheit zu steigern. Gemeinsam mit Firmen werden Vimeo-User dafür bezahlt, innovative Werbeclips zu entwickeln und zu produzieren. Weitere Upgrades des Angebots für Vimeo-Contentproduzenten mit dem Pro-Mitgliedstatus wurden im September 2013 zugänglich gemacht, u.a. mit erweiterten Möglichkeiten, Videos als (kostenpflichtige) Streams oder zum Download freizugeben. Alle neuen Services stärken die Optionen für Contentanbieter und sollen Vimeo als Plattform für hochwertigen User-Generated Content etablieren, für den Nutzer auch zu zahlen bereit sind.

Das ambitionierteste Projekt des MEDIA-Geschäftsbereichs ist ohne Frage The Daily Beast. Das Nachrichten- und Blogportal im Stil der Huffington Post kombiniert eigenständig recherchierte Artikel, Blogs und Links auf anderswo erschienene Artikel. Es wurde 2008 von der ehemaligen Vanity Fair-Chefredakteurin Tina Brown gegründet, die die Seite nun im September 2013 nach fünf relativ erfolglosen Jahren endgültig verließ. Mit dem Weggang von Tina Brown sowie dem Verkauf des Newsweek Magazine an IBT Media im August 2013 erscheint die Zukunft von The Daily Beast bei IAC mehr als ungewiss (mehr hierzu unter Aktuelle Entwicklungen).

Im Februar 2011 war das Portal mit dem Nachrichtenmagazin Newsweek fusioniert worden. Mit der "Newsweek Daily Beast Company" waren zwei Hoffnungen verbunden gewesen: Die Online-Präsenz von Newsweek zu stärken und die Nutzung steigern zu können sowie The Daily Beast durch die Verbindung mit der Marke Newsweek als relevanten Player zu positionieren. Doch auch gemeinsam kamen Newsweek.com und The Daily Beast nie über 5 Mio. Unique User pro Monat hinaus.

Die vielen, IAC-assoziierten Firmen (u.a. HSN, Interval Leisure Group, Tree.com und Ticketmaster) werden an dieser Stelle nicht aufgeführt, weil sie als separate Unternehmen registriert sind und als solche auch teilweise an der Börse gehandelt werden.

Aktuelle Entwicklungen

Nach dem Rückzug Barry Dillers in den Aufsichtsrat und dem Abschluss der Restrukturierung des Konzerns wurde Greg Blatt Ende 2010 neuer operativer Chef der InterActive Corp. (mehr hierzu unter Geschichte und Profil). Wie nun im Dezember 2013 bekannt gegeben wurde, wird Match.com aus dem PERSONALS-Geschäftsbereich als eigenständige Match Group ausgelagert. IAC steht damit ein weiteres Mal neu organisiert. Zur neuen Match Group werden neben Match.com auch Tutor.com, DailyBurn und das Investment Skyllzone gehören (mehr dazu hier). Im Zuge dieses Umbaus wechselt Greg Blatt als Aufsichtsratschef zur Match Group und der Posten des IAC CEO bleibt zunächst unbesetzt. Die im Konzern verbleibenden Marken und Geschäftsbereiche sollen künftig wieder direkt an Senior Executive und Chairman Barry Diller berichten, der damit auch wieder nominell stärker im operativen Tagesgeschäft aktiv sein wird.  

Nach dem Liberty Media-Deal aus 2010, auf den die Neugliederung des Konzerns und der Wechsel an der Unternehmensspitze folgten, hat sich die wirtschaftliche Lage des Gesamtkonzerns stetig verbessert und der Börsenwert hat sich innerhalb der letzten drei Jahre mehr als verdoppelt. 2011 generierte IAC infolge der Umstrukturierung einmalig insgesamt satte 43.0% seines Ergebnisses aus Konsolidierungs- und Synergieeffekten.

Mit Blick auf die einzelnen Geschäftsbereiche fällt die Bilanz der Marken geteilt aus: Die knapp zwei Milliarden Dollar teure Ãœbernahme von Ask.com aus dem Jahr 2005 hat sich Experten zufolge nicht gerechnet. Demnach ist es versäumt worden, Ask zu der Marke auszubauen, die alle Online-Aktivitäten von IAC unter einem Dach vereint. Entsprechend entschied man sich im November 2010 dazu, das eigentliche Suchmaschinengeschäft aufzugeben, nachdem sich Microsoft's Bing mithilfe einer eindrucksvollen Marketingkampagne schneller als erwartet einen relevanten Teil des Markts sichern konnte. In der Entwicklungsabteilung wurden 130 Stellen gestrichen. Der Rest der Belegschaft zog in die Ask-Zentrale nach Oakland und betreut seither den Frage-Antwort-Service der Plattform, der weiter Bestand hat. Bis 2016 läuft außerdem eine Anzeigen-Kooperation mit Google, die 2011 neu besiegelt wurde. 

Die Attraktivität von Ask.com soll auch durch den Zukauf neuer Funktionen wieder gesteigert werden. Im Dezember 2012 schloss Ask.com eine Kooperation mit Quixey, einer Suchmaschine für Apps, durch die den Nutzern in den "natürlichen" Ergebnissen auf ihre Suchanfragen auch Apps für ihre mobilen Geräte angezeigt werden.

Die Konzentration auf die Kernkompetenzen von Ask.com und die an den Nutzern orientierte Erweiterung der Funktionalität wurden Mitte April noch durch eine große und aufwändig produzierte TV-Werbekampagne, die das Frage-Antwort-Alleinstellungsmerkmal von Ask.com in den Mittelpunkt stellt, unterstrichen. Für das Marketing und Produktmanagement hat man sich außerdem die erfolgreiche Expertin Susan Morrow als Vice President ins Boot geholt. 

Seit 2010 ist die IAC-Strategie darauf ausgerichtet, sich zu einem der führenden Produzenten von Content für neue und klassische Medien zu entwickeln. Zu diesem Zweck wurden die Produktionsfirmen Electus und Notional gegründet. Letztere wird von Ricky Van Veen geleitet, der zuvor schon im Auftrag von IAC für den Internetauftritt CollegeHumor.com Video-Contents produzierte. Electus ist eine Produktionsfirma, für die Barry Diller eigens Ben Silverman engagierte, der zuvor den Entertainment-Bereich von NBC Universal verantwortete. Die von Electus hergestellten (Video-) Inhalte werden seit 2010 online von Yahoo vertrieben. Electus soll das erste integrierte Multimedia-Studio werden, das Produzenten, kreative Köpfe, Werbetreibende und Vertreiber an einem einzigen Standort zusammenführt, um gemeinsam Inhalte jeglicher Form zum weltweiten Vertrieb über zahlreiche Plattformen zu produzieren. Außerdem erstellt Electus TV- und digitale Programmpläne für führende Kabelsender, Sendernetze und Online-Anbieter und will so die Lücke zwischen herkömmlichen TV-Angeboten, dem Internet sowie sonstigen Medienplattformen schließen. Den Bilanzen zufolge macht Electus seit seiner Gründung unverändert gute Geschäfte. Aufmerksamkeit bekam der Contentanbieter unter Anderem durch den Launch mehrer YouTube-Channel, wie dem innovativen Kochkanal "Hungry". Zunehmend expandiert Electus auch international: Die Shows American Digger, Fashion Star, Flip Men und Mob Wives:Chicago waren 2012 in 105 Nationen zu sehen.

Zu den wichtigsten Akquisitionen der letzten Jahre gehört das Social-Network DailyBurn.com. Ãœber die Seite können Fitness-Fans in Kontakt treten und interaktiv Aufzeichnungen zu Kalorienverbrauch, Gewicht und Essgewohnheiten auswerten. Das Portal hatte IAC-Angaben aktuell rund 2,5 Mio. Mitglieder (Stand: Dezember 2013), stagniert aber seit längerem auf diesem Niveau. DailyBurn ist besonders aufgrund der eigens entwickelten iPhone-App "FoodScanner" beliebt. Mit der populären Anwendung können iPhone-Nutzer per Barcodescan den Kaloriengehalt von Lebensmitteln und Getränken ermitteln. Einen Ãœberblick über die Entwicklung des Lifestyle-Netzwerks gibt es hier. Weitere Akquisitionen konzentrierten sich inbesondere auf die Präsenz im Match-Sektor und auf die Expansion in ausländische Märkte, insbesondere nach China und Europa.

Im Geschäftsfeld Reisedienstleistungen gliederte IAC das interaktive Reiseportal TripAdvisor im Dezember 2011 von der Muttermarke Expedia aus. Durch die Börsennotierung räumte man dem Netzwerk mehr Entwicklungsfreiheit ein, das im Vergleich zu Expedia doppelt so schnell wuchs. Im März 2013 knackte TripAdvisor die magische Grenze von 100 Mio. Reiseberichten und erreicht laut eigenen Angaben inzwischen 100 Mio. Nutzer monatlich. Im Dezember 2012 gab IAC überraschend die Mehrheit der Anteile an den Konkurrenten Liberty Interactive (Liberty Media, John Malone) ab: Für circa 300 Millionen USD erhöhte Liberty seine Anteile von 22 auf 57 Prozent. CEO Barry Diller bleibt aber weiter Vorstandsmitglied. Infolge des Mehrheitsgesellschafterwechsels legte die TripAdvisor-Aktie um bis zu 11 Prozent zu und wird von Investoren und Analysten weiter positiv bewertet. 

Die größten Probleme des Konzerns lagen seit 2011 eindeutig im Bereich Medien: Das Newsweek/The Daily Beast-Joint-Venture schrieb bis zum Schluss zweistellige Millionenverluste. Nach 1,5 Jahren ohne Besserung entschied sich IAC schließlich zur Einstellung der Printausgabe von Newsweek zum 31.12.2012. Durch Entlassungen und den Entfall der Druckversion konnten jährlich 40 Mio. USD eingespart werden. Dennoch wurde Newsweek im August 2013 ganz an IBT Media verkauft und im September gab auch Chefredakteurin Tina Brown die Leitung von The Daily Beast auf. Wie es mit dem Nachrichtenblog mittel- und langfristig weitergehen wird, ist damit offener denn je, zumal Nutzerzahlen und Werbeeinnahmen nach wie vor nicht den Erwartungen entsprechen. 

Abgesehen vom MEDIA-Geschäftsfeld strukturierte die InterActive-Gruppe Anfang 2013 auch den Unternehmensbereich SERVICEMAGIC um, der als HomeAdvisor neu geboren und schlanker aufgestellt wurde. Dies scheint bisher eine gute Entscheidung gewesen zu sein. Ende 2012 übernahm IAC außerdem die About.com-Familie, die sich gut ins SEARCH-Portfolio eingefügt hat. Die wichtigste Akquisition 2013 war das Lernportal Tutor.com: Die Online-Tutorial-Plattform wurde bereits 1998 während der ersten Dotcom-Welle gegründet. Anders als jüngere Mitbewerber setzt Tutor.com unter anderem auf einen Person-to-Person-Tutoring-Service und hat hierzu ein US-weites Netzwerk aufgebaut. 

Durch die beschriebenen Umstrukturierungen ist IAC seit 2011 wieder stabil in die Gewinnzone zurückgekehrt. IAC geht es aktuell besser denn je. Die IACI-Papiere wurden im August 2012 für über 50,00 USD pro Papier gehandelt und im zweiten Quartal 2012 wurde die Dividende auf 24 US-Cent pro Aktie verdoppelt. Die Basis für den Erfolg bildeten 2012, wie schon oben angedeutet, die Unternehmensbereiche SEARCH und PERSONALS sowie Erlöse aus der geglückten Umstrukturierung, getrübt wurde die Bilanz durch die Verluste im MEDIA-Sektor (siehe oben). Das frische Kapital nutzte IAC vor allem für Investitionen ins mobile Online-Geschäft (z.B. eBooks).

Trotz der positiven Gesamtentwicklung des Aktienkurses im Laufe des Jahres 2012 (mit zwischenzeitlich 55,57 USD pro Aktie), fielen die Bewertungen der Analysten aufgrund von zwei Risikofaktoren ambivalent aus: Erstens sind gerade die Marken von IAC von Änderungen im Suchalgorithmus von Google betroffen. Adjustierungen könnten sich deshalb deutlich im Traffic der Seiten bemerkbar machen. Zweitens sehen die Börsenspezialisten den Konzern im mobilen Geschäft schlecht aufgestellt. Der zunehmenden Bedeutung dieses hochdynamischen Markts wird das gegenwärtige IAC-Portfolio nach Expertenmeinung nicht gerecht. 

Seit April 2013 erholten sich die Bewertungen der IACI-Papiere allerdings sowohl auf Investoren- als auch auf Analysten-Seite wieder. UBS, Deutsche Bank und Credit Suisse setzten die Aktien wieder auf "buy"-Status. Die Papiere werden im Moment mit rund 67 USD pro Aktie gehandelt. Im April 2013 waren es nur rund 43 USD. Die hohen Kurse zum Jahresende sind eindeutig auf die Pläne zur Ausgründung der Match Group zurückzuführen, die den Kurs zwischenzeitlich um bis zu 30% steigen ließen. Die positive Entwicklung wird außerdem gestützt durch den Zukauf von starken Content- und E-Commerce-Webseiten des Anbieters ValueClick Inc. (u.a. PriceRunner und Investopedia), die in das SEARCH AND APPLICATIONS-Geschäftsfeld integriert werden. 

 

Laura J. Leithold, Letzte Aktualisierung und Ãœberarbeitung: 30.12.2013

News

20.01.14 / Walt Disney Corp., Viacom Inc./CBS Corp., InterActiveCorp.

Update: Medienkonzerne vs. Aereo

14.10.13 / InterActiveCorp., The Hearst Corporation, Viacom Inc./CBS Corp.

Medienkonzerne vs. Aereo

18.10.12 / InterActiveCorp., The Hearst Corporation, Advance Publications, Time Warner Inc.

Nach Newsweek-Einstellung: Print- und Onlinestrategien der US-Verlagshäuser